„E-Vorlesungen anzubieten, bedeutet mit der Zeit zu gehen“

Professor für Wirtschaftsinformatik beleuchtet verschiedene Seiten von virtuellen Lehrveranstaltungen


Münster (10. August 2010). Prof. Dr. Jürgen Nonhoff lehrt am Fachbereich Wirtschaft der Fachhochschule Münster unter anderem Wirtschaftsinformatik. Daher kommt auch sein Interesse am webbasierten Lernen. Der Hochschullehrer will mit der Zeit gehen. Das bedeutet für ihn, in der Lehre vermehrt E-Vorlesungen anzubieten. Ein Interview

Pressestelle: Was sind E-Vorlesungen?

Prof. Nonhoff: Ich verstehe darunter gefilmte Lehrveranstaltungen, die ich ins Netz stelle. Die Filme versehe ich mit einem Inhaltsverzeichnis und Folien. Erkläre ich beispielsweise eine Abbildung, können die Studierenden parallel auf den Folien nachvollziehen, wie diese aufgebaut ist.

Pressestelle: Warum ist es aus Ihrer Sicht wichtig, Lehrveranstaltungen zu filmen?

Prof. Nonhoff: Meiner Ansicht nach sprechen drei Gründe für E-Vorlesungen. Erstens bieten sie Studierenden die Chance, sich noch besser auf Prüfungen vorzubereiten, weil sie flexibleres Lernen ermöglichen. Zweitens stellen sie für Kursteilnehmer, die aus Krankheits- oder anderen persönlichen Gründen eine Veranstaltung nicht besuchen können, eine Hilfe dar. Drittens gehen sie mehr auf die unterschiedliche Aufnahmefähigkeit der Studierenden ein. Manche brauchen für den gleichen Stoff länger als andere - die E-Vorlesung ist unendlich wiederholbar. Auch können so englischsprachige Vorlesungen vorab oder später auf Deutsch gehört werden. Ein weiterer Vorteil ist, dass der Zugang zur Veranstaltung für körperlich behinderte Menschen deutlich vereinfacht wird.

Pressestelle: Wie wird die Video-Vorlesung von Studierenden angenommen?

Prof. Nonhoff: Regelmäßig erhalte ich - gerade einige Wochen vor dem Prüfungszeitraum - Mails, in denen sich Studierende für dieses zusätzliche Angebot bedanken. In meiner letzten Vorlesung haben von rund 70 Teilnehmern im Schnitt 25 sich auch noch die digitale Vorlesung angeschaut. Als positiv melden sie vor allem zurück, dass so ein Lernen rund um die Uhr möglich ist.

Pressestelle: Kann eine Aufzeichnung eine reale Vorlesung ersetzen?

Prof. Nonhoff: Nein. Das Video alleine bietet keine Garantie dafür, dass die Studierenden die ganze Zeit konzentriert bei der Sache sind und den Stoff auch sofort aufnehmen und lernen. Wer schafft es schon, eine 1,5-stündige Filmaufnahme konzentriert von Anfang bis zum Ende zu verfolgen - ohne sich ablenken zu lassen?

Pressestelle: Kommen die Studierenden trotz Videoangebot noch in die Vorlesung?

Prof. Nonhoff: Ja. Sie kommen. Allerdings sind einige auch geneigt, eine Lehrveranstaltung nicht zu besuchen. Meistens haben sie dafür aber triftige Gründe wie die Organisation einer Studienfahrt.

Pressestelle: Ist jede E-Vorlesung gleich aufgebaut?

Prof. Nonhoff: Bei den 13 Lehrveranstaltungen zur Einführung in die Wirtschaftsinformatik habe ich zwischendurch Multiple-Choice-Aufgaben eingebaut. Erst wenn diese beantwortet werden, läuft der Film weiter. Zudem habe ich das Video gegliedert, so dass sich die Studierenden auch nur bestimmte Teile ansehen können.

Pressestelle: An wen wenden sich Professoren, die zukünftig auch virtuelle Seminare anbieten wollen?

Prof. Nonhoff: An Jessica Wahlers von der Hochschulbibliothek oder an mich. Jessica Wahlers und ihre studentischen Mitarbeiter verfügen sowohl über die notwendige Technik als auch über die Software und filmen die Veranstaltungen.

Pressestelle: Sind damit Kosten für den Hochschullehrer verbunden?

Prof. Nonhoff: Nein. Für Hochschullehrer fallen momentan keine Kosten an, da es für E-Vorlesungen hochschulweite Projektmittel gibt.

Pressestelle: Kann jeder auf die E-Vorlesungen zugreifen?

Prof. Nonhoff: Jeder, der eine FH-Kennung hat, kann auf die ILIAS-Lernplattform zugreifen.

Pressestelle: Was ist Ihr Wunsch in Bezug auf E-Vorlesungen?

Prof. Nonhoff: Unser Auftrag ist es, Bildung zu vermitteln, nicht volle Hörsäle sicherzustellen. Der Trend hin zu mehr E-Vorlesungen ist nicht mehr aufzuhalten. Auch die Hochschulen sollten sich diesem Lernkanal nicht verschließen. Optimal ist aus meiner Sicht ein guter Mix aus Präsenz und Unterstützung durch Medien wie Bücher, Skripte und auch Videos. Damit eröffnen wir den Weg zum Lernen und Lehren mit verschiedenen elektronischen Medien - das heißt zum E-Learning.


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