Ein Super-Tunnel für Shanghai

Überflutungsschutz: Masterstudentin der FH Münster arbeitete am Entwässerungskonzept mit


Münster/Steinfurt (6. Februar 2019). Die Millionenmetropole Shanghai bekommt einen unterirdischen Tunnel: In 60 Metern Tiefe soll sich ein sage und schreibe 15 Kilometer langer Tunnel unterhalb des Flusses Suzhou entlangschlängeln, und mit seinen zehn Metern Durchmesser die Wassermassen auffangen, wenn es zu Starkregen kommt. Dann streikt nämlich die Kanalisation – weil das System mit den Mengen von oben überfordert ist, das Wasser nicht schnell genug ablaufen kann, und so Überflutungen entstehen. Deshalb der Plan für den sogenannten Tieftunnelspeicher. Und mittendrin: Saskia Pape, Masterstudentin der FH Münster.

„Letztendlich soll der Tunnel Niederschlagswasser und Mischwasser auffangen, um Überflutungen und ungewollte Überläufe ins Gewässer zu vermeiden“, erklärt die 26-Jährige. Mischwasser ist ein Mix aus Regen und Abwässern von Haushalten, die in der Kanalisation aufeinandertreffen. „Bei einer Überlastung muss die Kanalisation entlastet werden, und das geschieht, indem das Misch- und Niederschlagwasser in die Gewässer gelangen. Durch die im Wasser enthaltenen Stoffe gehen aber Belastungen für die Seen und Flüsse einher, generell für die Umwelt.“ Ein Tunnel, der das überschüssige und aus der Kanalisation weitergeleitete Wasser zwischenspeichert, ist deshalb eine gute Idee. Aber wie er baulich und betrieblich aussehen kann, darüber diskutieren Experten noch.

Pape hat dabei mitgemischt und war zusammen mit Prof. Dr. Max Dohmann von der Deutschen Plattform für Umweltplanung in Shanghai bei einer Suzhou-Tieftunnelspeicher-Konferenz. Die Studentin vom Fachbereich Energie – Gebäude – Umwelt hat sich vor allem Gedanken über die Vorbehandlung des Wassers gemacht und vor 90 Experten Best-Practice-Beispiele aus Wien, Chicago, Hong Kong und Kuala Lumpur präsentiert. „Besonders die im Wasser enthaltenen Feststoffe können langfristig zu Betriebsstörungen in dem System führen, zum Beispiel können Hygieneartikel oder Plastiktüten die Pumpen verstopfen“, erklärt Pape. „Deshalb ist geplant, partikuläre Stoffe abzuscheiden, bevor sie in den Tunnel gelangen. Zu viele Ablagerungen im Tunnel führen zu einer Minderung des Speichervolumens und zu Geruchsbelastung.“ Generell sei die Vorbehandlung in der Tiefe aber mit einem sehr hohen verfahrenstechnischen Aufwand verbunden. „Ich habe deshalb Vorschläge gemacht, was basierend auf den Erfahrungen ähnlicher Beispiele machbar und technisch möglich wäre.“

Herausgekommen sind dabei konkrete Tipps, die sie in ihrer Masterarbeit bei Prof. Dr. Helmut Grüning festgehalten hat: Auf einen Sandfang, der in den Schachtbauwerken integriert ist, würde Pape beispielsweise verzichten. „Es ist fraglich, ob der Durchfluss im Sandfang aufgrund der geringen Platzverhältnisse ausreichend beruhigt werden kann“, sagt die Absolventin. Ruhiges Wasser ist ein Muss, um eine gute Reinigungsleistung zu erzielen. Außerdem empfiehlt sie, die geplanten Rechensysteme, in denen die unliebsamen Feststoffe hängen bleiben, im Hinblick auf ihren Einbauort zu überprüfen. Und trotz der Vorbehandlung des Wassers lassen sich Ablagerungen im Tunnel nicht ausschließen. „Deshalb habe ich auch darüber nachgedacht, wie der Tunnel gereinigt und von Ablagerungen befreit werden kann.“

Aktuell wird in Shanghai eine 1,6 Kilometer lange Teststrecke des Tunnels zwischen zwei Schächten gebaut. Die erste Bohrung konnte sich Pape vor Ort ansehen. Die Ingenieure sammeln daraus weitere bauliche und betriebliche Erfahrungen und nutzen diese, um die Planung des Tunnelspeichers zu konkretisieren.

 


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