Wie nachhaltig sind Küchenschränke?

FH-Student hat in seiner Bachelorarbeit Ideen für einen ökologischen Herstellungsprozess zusammengestellt


Münster/Steinfurt (2. September 2015). Von Spanplatten über Schubladen und Türgriffe bis hin zu Scharnieren und Schrauben - ein Küchenunterschrank besteht aus vielen Einzelteilen. Und jedes hat mitunter einen langen Weg zurückgelegt, bis das Endprodukt im Einrichtungshaus zu kaufen ist. Woraus genau das Möbelstück besteht, welche Rohstoffe und wie viel Energie dabei verbraucht werden, damit hat sich Tobias Mohn in seiner Bachelorarbeit am Fachbereich Chemieingenieurwesen beschäftigt.

Mithilfe einer Lebenszyklusanalyse fand der 23-jährige Student der FH Münster im Auftrag der Firma WESSLING GmbH heraus, wie sich der Herstellungsprozess eines Küchenunterschranks nachhaltiger bewältigen lässt. Sein Ergebnis: Insbesondere Holz und Klebstoffe können auf Grund ihrer Lebensgeschichte eine erhebliche Auswirkung auf die Umwelt in Form von Ressourcen- und Energieverbrauch sowie Emissionen haben.

Doch zunächst sammelte Mohn jede Menge Daten zum Produkt. Wie schwer ist es, wie groß, woraus besteht es, und womit ist es beschichtet? Erst dann hat er den Herstellungsprozess unter die Lupe genommen. „Ich habe untersucht, wie viel Energie und welche Ressourcen verbraucht werden", so der Chemieingenieur. Und das bis ins letzte Detail, von der Bearbeitung des Holzes über den verwendeten Leim bis hin zum Transport zum Möbelhaus - der FH-Student analysierte jeden einzelnen Schritt. „Aufgrund ihrer Ausbildung wissen Chemieingenieure den Werdegang des Leims bis zum Rohöl, die Schraube bis zum Eisenerz und die Spanplatte bis zum Forst zurückzuverfolgen, inklusive aller Herstellprozesse und deren Energiebedarf", erklärt Prof. Dr. Thomas Schupp vom Fachbereich Chemieingenieurwesen, der die Arbeit betreut hat.  

Seine Erkenntnisse überprüfte Mohn anhand vorgefertigter Kategorien, zum Beispiel, wie hoch das Treibhaus- oder Ozonbildungspotenzial ist. „Ziel ist es, den Herstellungsprozess ökologisch besser zu machen, damit das Möbelstück insgesamt nachhaltiger wird." Letztendlich spiele auch der finanzielle Aspekt eine Rolle. Denn wenn Energie gespart werde, wirke sich das auch auf die Herstellungskosten positiv aus. „Nur für die Herstellung eines Küchenunterschrankes wird nahezu 2000 Megajoule (MJ) an Primärenergie benötigt." Durch eine nachfolgende Verwertung des Möbelstücks ließe sich der Gesamtenergiebedarf ungefähr halbieren.  

Bei Prof. Schupp fand die Arbeit von Mohn so großen Anklang, dass er sie für den Hochschulpreis der FH Münster vorschlug. Gerade einmal ein Prozent aller Absolventen eines Jahrgangs erhält ihn. Mohn ist einer von ihnen und nahm die Auszeichnung bei einer Feierstunde in Münster entgegen. „Tobias Mohn hat gezeigt, dass die Ausbildung zum Chemieingenieur mit der Vertiefung ‚Nachhaltige Chemie‘ Fähigkeiten vermittelt, die auch außerhalb der klassischen chemischen Industrie wertvoll eingesetzt werden können", sagt Schupp.  

Inzwischen studiert Mohn das Masterprogramm Chemical Engineering auf dem Steinfurter Campus der FH Münster.

Zum Thema:
Die Studierenden des Bachelors Chemieingenieurwesen beginnen nach drei Semestern Grundlagenstudium eine von drei Vertiefungsrichtungen. Absolvent Tobias Mohn entschied sich für „Nachhaltige Chemie". In dieser Spezialisierung geht es darum, Lebenszyklusanalysen für chemische Produkte zu erstellen, die Nachhaltigkeit chemischer Wertschöpfungsketten zu bewerten und zur Optimierung beizutragen. Da die Studierenden im vierten Semester einen mehrmonatigen Aufenthalt in einem Partnerunternehmen absolvieren, gilt diese Richtung als praxisintegrierter dualer Studiengang. Die zwei weiteren Vertiefungsrichtungen sind „Angewandte Chemie" und „Chemische Verfahrenstechnik".


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