Online-Semester: Rückschau aufs Leben und Lernen in den eigenen vier Wänden

Evaluation des Fachbereichs Energie – Gebäude – Umwelt gibt Auskunft über Machbarkeit und Sinnhaftigkeit eines Online-Semesters


Münster/Steinfurt (24. August 2020). Von Null auf Hundert in die Online-Lehre: Vor diese Herausforderung hat die Corona-Pandemie deutschlandweit die meisten Hochschulen gestellt. Nach Ablauf des Sommersemesters heißt es Rückschau halten. Sind die Studierenden inhaltlich und technisch mit der neuen Situation zurechtgekommen? Konnten die Hochschulen ihre Lehre auf Distanz vermitteln?

Der Fachbereich Energie – Gebäude – Umwelt (EGU) der FH Münster hat bei seinen Studierenden nachgefragt. In einer Evaluation haben Bachelor- und Masterstudierende der Energietechnik, Gebäudetechnik und Umwelttechnik ausführlich beantwortet, wie sie das reine Online-Semester wahrgenommen haben. Grobes Fazit: Die Online-Lehre hat gut funktioniert. Am meisten vermissen die Studierenden aber den direkten Austausch und den Kontakt mit ihren Kommilitoninnen und Kommilitonen sowie den Lehrenden.

„Die Schnelligkeit in der Umsetzung und das auf die Beine stellen eines Online-Semesters ist bemerkenswert und vielen Hochschulen und Universitäten voraus. Vielen Dank dafür“, lobt einer der EGU-Studierenden in einer Anmerkung zur persönlichen Situation. Direkt zu Beginn des Sommersemesters Anfang März hatte die FH Münster nach den Vorgaben des Ministeriums für Kultur und Wissenschaft NRW auf sämtliche Präsenzveranstaltungen an der Hochschule verzichtet. Alle Fachbereiche waren angehalten, die Lehre in digitaler Form abzuhalten. Die jeweilige Herangehensweise an ein Online-Semester war dabei den Fachbereichen selbst überlassen.

Am Fachbereich EGU konnten die Lehrenden auf die Erfahrung einiger Kolleginnen und Kollegen zurückgreifen, die bereits vertraut im Umgang mit Videokonferenzen, Online-Plattformen oder Gruppen-Chaträumen waren. Lizenzen für unterschiedliche Videokonferenzsysteme wurden angeschafft, ebenso Technik für Kameras oder Mikrofone, und viele Professorinnen und Professoren produzierten Videos zu Vorlesungen am laufenden Band oder bereiteten ihre Lernskripte auf. „Wir waren online, ab dem ersten Vorlesungstag des Semesters: Eine erfolgreich gemeisterte Herausforderung für den gesamten Fachbereich, wie ich sie in den letzten 15 Jahren in dieser Intensität und Kraftanstrengung an der Hochschule noch nicht erlebt habe“, sagt Prof. Dr. Bernd Boiting, Dekan am Fachbereich EGU.

Dieses Engagement der Lehrenden, das Online-Semester ernsthaft und inhaltlich so sinnvoll wie möglich umzusetzen, loben viele der Studierenden. Allerdings wünschen sie sich in diesem Punkt ein größeres einheitliches Vorgehen.

„Während manche Lehrenden lediglich das Lernmaterial hochladen und auf Online-Vorlesungen verzichten, ziehen andere das volle Programm online durch. Da ist es sehr zeitaufwendig, auf dem Stand der Dinge zu bleiben. Eine vernünftige Prüfungsvorbereitung ist so kaum möglich. Ein einheitliches Konzept wäre daher eine große Erleichterung“, schreibt ein Studierender.

Dieser Wunsch zieht sich durch die gesamte Evaluation. Sollte wegen Corona erneut auf reine Online-Lehre umgestellt werden müssen, wünschen sich die Studierenden aufgenommene Videos zu Vorlesungen oder Übungen, die sie vorab anschauen können. In einer Online-Fragerunde könnten dann sämtliche Nachfragen direkt mit dem Professor oder der Professorin geklärt werden. Auch diese Live-Veranstaltungen sollten am besten im Nachgang online gestellt und als Download angeboten werden.

Den direkten Kontakt und Austausch mit den Lehrenden und den Kommilitoninnen und Kommilitonen vermisst der Großteil der befragten Studierenden in besonderem Maße: „Mehr Kommunikation, weniger vorlesen“, lautet hier die Forderung, ebenso wie eine zeitliche Begrenzung der Veranstaltungen. Vorlesungen und anschließende Übungen oder Tutorien über insgesamt vier Stunden empfinden viele als zu anstrengend. Die Belastung und Konzentrationsspanne sei dann höher als in jeder Präsenzveranstaltung.

Denn rein technisch gesehen kommen die Studierenden gut zurecht. Eigentlich alle können auf das benötigte technische Equipment zurückgreifen und dem Online-Semester folgen. Auch die zur Verfügung stehenden Internetverbindungen laufen gut und ausreichend störungsfrei.

Ein ganz anderer Punkt ist die Umstellung auf das Homeoffice und die Selbstmotivation in den eigenen vier Wänden. „Zu Hause ist extreme Selbstdisziplin gefragt. Auf dem Campus nimmt man an jeder Veranstaltung teil, weil man sowieso schon da ist. Zu Hause fehlt manchmal der letzte Rest Disziplin, um wirklich jede Übung und jedes Tutorium mitzunehmen“, heißt es in einer Einschätzung.

Deshalb ist bei den Studierenden die Hoffnung auf mehr Präsenzveranstaltungen im kommenden Wintersemester groß. Die FH Münster und ihre Fachbereiche arbeiten derzeit mit Hochdruck daran, ein sinnvolles Konzept zu erarbeiten. Die Studierenden sollen so oft wie möglich an Präsenzveranstaltungen auf dem Campus Steinfurt teilnehmen können. Auch das Arbeiten und Lernen in kleinen Gruppen soll dann wieder möglich sein – vorausgesetzt, die Entwicklungen zur Corona-Pandemie lässt ein solches Hybridsemester zu. Sollte das nicht der Fall sein, hat der Fachbereich ein wichtiges Ziel: die Online-Lehre so reibungslos wie möglich über die Bühne zu bringen. Es sollen nur noch zwei Videokonferenzsysteme genutzt werden, und ein einheitliches Vorgehen bei Vorlesungen wird angestrebt.

„Nicht nur die Studierenden müssen sich auf neue und zusätzliche Lehrformate einstellen, auch die Lehrenden müssen ihr Repertoire verändern und sich und ihre Lehre neu (er-)finden. Ein Prozess, der die Hochschule nachhaltig ändern wird“, schaut Dekan Boiting in die Zukunft.

Der Fachbereich EGU ist nicht der einzige, der seine Studierenden zum Charakter des letzten Sommersemesters befragt hat. Denn alle Fachbereiche und auch der AStA der FH Münster wollten wissen, was gut geklappt hat und wo es Verbesserungsbedarf gibt.


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