Modell made in Münster

Fachhochschule und Universitätsklinikum professionalisieren gemeinsam therapeutische Berufe


Münster (12. November 2010). Die Größe der Runde im ehemaligen Senatssitzungssaal der Fachhochschule Münster war mehr als beeindruckend. Da saßen Vertreter des Fachbereichs Pflege und Gesundheit der FH Münster, des Universitätsklinikums Münster (UKM), der beiden UKM-Schulen für Physiotherapie sowie Logopädie, der Bezirksregierung Münster und eine ganze Reihe von Studierenden. Und feierten gemeinsam eine Auszeichnung aus Düsseldorf. Sie alle haben sie ihren Anteil an einem erfolgreichen dualen Studienangebot, das jetzt vom Gesundheitsministerium des Landes zum beispielgebenden Modellstudiengang erkoren wurde.

Es geht um das Studienangebot Therapie- und Gesundheitsmanagement. Das Besondere: Die frühere klassische Berufsausbildung von Physiotherapeuten und Logopäden hat durch den engen Schulterschluss verschiedener Akteure eine akademische Aufwertung erfahren. Die Absolventen haben künftig zwei Abschlüsse - die staatliche Anerkennung als Therapeut und den akademischen Grad „Bachelor of Science".

„Unser Modell ist in dieser Form wirklich einzigartig." Für Studiengangsleiterin Prof. Dr. Friederike Störkel mache die Zusammenarbeit der FH Münster mit den beiden renommierten Schulen des UKM und der damit verbundene Zugang zu allen Klinikbereichen den wesentlichen Unterschied aus. Denn anderenorts finde die Ausbildung ausschließlich in der Hochschule statt. Für den praktischen Einsatz gebe es lediglich Kooperationen mit Krankenhäusern, die zum Teil über keine eigenen Schulen für Physiotherapeuten und Logopäden verfügten.

Warum die Akademisierung von Gesundheitsberufen so wichtig sei, verrate allein schon der Blick ins Ausland. „Im Vergleich zu anderen Ländern sind wir in Deutschland spät dran. Wir benötigen eine weitere Professionalisierung dieser Berufe", sagte Prof. Dr. Marcellus Bonato, der maßgeblich an der Planung des Modells beteiligt war. Angesichts des Wandels im Gesundheitswesen und in der Demografie änderten sich auch die Einsatzfelder von Therapeuten. Neue ambulante Angebote und der Aufbau von eigenständigen Praxen erforderten mehr Qualifikationen, als die praktische Schulausbildung es zu leisten imstande sei. „Managementaufgaben", nannte UKM-Personalchef Peter Plester als wesentliche Anforderung, die auf Therapeuten zukäme. „Der Gesundheitssektor ist inzwischen der größte Wirtschaftsfaktor. Da benötigen wir gut ausgebildete Mitarbeiter, die für Führungsaufgaben geeignet sind und überdies wirtschaftlich denken."

Für die Leiterinnen der beiden UKM-Schulen, Margot Overbeck (Physiotherapie) und Helga Breitbach-Snowdon (Logopädie), spiele überdies die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit den Fächern eine zentrale Rolle. „Wir müssen immer wieder auf Fallstudien aus dem Ausland zurückgreifen", so Overbeck. Diese Kompetenz des wissenschaftlichen Arbeitens müsse auch in Deutschland vermittelt werden, um die Therapie abzusichern, wie Breitbach-Snowdon ergänzte. Zwar stelle die Kombination von Ausbildung und Studium für die angehenden Therapeuten eine hohe Belastung dar. „Aber das ist durchaus machbar", meinte Lina Beste, die im ersten Semester Therapie- und Gesundheitsmanagement studiert und zugleich ihre Ausbildung zur Logopädin absolviert. Für ihre Kommilitonin Meike Schulte ein Einsatz, der sich lohnen werde. „Ich bin sicher, dass wir durch den Doppelabschluss ein viel größeres Berufsspektrum haben werden."

„Ich freue mich sehr, dass dieses Studienangebot so gut angenommen wird", sagte Dr. Jürgen Seiger von der Bezirksregierung Münster in Vertretung des Düsseldorfer Gesundheitsministeriums. Der seit drei Jahren in einer Pilotphase laufende Studiengang ergänze in hervorragender Weise die bisherige grundständige Ausbildung und sei daher auch als Modell anerkannt worden, das - entsprechend evaluiert - künftig als Beispiel für andere Standorte dienen wird. Seiger: „Und es ist gut für Münster und die Region, dass wir hier mit den Akteuren vor Ort diesen neuen Ansatz aus der Taufe heben."


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