Wenn Alltägliches zur Herausforderung wird
FH-Forum „Teilhabe und Technik“ in Münster will neue Perspektiven und Denkanstöße vermitteln

Lena Müller ist examinierte Gesundheits- und Krankenpflegerin, Martin Schneider examinierter Gesundheits- und Krankenpfleger – und beide kennen die Probleme daher direkt aus der Praxis. (Foto: FH Münster/Pressestelle)

Lena Müller und Martin Schneider präsentierten ihr Projekt beim Forum „Technik und Teilhabe“ in Münster. (Foto: FH Münster/Pressestelle)
Münster (23. Juli 2018). Alltägliche Dinge wie der Gang zur Toilette ist für bettlägerige Patienten ohne Unterstützung unmöglich. Welche technischen Möglichkeiten es gibt, um sie besser zu unterstützen, haben Martin Schneider und Lena Müller untersucht. Ihre Ergebnisse stellten die Studierenden der FH Münster nun beim Forum „Teilhabe und Technik“ vor.
Schneider ist examinierter Gesundheits- und Krankenpfleger, Müller examinierte Gesundheits- und Krankenpflegerin – und beide kennen die Probleme daher direkt aus der Praxis. „Wer bettlägerig ist, hat nur eine Chance auf Toilette zu gehen: durch Einsatz der Bettpfanne, auch Steckbecken oder Schieber genannt“, sagte Müller. „Dabei dreht der Krankenpfleger den Patienten auf die Seite, schiebt die Bettpfanne unter das Gesäß und dreht den Menschen zurück in die waagerechte Bettposition. Das klingt nicht nur anstrengend und unangenehm, sondern das ist es auch“, so Müller. Denn abgesehen von dem körperlichen Einsatz und dem Zeitaufwand, ist es den Patienten vor allem eines: hochgradig peinlich. Also recherchierten Schneider und Müller, welche Alternativen der Markt zu bieten hat. „Das war ziemlich ernüchternd“, so Schneider. Denn Dusch-WCs und Pflegebetten gebe es viele, doch kein Produkt, das beides kombiniert und sich auf dem Markt bewährt hat.
Wie das geändert werden kann, untersuchten sie in einem interdisziplinären Lehr-Projekt – gemeinsam mit Studierenden aus dem Bereich des Wirtschaftsingenieurwesens und der Mechatronik der FH Bielefeld. „Dadurch haben wir über den Tellerrand geschaut und schnell gemerkt, dass vieles von dem, was wir uns gewünscht haben, aus technischen oder wirtschaftlichen Gründen nicht umsetzbar ist“, sagte Müller. Eine Sitzfläche zu erwärmen, sei kein Problem, und auch die Wasser- und Stromversorgung könne problemlos ans Bett geholt werden. Aber wie sollen sich immobile Patienten bewegen, sich ausziehen und aufrecht auf das Bett setzen? „Wir haben verschiedene Optionen durchgespielt, letztendlich aber alles wieder verworfen“, erklärte die Studentin. Ein konkretes Ergebnis zu haben, war auch gar nicht Ziel des Lehr-Projektes. „Es ging in erster Linie darum, mit anderen Fachrichtungen zusammenzuarbeiten, den Horizont zu erweitern und vor allem mal ein Problem aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten.“
Genau das stand auch beim Forum „Teilhabe und Technik“ im Fokus. Einen ganzen Tag lang widmeten sich Wissenschaftler und Praktiker verschiedener Disziplinen den Chancen und Potenzialen von Technikeinsatz zur Teilhabeförderung, aber auch damit verbundenen Herausforderungen und Grenzen. „Unser Ziel war es, neue Perspektiven und Denkanstöße zu ermöglichen“, sagte Prof. Dr. Anke Menzel-Begemann vom Fachbereich Gesundheit der FH Münster. Sie hatte die Veranstaltung mit ihrem Team organisiert. „Manche Dinge werden einfach zu kurz oder nur aus einem bestimmten Blickwinkel betrachtet. Doch Teilhabe geht alle etwas an! Daher geht es uns heute darum, zu diskutieren, wie gesundheitliche Versorgung, Lebenswelten und auch Bildungsangebote mit Hilfe von Technik gestaltet werden können", so Menzel-Begemann.
Rund 60 Personen aus ganz Deutschland waren nach Münster gereist, um an der Veranstaltung teilzunehmen. Das Organisationsteam zog ein positives Fazit. „Wir konnten von spannenden Vorträgen und einem konstruktiven Austausch profitieren. Zu einem weiteren Austausch wollen wir auch mit unserem Forschungsschwerpunkt ‚Teilhabe und Wohlbefinden in einer sich wandelnden Gesellschaft‘ (TeWoGe) und dem Projekt ‚münster.land.leben“ beitragen“, so Menzel-Begemann.