Anderes Futter – weniger Gülle

FH Münster geht das Nitratproblem mit einer Versuchsreihe an


Münster/Steinfurt (3. Juli 2018). Um dem Gülleproblem Herr zu werden, muss man an vielen Schräubchen drehen. Eine hat die FH Münster bei einer Versuchsreihe im Emsland unter die Lupe genommen: die Fütterung von Schweinen. Das Forscherteam um Prof. Dr. Christof Wetter am Fachbereich Energie – Gebäude – Umwelt hat dabei herausgefunden, dass eine proteinreduzierte Ernährung bei Schweinen sowohl für Ausscheidungen mit weniger Nährstoffen als auch für generell weniger Kot sorgt. Das sind gute Nachrichten, gerade in Hinblick auf die Herausforderungen, die die neue Düngeverordnung mit sich bringt – wie strengere Stickstoffmaximalwerte, um das Nitrat-Problem im Grundwasser einzudämmen, oder die kürzeren Ausbringungszeiten.

„Wir haben dazu mit unseren Projektpartnern 1.600 Schweine über knapp vier Monate mit drei verschiedenen Fütterungsansätzen beobachtet“, erklärt Daniel Baumkötter, wissenschaftlicher Mitarbeiter und Betreuer des Projekts. „Das war viel Analysearbeit, wir haben die Futterzusammensetzung und -menge, das Tränkwasser, die Nährstoffgehalte und natürlich auch die Güllemengen komplett erfasst und analysieren lassen.“ Die drei Schweinegruppen hatten folgenden neuen Speiseplan: Eine Gruppe bekam stark stickstoff- und phosphorreduziertes Futter, bei einer Gruppe wurden zusätzlich der Rohproteingehalt noch weiter heruntergesetzt – das sind alle stickstoffhaltigen Substanzen im Futter, wozu vor allem Eiweiße zählen. Die dritte Gruppe fraß zur Kontrolle wie üblich weiter. Die Futtermenge war bei den beiden reduzierten Gruppen etwas höher.

„Dabei zeigte sich, dass die Schweine mit der neuen Fütterung nicht nur weniger Nährstoffe in ihren Ausscheidungen hatten, sondern sie haben insgesamt auch weniger ausgeschieden“, so Baumkötter. Negative Auswirkungen auf die Qualität des Fleisches hat das Projektteam nicht feststellen können. „Gerade in Hinblick auf die neue Düngeverordnung und die immer teurer werdende Gülleverwertung ist das eine Möglichkeit der Optimierung, die Landwirte wahrnehmen sollten.“

Bei der Gelegenheit testeten die Forscher auch mobile Nahinfrarotspektroskopie-Sensoren, besser bekannt unter ihrer Abkürzung NIRS. Diese Geräte sind recht neu auf dem Markt, können Gülle-Inhaltsstoffe direkt vor Ort messen und stellen Ergebnisse sofort für die Düngung zur Verfügung – anders als bei Laboranalysen, wo die Ergebnisse erst ein paar Tage später eintreffen. Zudem wird die gesamte Gülle erfasst und nicht nur eine Probe. „Beim Parameter Stickstoff konnten die NIRS-Messungen direkt auf dem Hof mit den Werten aus den Laboren mithalten. Und der ist schließlich auch entscheidend, wenn es um eine bedarfsgerechte Düngung und ungewollte Nitratauswaschungen geht“, fasst Baumkötter zusammen. „Bei den Phosphor-Werten haben wir noch Abweichungen festgestellt. Das liegt aber auch daran, dass Phosphor generell sehr schwierig zu messen ist.“

Die Forscher haben die Fütterungsreihe in Kooperation mit Raiffeisen Emsland-Süd durchgeführt. Der Versuch ist eingebettet in das Großprojekt „Mest op Maat – Dünger nach Maß“, das an der FH Münster läuft. Es arbeitet entlang der gesamten Wertschöpfungskette: von der Rohgülle über die Nutzung als Dünger oder Energiesubstrat zu deren Aufbereitung zu Düngemitteln und Substrate für Biogasanlagen in Deutschland und den Niederlanden.

Zum Thema:
Hauptbestandteil von Schweinefutter ist in der Regel eine Mischung aus Getreide- und Maismehl. Weitere wichtige Bestandteile sind proteinreiche Hülsenfrüchte, wie zum Beispiel Soja- und Rapsschrot, Pflanzenöle und Zusatzstoffe wie Mineralien und Aminosäuren.


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