Wenn die Welt untergeht

Architekturstudierende digitalisieren Exponate aus Museen und Ausstellungshäusern im Projekt „Apokalypse Münsterland“


Münster (12. Juni 2019). Es möglichst gut zu machen – das ist der Anspruch mehrerer Architekturstudierende der FH Münster. Ihre Aufgabe: Exponate aus 28 Museen und Ausstellungshäusern in der Region zu digitalisieren. „Apokalypse Münsterland“ heißt das Projekt, das der Münsterland e.V. leitet. Der Name ist Programm: Ausgehend von der fiktiven Annahme, die Welt gehe unter, soll je ein Exponat pro Museum für die Nachwelt erhalten bleiben – und deshalb digitalisiert werden. Das Ergebnis sehen Interessierte ab Herbst, denn dann gehen die virtuell zum Leben erweckten Kulturgegenstände in einem Container auf Tour durch die Region.

Bis dahin ist noch viel zu tun. Konstantin Peus arbeitet am Grubenpferd des Allwetterzoos, Jonas Kerstgens an einem Mammut aus dem Archäologischen Museum – und das hält ihn ganz schön auf Trab. „Den Körper darzustellen war relativ einfach, weil ich mit einem bestehenden Modell arbeiten konnte. Das habe ich dann einfach nur etwas modelliert“, erklärt Kerstgens. Als echte Herausforderung entpuppte sich das Fell. „Es am PC so nachzubauen, dass es echt aussieht, das dauert einfach“, sagt er. Hinzu kam außerdem, dass viele der Softwareprogramme komplett neu für die Studierenden sind. „Am Anfang hat es viel Zeit gekostet, sich da reinzuarbeiten. Jetzt klappt es richtig gut, und wir lernen super viel.“

Das Mammut ist eines von insgesamt elf Objekten, die die Studierenden mit speziellen Programmen auf Basis eines Fotos oder des realen Gegenstands bearbeiten. Dabei vermessen sie die Gegenstände und übertragen die Maße anschließend in das Programm. Aus einzelnen Eckpunkten modellieren sie so Schritt für Schritt den Körper des Objekts dreidimensional nach. Elf andere Objekte digitalisieren die Studierenden mit einem 3-D-Scanner. Dieser macht in jeder Sekunde mehrere Scans und Fotos, die sie am Computer zu einem 3-D-Modell des Kulturguts zusammensetzen. Außerdem digitalisieren die Studierenden drei immaterielle Kulturgüter sowie drei Bilder.

Was dabei alles entsteht, darauf dürfen die Besucherinnen und Besucher gespannt sein. Denn die Ausstellung bietet unter anderem die Möglichkeit, Inszenierungen mit einer Virtual-Reality-Brille zu erleben. „Die Besucher können zum Beispiel die Hebel und Stellräder des Dampfhaspels aus dem Bergbaumuseum Ibbenbüren bedienen, um so die Funktionsweise der Schachtfördermaschine nachzuvollziehen“, erklärt Antje Kerkmann, wissenschaftliche Hilfskraft am Fachbereich Architektur der FH Münster, der Münster School of Architecture (MSA). Sich mit digitalen Vermittlungsmethoden auseinanderzusetzen, sei dabei ein zentraler Ansatz. „Wir wollen nicht einfach nur einen Gegenstand in 3-D darstellen, sondern ihn spielerisch vermitteln und die Möglichkeiten digitaler Medien ausloten“, sagt Kathrin Strotmann, Projektleiterin von „Apokalypse Münsterland“. Die Absicht dahinter: Unter dem Motto „Museum der Zukunft“ neue Zielgruppen für die Kultur im Münsterland zu gewinnen. Bei der virtuellen Inszenierung arbeiten die Studierenden der FH Münster eng mit der Agentur BOK + Gärtner zusammen. Letztere ist Spezialist im Bereich Kommunikationsdesign und Szenografie und unterstützt insbesondere bei der Konzeption der neuen Ausstellung.

Im August und September 2019 tourt die digitale Ausstellung in einem mobilen Container durch das Münsterland. Die genauen Daten gibt der Münsterland e.V. noch bekannt. Das Projekt wird gefördert und unterstützt durch das Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen (Landesförderprogramm Regionale Kulturpolitik), die LWL-Kulturstiftung, die Commerzbank-Stiftung und das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages (Bundesprogramm Ländliche Entwicklung).


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