Leben retten in Jordanien

Prof. Dr. Joachim Gardemann von der Fachhochschule Münster hilft in Al Azraq Flüchtlingen aus Syrien


Münster (18. Juni 2014). Unzählige weiße Blechhütten, umgeben von endloser Weite und trostloser Landschaft - Al Azraq ist ein kleiner Ort inmitten der jordanischen Wüste. Hier kommen jeden Tag mehrere hundert Menschen an, die vor dem Krieg in Syrien fliehen. Fast 8.000 Flüchtlinge sind inzwischen da, insgesamt kann das Camp 120.000 Menschen aufnehmen. Sie suchen Hilfe in Gesundheitsstationen und in dem Krankenhaus des Roten Kreuzes und Roten Halbmondes, das in großen Containern eingerichtet wurde. Seit dem 3. Juni ist Prof. Dr. Joachim Gardemann vor Ort. Er ist Kinderarzt und Leiter des Kompetenzzentrums Humanitäre Hilfe der Fachhochschule Münster. Derzeit bereitet er das Krankenhaus für die Flüchtlingsbevölkerung vor, in der etwa die Hälfte jünger als 18 Jahre ist. Für Gardemann ist es der erste Einsatz in den letzten 20 Jahren, bei dem er durch das Internet Kontakt nach Münster halten kann. Per E-Mail berichtet er von seinen Erlebnissen.

„Wir arbeiten hier als Deutsches Rotes Kreuz zusammen mit dem jordanischen Roten Halbmond sowie dem finnischen, norwegischen und kanadischen Roten Kreuz", schreibt Gardemann. Insgesamt 18 ausländische Einsatzkräfte seien inzwischen vor Ort und werden von jordanischen Ärzten, Hebammen und Krankenschwestern unterstützt. Das Krankenhaus habe einen sehr normalen Charakter und ähnle keinesfalls der Behelfsmäßigkeit der Zelte früherer Akuteinsätze. „Die Gebäude, entwickelt von einem italienischen Architekten und Konstrukteur, sind eine völlig neuartige Form der Flüchtlingsunterbringung", so Gardemann. Es gebe mehrere große Dörfer, jedes mit Gemeinschaftsgebäuden wie Moscheen und Schulen. Außerdem werden die Menschen nicht massenverpflegt, sondern bekommen von den Vereinten Nationen Gutscheine. Damit können sie im riesigen Lebensmittellager, das wie ein großer Supermarkt organisiert ist, einkaufen. „Gegenüber meinen Erfahrungen bei all meinen früheren Einsätzen sehe ich hier ein größeres Maß an Normalität und würdevollem Leben gewahrt."

Regelmäßig berichtet Gardemann auch seinen Studierenden in Münster aus Jordanien. „Ich lasse die Studierenden damit in Echtzeit an einer realen humanitären Hilfsaktion teilnehmen." Zuletzt informiert hat er sie über den Besuch von ZDF-Journalisten, die vor Ort eine Reportage über das Flüchtlingscamp gedreht haben. Außerdem knüpfte Gardemann schon zahlreiche Kontakte zu Experten und lud sie zu Gastvorlesungen nach Münster ein. „Den italienischen Architekten, der unser containerbasiertes Krankenhaus entworfen und realisiert hat, habe ich für einen Vortrag gewinnen können." Darüber hinaus transportiert Gardemann sein Wissen aus Studierendenprojekten in Münster nach Jordanien. Derzeit überlege das Team, einige Strukturen des Münsterschen Palettenhauses zu errichten, das Architektur-Studierende der Fachhochschule Münster 2013 entwickelt hatten.

Noch bis Mitte Juli bleibt Gardemann in Jordanien, um den Flüchtlingen zu helfen.


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