Kinderhospiz: ein Zuhause auf Zeit
Stiftung Deutscher Architekten zeichnete Hanna Teuwsen von der FH Münster aus
Preiswürdig fand die Stiftung Deutscher Architekten die Arbeit „Zwischen den Sphären Santa Maria de la Valldigna. Ein Kinderhospiz im Konvent“ von Hanna Teuwsen, Absolventin der FH Münster. (Foto Juliane Deppermann)
Kinderhospiz, Skulpturengarten, Haus der Familien: Der Entwurf formuliert, so die Absolventin, „ein hybrides Kinderhospizkonzept. Eine Synergie zwischen Ort, Bestand, Hospiz und kulturellen Nebennutzungen könnte zu einer besseren Integration und wirtschaftlichen Sicherung von Kinderhospizen führen“. (Bild: Hanna Teuwsen)
Münster (27. April 2017). In einer WDR-Dokumentation hatte Hanna Teuwsen gesehen, dass Kinderhospize nicht nur ein Ort des Abschieds sind. Die damalige Architekturstudentin der FH Münster erfuhr, dass die Hospize ein Zuhause auf Zeit sind und der ganzen Familie eines lebensverkürzend erkrankten Kindes oder jungen Erwachsenen Erholung und Entlastung ermöglichen. „Leider sind die Institutionen immer noch spendenabhängig und damit auch in ihrer Entwicklungsmöglichkeit eingeschränkt“, erzählt Teuwsen, die durch die Sendung auf die Idee gekommen ist, ihre Masterarbeit zu diesem Thema zu verfassen.
„Mein Wunsch war es, ein Konzept zu entwickeln, in dem das Thema Kinderhospiz selbstverständlicher und gesellschaftlich integriert behandelt wird und man gleichzeitig einen wirtschaftlichen Rahmen schaffen kann.“ Nun erhielt die Absolventin des Fachbereichs Architektur, der Münster School of Architecture (MSA), für ihre Abschlussarbeit „Zwischen den Sphären Santa Maria de la Valldigna. Ein Kinderhospiz im Konvent“ den Förderpreis der Stiftung Deutscher Architekten.
Als geeigneten Standort mit Entwicklungspotenzial empfand die 28-Jährige die Klosterruine Santa Maria in der spanischen Provinz Valencia, einer Region ohne Kinderhospize. Sie beschreibt den Entwurf als „einzelne Raumstruktur, die sich der Landschaft anpasst und proportional den historischen Spuren der bestehenden Teilruine folgt. Verschiedene Nutzungen ergänzen einander und werden dennoch räumlich über Niveaus und Außenräume respektvoll voneinander abgesetzt.“ Es gibt drei funktionale Hauptbereiche: einen öffentlich-kulturellen Teil mit Gemeindekirche, eine Herberge mit integrierter Pflege-Akademie und das Hospiz mit therapeutischen Nebennutzungen auf Basis der Ruinen. Teuwsen: „Das Gefüge wird gebrochen durch intime Gärten und Patios, welche die umliegenden Nutzungen gestalterisch fortsetzen und in den Außenraum integrieren, sowie öffentliche Plätze, die Begegnung und Austausch der unterschiedlichen Nutzergruppen ermöglichen.“
Das gelungene Wechselspiel aus bestehender Substanz der vorhandenen Klosterruine und der neuen Erweiterung habe auch die Jury überzeugt. Teuwsen hat sich über „die tolle Anerkennung und die positive Resonanz sehr gefreut“. Einen Teil des Preisgeldes übrigens werde sie an zwei Kinderhospize spenden.
Den sensiblen Umgang mit der bestehenden Substanz zu finden und dennoch mutig sein zu dürfen, das habe die Masterabsolventin im Studium gelernt. „Ich konzentrierte mich auf das Thema Bauen im Bestand, da ich es für die Zukunft der Stadt besonders wichtig halte, das Potenzial der Umnutzung oder Erweiterung bestehender Gebäude auszuschöpfen, statt nur neu zu bauen.“ Besonders Prof. Manuel Thesing, der Betreuer von Bachelor- und Masterarbeit, sowie ergänzende Module zum Thema Bauen im Bestand habe ihre Haltung dazu geprägt. Heute lebt und arbeitet sie in Köln.