Auf dem Fußballplatz fürs Leben lernen

Prof. Dr. Frank Striewe erhält TalentAward Ruhr für seine Nachwuchsförderung bei BV Altenessen 06


Münster/Steinfurt/Essen (14. November 2019). Fairplay, Respekt, Kommunikation, Teamwork, Zuverlässigkeit – beim Fußball kann man mehr als coole Schusstechniken lernen oder Kondition trainieren. Egal, wie bunt gemischt die Mannschaften auch sind. Das zeigt Prof. Dr. Frank Striewe Tag für Tag, Heimspiel für Auswärtsspiel, in seinem Verein BV Altenessen 06. Der Hochschullehrer der FH Münster trainiert dort die kleinsten Kicker, die „Bambinis“, und er leitet die Jugendabteilung. Dabei geht es nicht ausschließlich um Fußball, sondern eben ums Miteinander, um soziale Kompetenzen, um Integration und darum, Kinder an Bildungsfragen heranzuführen. Seine Initiative startete Striewe vor fünf Jahren – jetzt zeichnete die TalentMetropole Ruhr ihn als herausragendes Beispiel für die Nachwuchsförderung im Ruhrgebiet aus.

„Ich wohne in Altenessen, komme hierher und bin auch hier auf dem Platz sozialisiert worden“, sagt der 49-Jährige, der auch selbst spielt. „Jetzt gebe ich etwas zurück.“ Als er 2014 seine Hilfe anbot, hatte der Traditionsverein große Probleme: Spieler älterer Mannschaften prügelten sich auf dem Platz oder gingen auf Schiedsrichter los. Einige Spiele mussten abgebrochen werden. Der Verein litt unter einem katastrophalen Image. „Die Spieler sind sich gar nicht bewusst darüber, was sie damit für einen Schaden für den kompletten Verein anrichten“, erklärt Striewe. Genau in dieser Krise bot er seine Hilfe an, seitdem übernimmt er das Training der Bambinis. Und nicht nur das: Er sucht aktiv den Kontakt zu den Eltern der kleinen Spielerinnen und Spieler, spannt sie mit ein, betreibt Trainerakquise. Er coacht die Mannschaften samstags in der Früh auf dem Platz und kümmert sich vorher darum, dass auch wirklich alle pünktlich erscheinen. Er macht in Schulen und Kindergärten auf den Verein und seine Programme aufmerksam. Und er ruft eine Kooperation mit der Universität Duisburg-Essen und der Anneliese Brost-Stiftung ins Leben: ein kostenloses Fußballcamp in den Oster- und Herbstferien. Die Kinder machen dann nicht nur Sport, sondern erlernen auch spielerisch Sprach- und Sozialkompetenzen, und sie beschäftigen sich mit gesunder Ernährung.

„Kinder sind unsere Nachwuchstalente, und die braucht nicht nur jeder Fußballverein, sondern auch die Gesellschaft allgemein“, sagt Striewe bestimmt. „Um sie zu fördern könnten Vereine noch viel mehr tun, zum Bespiel Kooperationen mit Hochschulen eingehen.“ Er und die anderen Verantwortlichen in Essen leisten eigentlich schon Sozialarbeit. „Aber wenn wir nichts machen, macht’s kein anderer.“

Mit den 5.000 Euro Preisgeld, die die Auszeichnung mit sich bringt, will Striewe den Jugendlichen unter die Arme greifen und ihnen beim Einstieg in den Job helfen. „Unsere Spieler der B-Jugend sind jetzt 15, 16 Jahre alt. Einige suchen Praktika oder Ausbildungsstellen, andere gehen aufs Berufskolleg. Wir wollen sie zum Beispiel mit dem regionalen Handwerk zusammenbringen und etwas ihren Neigungen entsprechend finden“, erklärt Striewe. „Viele haben leider mit Vorurteilen zu kämpfen, zum Beispiel wegen Namen, die viele mit Zuwanderungsgeschichte in Verbindung bringen. Genau da wollen wir ansetzen, wir können hier aus erster Hand sagen, dass unsere Jugendlichen zuverlässig, clever und echte Teamplayer sind.“

Striewe verheimlicht nicht, dass sein Einsatz für den Verein eine echte Herzensangelegenheit ist. Um die 15 Stunden verbringt er jede Woche auf dem Platz als Coach und Trainer, dazu kommen noch Verwaltungsaufgaben. Und das alles neben seinem Hauptberuf als Professor der Technischen Betriebswirtschaft an der FH Münster. „Unser Erfolg zeigt aber, dass man auch in schwierigen Umfeldern ein bisschen was bewegen kann, wenn man am Ball bleibt“, sagt er strahlend.


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