Therapeutische Gesundheitsversorgung: Digitale Gegenwart und Zukunft

Dritte Veranstaltung der Reihe „After-Work-Lecture Therapie“ an der FH Münster


Münster (5. Juli 2019). Die Digitalisierung ist ein wichtiges Thema für viele Berufsgruppen – und das gilt auch für die Therapieberufe Ergotherapie, Logopädie und Physiotherapie. Wie die digitale Gegenwart aussieht und was die Zukunft bringt, dazu tauschten sich am Donnerstag (4. Juli) rund 40 Interessierte aus. Die Veranstaltung fand im Rahmen der dreiteiligen Reihe „After-Work-Lecture Therapie“ an der FH Münster statt, organisiert vom Fachbereich Gesundheit der Hochschule.

Dass digitale Anwendungen in der Therapie bereits heute Realität sind, berichtete Vanessa Waggeling. Sie arbeitet bei der Routine Health GmbH in Düsseldorf, einem Entwickler für digitale Gesundheitssoftware. Die dort entwickelte App für die Handrehabilitation wird bereits jetzt routinemäßig in allen berufsgenossenschaftlichen Kliniken als Ergänzung zur physiotherapeutischen und ergotherapeutischen Versorgung eingesetzt.

Auch in der Logopädie finden digitale Anwendungen Einzug in die Therapie. Elisabeth Meyer von der Hochschule für Gesundheit in Bochum stellte zunächst die Möglichkeiten des Einsatzes systemeigener Anwendungen vor, wie der Notizfunktion oder der Sprachsteuerung eines Mobilgerätes. Damit sei auch ein niedrigschwelliger Einsatz möglich, der der Kreativität der Therapeuten viel Raum gebe. Mit einer Forschungsgruppe entwickelte Meyer die App DiaTrain, die bei Menschen mit Aphasie, dem Verlust des Sprechvermögens, als Ergänzung zur Logopädie eingesetzt werden kann. „In unserer Untersuchung zeigte sich, dass es eine hohe Akzeptanz und Zufriedenheit mit der App gibt, die unabhängig vom Alter oder Schweregrad der Erkrankung ist“, so Meyer.

Nina Rohrbach von der TU München stellte mit der HoloLens ein System vor, in dem reale und virtuelle Welten durch das Tragen einer Brille verschmelzen. Die für den Patienten sichtbaren Hologramme erweitern die Realität und sollen helfen, bestimmte Bewegungen anzubahnen, die durch einen Schlaganfall oder eine Demenz nicht mehr richtig ausgeführt werden können.

Die drei Vorträge lieferten viele Anregungen für eine angeregte Diskussion der Teilnehmenden. Im sogenannten Weltcafé diskutierten sie die verschiedenen Vor- und Nachteile des Einsatzes digitaler Technologien in der Therapie. „Die Entwicklungen werden ohnehin stattfinden. Die Frage ist, ob wir diese mit unseren Kompetenzen im Sinne der Patientenversorgung mitgestalten“, so Prof. Dr. Friederike Störkel von der FH Münster, die die Veranstaltung moderierte. Die Teilnehmenden waren sich einig, dass der Einsatz digitaler Technologien neue Kompetenzen von den Therapeuten erfordert, die im Studium berücksichtigt werden müssen. „Die Digitalisierung eröffnet neue Perspektiven in der Therapie“, sagte Marion Grafe vom Fachbereich Gesundheit. „Mit einer App können Patienten zum Beispiel außerhalb der Therapie kontrolliert weiter üben und arbeiten.“ Die Teilnehmenden waren sich einig, dass die Beratung und Einführung durch Therapeuten eine Voraussetzung für einen sicheren und zielführenden Einsatz der digitalen Technologien ist.

 

Zum Thema: 
Die Reihe „After-Work-Lecture Therapie“ ist eine der Veranstaltungen, mit denen der Fachbereich Gesundheit an der FH Münster 2019 seinen Geburtstag feiert: Er wird 25 Jahre alt.


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