Falschgeld und Medikamente unter der Lupe

200 Anwender der Röntgenfluoreszenz haben sich an der FH Münster ausgetauscht


Münster/Steinfurt (9. März 2018). Das Grundmaterial einer Banknote: Baumwolle. „Darin sind ein Sicherheitsfaden aus Aluminium und unter UV-Licht fluoreszierende Partikel enthalten“, sagt Bernd Martin, stellvertretender Filialleiter der Deutschen Bundesbank in Dortmund. Er hielt beim 25. Anwendertreffen Röntgenfluoreszenz- und Funkenemissionsspektrometrie der FH Münster den Eröffnungsvortrag und machte direkt klar: Chemie und Instrumentelle Analytik betreffen jeden Lebensbereich. So auch das liebe Geld. Moderne Analyseverfahren garantieren, dass Fälschungen schnell identifiziert werden können. „Die Smaragdzahl unten in der Ecke der Banknote enthält eine spezielle Tinte mit optisch variabler Farbe. Ihr Farbbalken verändert sich, wenn man den Schein kippt. Dieses Sicherheitsmerkmal konnte bis jetzt noch keiner fälschen!“, betont Martin.

Doch nicht nur über Falschgeld haben die knapp 200 Anwender und Experten aus den unterschiedlichsten Branchen viel Interessantes bei der zweitägigen Konferenz erfahren. In kurzen Vorträgen präsentierten sie Erfahrungen und Praxisbeispiele, wie moderne Röntgenfluoreszenzanalytik Verfahrensprozesse in vielfältiger Weise verbessert oder zur Sicherheit beitragen kann. Es ging zum Beispiel um die Laborautomatisierung 4.0 in der Stahlindustrie, die Entwicklung von schnellen Verfahren zur Bestimmung von möglichen Elementverunreinigungen in Medikamenten und die Charakterisierung von Mineralien in Gesteinen und Bohrkernen für die Erz- und Edelmetallgewinnung.

Natürlich warfen die Teilnehmer auch einen intensiven Blick auf neue Methoden und Trends. Dr. Rainer Schramm von Fluxana berichtete von einem 3-D-Druckverfahren, mit dem sich Kontrollproben herstellen lassen. „Es ist hochinteressant, welche Potenziale auch für uns in dieser Technologie liegen und wie wir mit neuen Materialien experimentieren können“, sagte Schramm. Das bestätigten viele interessierte Rückfragen aus dem Publikum.

„Die Bandbreite unserer Vorträge zeigt die enorme Dynamik des Themas, das hat die 25. Auflage unseres Treffens mehr denn je gezeigt“, fasst Prof. Dr. Martin Kreyenschmidt vom Fachbereich Chemieingenieurwesen der FH Münster zusammen. „Heutzutage gibt es kleine, aber sehr leistungsfähige mobile Untersuchungsgeräte, die neue Anwendungsfelder wie die flexible Kontrolle beim Zoll oder Untersuchungen bei Ausgrabungen in der Archäologie vor Ort ermöglichen. Auch die Neuentwicklung der Mikro-Röntgenfluoreszenzanalyse hat zu einer erheblichen Erweiterung des Anwendungsspektrums geführt. Mit dieser Technik lassen sich Bauteile, biologische Materialien oder Kunstgegenstände großflächig untersuchen, ohne sie zu zerstören. Daran war vor 25 Jahren noch nicht ansatzweise zu denken.“

Prof. Kreyenschmidt hat das Anwendertreffen zusammen mit Dr. Jörg Flock von Thyssenkrupp, Dr. Alex von Bohlen vom Leibniz-Institut für Analytische Wissenschaften (ISAS) und Stephanie Hanning von der FH Münster organisiert. Die Hochschule veranstaltet die Tagung jährlich gemeinsam mit dem Deutschen Arbeitskreis für Analytische Spektroskopie (DAAS), dem ISAS und dem Chemikerausschuss des Stahlinstituts VDEh. Neben dem gemeinsamen Austausch und den Vorträgen waren für die Gäste auch die instrumentellen Neuentwicklungen interessant, die einige Aussteller im Foyer präsentierten.

Zum Thema:
Spektroskopie ist ein Sammelbegriff für experimentelle Verfahren, die untersuchen, wie eine Materie Energie in Form von Lichtquanten aufnehmen oder abgeben kann. Mit Hilfe eines Spektrometers wird dabei ein Lichtspektrum, also die Intensität des absorbierten oder ausgestrahlten Lichts in Abhängigkeit von der Wellenlänge beziehungsweise der Energie, gemessen. Die Einsatzgebiete für dieses Verfahren sind vielfältig, sie werden vorwiegend in Bereichen der Chemischen Analytik eingesetzt, aber auch in der Medizin und Biologie. Besonders breite Anwendung finden diese Analysenmethoden in der metallverarbeitenden Industrie, bei der Untersuchung von Glas, Kunststoffen, Keramiken und Baustoffen, bei der Analyse von Schmierstoffen und Mineralölprodukten sowie in der Untersuchung von Schwermetallen in pharmazeutisch aktiven Produkten.


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