Dunkle Schatten und weiße Schaumkronen
Designabsolvent der FH Münster gewinnt mit Animationsfilm Troisdorfer Bilderbuchpreis
Um die Nordsee und die Stadt Rungholt geht es in in der Ballade „Trutz, Blanke Hans“! von Detlev von Liliencron. FH-Absolvent Matthias Ries hat sie in einen Animiationsfilm verwandelt und dafür den Förderpreis des 20. Troisdorfer Bilderbuchpreises erhalten. (Bild: Matthias Ries)
Die Gewinner des Troisdorfer Bilderbuchpreises 2015 (v.l.): Julie Völk (1. Preis für „Das Löwenmädchen“), Torben Kuhlmann (Preis der Kinderjury für „Lindbergh - die abenteuerliche Geschichte einer fliegenden Maus“), Matthias Ries (Förderpreis für „Trutz, Blanke Hans!“) und Peter Schössow (2. Preis für „Der arme Peter"). Nicht auf dem Bild ist Stian Hole (2. Preis für „Annas Himmel"), der in Norwegen lebt. (Bild: Johanna Ries)
Münster (22. Juni 2015). Der Blick aufs Meer
lässt die Wasserfläche nur scheinbar ereignislos wirken. Ein dunkler Schatten,
weiße Schaumkronen oder schemenhafte Gegenstände - die blaue, endlose Weite
regt die Fantasie an. Mit diesen Eindrücken spielt Matthias Ries,
Designabsolvent der FH Münster, in seinem Animationsfilm „Trutz, Blanke Hans!".
Er verwandelt die gleichnamige Ballade von Detlev von
Liliencron, in der die Nordsee als „Blanker Hans" bezeichnet wird, in eine animierte
Bildergeschichte. Das ist ihm hervorragend gelungen, findet das Troisdorfer
Bilderbuchmuseum: Es hat dem 28-Jährigen am Sonntag (21. Juni) den Förderpreis
des 20. Troisdorfer Bilderbuchpreises verliehen.
Von Liliencrons Ballade handelt vom Untergang der
Nordseeinsel Rungholt, die 1362 bei einer Sturmflut im Meer versank. Im Film
verliert sich der Erzähler unter dem Eindruck des Meeres und der soeben
gehörten Rungholt-Sage in einen Tagtraum. Auf einen Gedanken folgt der nächste
und wieder ein anderer - ein Szenario, das Ries durch Bilder darstellt, die sich
ständig verwandeln. Schließlich endet der Traum in der Gegenwart und mit der
nüchternen Erkenntnis, dass Rungholt wohl kaum in all seiner Pracht auf dem
Meeresboden steht. Allenfalls ein paar Holzreste im Schlamm zeugen von dem
wahren Schicksal.
„Mein Ziel war es, einen Zugang zum Gedicht zu schaffen. Durch
meine Bilder zeige ich, dass nicht nur Fakten wichtig sind, sondern auch die
Situation des Dichters und seine Worte", erklärt Ries. Zwei unterschiedliche
Illustrationsstile visualisieren den Kontrast zwischen Wirklichkeit und
Tagtraum. Die Bilder der Rahmenhandlung sind farbig. In der Traumsequenz
wandeln sie sich zu einem Schattenspiel, sodass nur noch Silhouetten sichtbar
sind. „Dieses Spiel mit Doppeldeutigkeiten lässt dem Betrachter Raum für die eigene
Fantasie", sagt der Designer. Er habe die Geschichte durch eindrucksvolle
Stimmungen festgehalten und sensibel abgestimmt in Bild, Ton und Musik, urteilt
die Jury des Bilderbuchpreises.
Ries hat sein Bachelorstudium Design mit dem Schwerpunkt
Illustration an der FH Münster im Wintersemester 2014/2015 abgeschlossen. Der
Animationsfilm ist das Ergebnis seiner Bachelorarbeit am Fachbereich Design. Online
zeigen werde er sein Werk aber vorerst nicht. Zunächst plane er die Einreichung
bei verschiedenen Wettbewerben. Außerdem stehe er in Kontakt zu einem
Münsteraner Museum, das bereits Interesse angemeldet hat für eine Ausstellung
im kommenden Jahr.
Zum Thema:
Die Ausbildung am Fachbereich Design der Fachhochschule Münster schließt das gesamte Designspektrum durch die vier angebotenen Schwerpunkte Kommunikationsdesign, Illustration, Mediendesign und Produktdesign ein. Sie bietet den Studierenden ein ungewöhnlich offenes Feld für experimentelle Gestaltungen und zielbezogene Denkansätze, die optimal für den beruflichen Alltag vorbereiten. Neben dem Bachelorstudiengang Design bietet der Fachbereich den Masterstudiengang „Design - Information und Kommunikation" an.
Der Troisdorfer Bilderbuchpreis ist der einzige Spezialpreis für künstlerische Bilderbuchgestaltung im deutschsprachigen Raum. Er wird alle zwei Jahre vergeben; 2015 bereits zum 20. Mal. Eine unabhängige Jury wählt die Preisträger aus allen Einsendungen aus. Ihre Arbeiten sowie eine repräsentative Auswahl aus allen eingereichten Werken zeigen die Organisatoren anschließend in einer Ausstellung der Öffentlichkeit.