UV-Schutz mit Verfallsdatum

Steinfurter Campus-Dialoge: Experten informierten über die Qualität von Sonnenbrillen


Münster/Steinfurt (28. April 2017). Ist eine Sonnenbrille mit sehr dunklen Gläsern automatisch gut? „Nein“, sagte Prof. Hans-Christoph Mertins von der FH Münster. „Die Tönung schwächt nur das sichtbare Licht ab. Wichtig ist aber, dass die Brille die gefährliche UV-A- und UV-B-Strahlung blockt.“

Wissenschaftlich fundiert zeigten der Hochschullehrer vom Fachbereich Physikalische Technik und Augenoptikermeister Wolfgang Guddorf bei den Steinfurter Campus-Dialogen, welche Schäden an Netzhaut, Augenlinse und den Lichtsinneszellen entstehen, wenn sie über Jahre dem kurzwelligen, unsichtbaren UV-Licht der Sonne ausgesetzt sind. „Die Haut cremen wir mit hohem Sonnenschutzfaktor ein – vielen fehlt aber das Bewusstsein, auch die Augen konsequent zu schützen“, fasste Guddorf zusammen.

Ein Problem sei zudem, dass der Aufdruck der EU-Schutzklassen auf der Brille oft nicht der Realität entspreche. Das haben die FH-Forscher mit einem speziellen Sonnenbrillentestgerät herausgefunden. Den Prototyp hatte Mertins mit zwei Studierenden entwickelt, die FH-Ausgründung Merecs Engineering GmbH hat nun das Gerät zur Marktreife gebracht. „Repräsentative Tests in Fußgängerzonen haben gezeigt, dass kaum eine Brille 100 Prozent UV-Schutz bietet“, so Mertins. Besonders Brillengläser mit Sehstärke verlieren den UV-Schutz nach einiger Zeit, etwa durch den mechanischen Abrieb beim Putzen. Der Preis sei übrigens kein Indikator für die Sonnenbrillen-Qualität: „Wir hatten bei unserer Untersuchung eine sehr gute Brille für zehn Euro dabei, und eine für 700 Euro, die nur Mittelmaß war.“

Ideal seien Brillen, die den UV 400-Standard erfüllen. Sie absorbieren die ultraviolette Strahlung bis zu einer Wellenlänge von 400 Nanometern – also zu 100 Prozent. Zudem filtern sie das ebenfalls schädliche blaue Licht verstärkt heraus, das uns zusätzlich zur Sonne auch durch Laptops, Handys und Tablets bestrahlt. Mertins empfahl, je nach Umgebung unterschiedliche Brillen zu nutzen: „Für einen Stadtbummel im Frühling genügen Brillen der EU-Schutzklasse 2. Bei sehr starker Sonneneinstrahlung, zum Beispiel am Strand und beim Skifahren, ist Schutzklasse 4 anzuraten.“

Viele Besucher der Veranstaltung nutzten im Anschluss an den Vortrag die Möglichkeit, die eigene Sonnenbrille testen zu lassen und so deren Schutzklasse zu erfahren. Christoph Deus von Merecs Engineering hofft, dass viele Optiker und Sonnenbrillenhersteller ihren Kunden künftig diesen Service anbieten möchten.

Zum Thema:

„Steinfurter Campus-Dialoge“ heißt die Veranstaltungsreihe, die die FH Münster und das KulturForum Steinfurt initiiert haben. Seit November 2015 erklären verschiedene Referenten Wissenschaftsthemen anschaulich und allgemein verständlich. Besucher sind eingeladen, mit Forschern ins Gespräch zu kommen und Einblicke in die Wissenschaft zu gewinnen.


Um unsere Webseite für Sie optimal zu gestalten und fortlaufend verbessern zu können, verwenden wir Cookies. Weitere Informationen und die Möglichkeit zum Widerruf finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.
Seite drucken