Weg mit dem Schubladendenken

Jahr der Vielfalt an der FH Münster: Studierende erweitern ihre Diversity-Kompetenz


Münster (29. März 2018). Auf dem Spielplatz ist alles egal. Da spielen, streiten, lachen und weinen Ali, Richard, Chantal und Victoria gleichermaßen. Miteinander. Wie wer aussieht, wie wer spricht und woher man kommt, ist total egal. 25 Jahre später sehen die Spielplatzkinder ihre Welt ganz anders. Sie müssen vielleicht gegen Vorurteile kämpfen. Oder sie ertappen sich selbst: Mensch, das hätte ich jetzt aber nicht über diese Person denken dürfen.

Sich der eigenen Brille bewusst zu werden, mit der man die Welt und seine Mitmenschen wahrnimmt, das war Ziel des Diversity-Workshops „Vielfalt statt Einfalt – Diversity als Bereicherung erleben“, den der Career Service und das International Office der FH Münster organisiert haben. Passenderweise – denn die Hochschule hat das Jahr der Vielfalt ausgerufen und möchte noch stärker für Vielfalt sensibilisieren. „Versteckte Vorurteile können positiv und negativ sein, und sie bestimmen reflexartig unser Denken“, sagt André Thamm, Psychologe und Business-Coach, der den Workshop gemeinsam mit seiner Kollegin Miriam Aust geleitet hat. „Wir müssen uns die Vorurteile und die Schemata, die hinter ihnen stecken, konkret bewusst machen – und durch Erfahrungen und Beobachten selbst überformen.“

Das Hauptziel lautete deshalb: Perspektivwechsel herbeiführen. Wie hat ein 20-jähriger Roma, der kaum Deutsch spricht und sich mit Schwarzarbeit über Wasser hält, Zugang zur Gesellschaft? Wie ein Jugendlicher mit arbeitslosen Eltern, der sich in einen Jungen aus der Parallelklasse verliebt? Wie eine gut situierte Zahnärztin, die mit ihrem Mann und zwei Kindern in einer schönen Stadtvilla wohnt? Wie ein halbseitig gelähmter Sozialarbeiter, der im Rollstuhl sitzt und vom Staat abhängig ist?

„Ich möchte so viel wie es nur geht über Diversity lernen“, sagt Teilnehmerin Anna Madelaine Grehl, die Lehrerin wird und neben ihrem Master Türkisch lernt. Als Nebenjob arbeitet sie in zwei Instituten und unterrichtet polnische, russische und türkische Kinder. „Ich möchte in diesem Bereich sicherer werden und meine Kompetenz mit Theorien und Handwerkszeug erweitern.“ Auf heterogene Menschen trifft auch Julia Kuska in ihrem Job. Sie macht eine Ausbildung zur Krankenpflegerin und studiert parallel an der FH Münster Pflege. „Für mich ist das Thema sehr wichtig, denn die Pflegebedürftigen kommen aus ganz verschiedenen Schichten und haben andere Blickwinkel. Bergarbeiter, Chefs, Hausfrauen, unterschiedliche Altersgruppen und Gesundheitszustände. Der Workshop hier kann mich nur weiterbringen!“

Deshalb haben die Kursteilnehmer gemeinsam mit den Coaches individuelle Strategien erarbeitet, wie sie gut mit Vielfalt umgehen können. Nicht nur im Berufsleben, auch im Alltag. „Vielfalt bietet viele Chancen, geht häufig aber auch mit Schwierigkeiten wie Konflikten oder Stress einher“, erklärt Miriam Aust. „Auf unserer erarbeiteten Basis können wir alle die Welt individuell anders sehen.“

„Dieses Workshop-Angebot ist eine schöne Ergänzung zu unserer Diversity-Ausrichtung“, sagt Dr. Gianna Haake, Diversity-Managerin an der FH Münster. „Auch bei uns im Studium und natürlich im Berufsleben werden die Studierenden mit Heterogenität konfrontiert, zum Beispiel in Arbeits- und Lerngruppen. Dafür wollen wir sensibilisieren – unter den Studierenden, aber auch innerhalb des Personals an den Fachbereichen.“


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