„Ein Auslandsaufenthalt ist nie nur Uni“

Constantina Rokos von der FH Münster erforscht, wie man durch Coachings die Bildung von interkulturellen Kompetenzen fördern kann


Münster (30. Oktober 2018). Die Globalisierung, die muss man einem nicht mehr erklären. Die Welt rückt zusammen, das Internet verbindet, Menschen verlassen ihre Heimatländer aus ganz unterschiedlichen Gründen. „Interkulturelle Kompetenzen sind einfach wichtig. Der Kontakt zu anderen Kulturen ist immer da“, sagt Constantina Rokos von der FH Münster. Die Frage ist aber, wie man selbst mit Vielfalt und kulturellen Differenzen umgeht. Viele Studierende setzen auf ein Auslandssemester – lernen eine neue Sprache, studieren in einem anderen Land, finden Freunde aus aller Welt. Aber entwickeln sie dadurch internationale Kompetenzen?

„Nicht unbedingt“, sagt die wissenschaftliche Mitarbeiterin für Intercultural Management am Fachbereich Wirtschaft. „Wir gehen hier eher davon aus, dass man interkulturelle Kompetenzen nur bildet, wenn man das Erlebte auch selbst reflektiert und sein Verhalten hinterfragt.“ Diesen Gang zur Selbstreflexion leitet sie bei Studierenden an, die ins Ausland gehen oder einen internationalen Studiengang mit Doppelabschluss an der FH Münster absolvieren. In Form eines Coachings – und das steht im Mittelpunkt ihrer Doktorarbeit. Sie erforscht, wie Doppelabschlüsse konzipiert werden müssen, dass sie die interkulturellen Kompetenzen der Studierenden fördern.

Gerade sind Studierende der internationalen Studiengänge CALA (Deutsch-Lateinamerikanische Betriebswirtschaft) und EBP (European Business Programme) wieder ins Ausland gestartet für ihre Doppelabschlüsse, es geht nach Spanien, Frankreich und China. „Aktuell probiere ich aus, was ich den Studierenden virtuell anbieten kann an Coachings.“ Zum Beispiel eine Art digitales Tagebuch in einem geschützten Raum, das nur der schreibende Student und Rokos online lesen können. Die 25-Jährige taucht in die Situation ein und stellt Reflexionsfragen. Wie hast du dich gefühlt? Wie hast du dich verhalten? Wie hättest du dir die Situation vorgestellt? Was hat dich überrascht? „Das sind einfache Fragen, aber ihre Antworten nehmen die Studierenden mit in die nächste Situation. Und Fragen und interkulturelle Missverständnisse können überall auftauchen. Ein Auslandsaufenthalt ist emotional sehr intensiv – und nie nur Uni.“

Als nächsten Schritt möchte Rokos ihr Coaching-Angebot weiter konzeptionieren und einen Kommunikationsplan erstellen. Und natürlich möglichst viele Studierende auf ihren Ansatz aufmerksam machen. Die qualitative Analyse der Coachings bilden die Basis für ihre Promotion bei Prof. Dr. Marcus Laumann, aus der sie Konzepte ableiten möchte. Ergänzt und noch transparenter wird das Ganze durch Fragebögen und quantitative Auswertungen. „Dafür habe ich jetzt erst mal einen Intensivkurs Statistik am Promotionskolleg belegt“, berichtet Rokos. „Mit meinem Spanisch- und Ethnologie-Studium bin ich nämlich die Exotin hier.“

 


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