Gescheit und belastbar

Ausstellung im Historischen Rathaus zeigt den Wandel in der internationalen Soforthilfe


Münster (16. Juni 2013). Was haben Europaletten und virtuelles Wasser mit internationaler humanitärer Hilfe zu tun? Eine Antwort darauf erhielten die Besucher bei der Eröffnung der Ausstellung „Ziel: Gescheit und belastbar - Konzepte für die zwischenmenschliche Hilfe weltweit". Die Ausstellung im Historischen Rathaus in Münster präsentiert seit heute (16. Juni) Produkte, Projekte und neue technische Konzepte von Hochschulen in Münster und regionalen Organisationen zur angepassten, nachhaltigen und effizienten Technologie in der Nothilfe.

„Die zweiwöchige Ausstellung macht auf einen Wandel in der internationalen Hilfe aufmerksam", sagte Prof. Dr. Joachim Gardemann während der Eröffnung. Sie reagiere nicht mehr nur auf Krisen, sondern handle zunehmend vorausschauend und aktiv, so der Leiter des Kompetenzzentrums Humanitäre Hilfe an der Fachhochschule Münster.

Im Mittelpunkt der Exposition steht die Europalette: Sie dient in Krisengebieten als Transportmittel und anschließend meist als Feuerholz. Architektur-Studierende der Fachhochschule Münster haben in den Paletten eine weitere und wesentlich langfristigere Einsatzmöglichkeit erkannt: Mit wenigen Handgriffen können selbst handwerkliche Laien die Holzpaletten in ein einfaches, aber effektives Stecksystem verwandeln, aus dem sich in kurzer Zeit stabile Notunterkünfte zimmern lassen. Rodolfo Dias da Costa hat in seiner Bachelorarbeit eine Bauanleitung entwickelt, die Menschen vor Ort problemlos den Aufbau ermöglicht. Wie dies funktioniert, konnten die Besucher der Ausstellungseröffnung live erleben.

Schon fertig gebaut - in den Behindertenwerkstätten der Westfalenfleiß GmbH - war das „disaster response model". Dieses mobile Modell für Flüchtlingscamps hatte Architekturabsolventin Miriam Rosenberger in ihrer Masterarbeit entworfen. Mit dem Planspiel lassen sich Anforderungen simulieren, die die Notcamps für geflohene oder vertriebene Menschen erfüllen müssen. Inzwischen nutzen mehrere Hilfsorganisationen das Modell zu Schulungszwecken.

Das Recht auf Zugang zu sauberem Wasser ist von der Vollversammlung der Vereinten Nationen als Menschenrecht anerkannt worden. Rund 1,5 Millionen Menschen jedoch sterben jährlich an verunreinigtem Wasser. Dagegen verbraucht 200 Liter, wer ein Frühstücksei essen möchte, wenn man den gesamten Wasserbedarf zur Produktion berücksichtigt. Ein kritisches Nachdenken darüber will das Exponat „Virtuelles Wasser - wie viel Wasser brauchen wir tatsächlich?" anregen.
Die Ausstellung läuft noch bis zum 30. Juni in der Bürgerhalle im Historischen Rathaus, der Besuch ist während der Friedenssaal-Öffnungszeiten dienstags bis freitags von 10 bis 17 Uhr und am Wochenende von 10 bis 16 Uhr möglich. Der Eintritt ist frei.

Zum Thema:
Passend zum Exponat „Virtuelles Wasser - wie viel Wasser brauchen wir tatsächlich?" halten Prof. Dr. Carola Strassner und Prof. Dr. Joachim Gardemann am 25. Juni um 19 Uhr in der Rüstkammer des Stadtweinhauses den Vortrag „Das Recht auf Wasser - Wie viel Wasser brauchen wir im Warenkorb und Wasserspeicher?"

Alle Exponate der Ausstellung auf einen Blick:

Kompetenzzentrum Humanitäre Hilfe - Wir spenden Expertise (Kompetenzzentrum Humanitäre Hilfe)

Mehr als nur ein Dach über dem Kopf - Freiräume für Wohnungslose (Fachbereich Architektur)

Mülltrennung in der Katastrophenhilfe - auch Notkrankenhäuser produzieren Abfälle (Fachbereich Design)

Global verfügbares Transportmittel als Baumaterial - das Palettenhaus (Fachbereich Architektur)

Verständigung ohne Worte - Piktogramme für die Nothilfe (Fachbereich Design)

Siedlungsplanung als Simulation - Das „disaster response model" (Fachbereich Architektur)

Hand in Hand mit den Bewohnern - Slummodernisierung in Afrika (Fachbereich Architektur)

Transparenz im Flüchtlingslager - Kunststoff für Demokratie (Fachbereich Architektur)

Stadtbaustein zur Orientierung - Kommunikationszentrum in Krisenregionen (Fachbereich Architektur)

Virtuelles Wasser - Wie viel Wasser verbrauchen wir tatsächlich? (Fachbereich Oecotrophologie - Facility Management)

Menschenrecht oder Völkerrecht - Kardinalfrage für die Humanitäre Hilfe (Kompetenzzentrum Humantiäre Hilfe)

Die Hoffnung ins Rollen bringen - Das „skate-aid"-Konzept (skate-aid e.V.)


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