Hinfallen, lernen, aufstehen

Social Impact Night in der Hafenkäserei: Soziale Unternehmerinnen und Unternehmer erzählten von gemeinnützigen Geschäftsmodellen


Münster (10. September 2020). „Etwas zu gründen ist gar nicht so einfach, wie man es sich vorstellt“, sagte Niklas Tauch. „Man fällt immer wieder hin. Und man muss lernen, aufzustehen und aus seinen Fehlern zu lernen.“ Ihm sei es mit seinem Start-Up Liefergrün selbst so ergangen, als er es gemeinsam mit Robin Wingenbach und Maximilian Schleper gründete. Von ihrem nachhaltigen Lieferkonzept für Einzelhändler wollten die Kunden zunächst nichts hören. Doch mit den richtigen Anpassungen an ihrem Angebot konnten Tauch und seine Partner schnell Kunden gewinnen, wie er am Montagabend bei der Social Impact Night in der Hafenkäserei erzählte. „Wer am häufigsten hinfällt, macht am Ende das beste Produkt.“ Die TAFH Münster GmbH und der Social Impact Münster e.V. hatten die Veranstaltung organisiert.

Vertreterinnen und Vertreter von drei gemeinnützigen Start-ups berichteten in der Schaukäserei am Münsteraner Hafen von ihrer Arbeit, um für ein soziales Unternehmertum zu werben und Fragen des Publikums zu beantworten. Damit der Sicherheitsabstand gewahrt werden konnte, lag die maximale Teilnehmerzahl bei 50 Personen, und alle Plätze waren belegt. Das Tragen einer Mund-Nase-Bedeckung war Pflicht – nur am eingenommenen Sitzplatz oder beim Vortrag durfte sie abgenommen werden. Über den großen Zuspruch freute sich Organisator Michael Kortenbrede, Gründungsberater an der TAFH Münster GmbH. „Es ist schön, dass sich so viele Leute für das Thema Social Entrepreneurship interessieren“, sagte er. Was das konkret heißen kann, veranschaulichte Tauch bei seinem Vortrag. Denn für ihn habe Social Entrepreneurship Symbolcharakter. Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit sollen demnach im Einklang sein, um ein Zeichen dafür zu setzen, dass man Gutes tun und trotzdem davon leben kann. „Wer in Nachhaltigkeit investiert, kann die Leute überzeugen.“

Neben Liefergrün war die Regionalwert Münster AG eingeladen, die sich für nachhaltige, regionale Lebensmittel und ihre Produzenten stark macht – vom Landwirt bis zum Metzger. Bürgerinnen und Bürger können sich durch den Kauf von Aktien an der nachhaltigen Entwicklung in der Region beteiligen. „60 Prozent der Flächen im Münsterland werden landwirtschaftlich genutzt. Und nur ein bis zwei Prozent davon produzieren Bio“, erklärte Dr. Anja Oetmann-Mennen bei ihrem gemeinsamen Vortrag mit Thomas Köhler.

Weiter in die Ferne blickten im Anschluss Norbert Richter und Karl Reinhard Fischer. Sie gehören dem EinDollarBrille e.V. an, der mit einem Dollar Herstellungskosten Brillen für Menschen in Entwicklungsländern anfertigt. Die Sehhilfen stellen sie mit extra dafür entwickelten Biegemaschinen her. Außerdem bilden sie augenoptische Fachkräfte und Brillenmacher in den betroffenen Regionen aus. „Hilfe zur Selbsthilfe“ nennt Richter das. Und der Erfolg gibt ihnen Recht: Über 260.000 Brillen hat der Verein inzwischen verkauft. „Wir wollen eine weltweite, dauerhafte augenoptische Grundversorgung etablieren“, sagte er. Um zu veranschaulichen, wie das funktioniert, hatten Richter und Fischer eine Biegemaschine mitgebracht.

„Es ist toll, dass etwas so naheliegend ist, aber trotzdem vorher noch niemand darauf gekommen ist“, sagte Kortenbrede im Anschluss an die Vorträge. Gerade die Vielfalt der Start-ups, die an der Social Impact Night teilnahmen, freue ihn. Liefergrün ist eine GbR, Regionalwert eine AG und die EinDollarbrille ein Verein. „Social Entrepreneurship kann eben verschieden organisiert sein“, fasste er zusammen.

Zum Thema: Wer Interesse am Thema Social Entrepreneurship hat, kann sich am 15. September mit Gleichgesinnten dazu austauschen: Dann startet der Social-Start-up-Stammtisch in Münster, der zukünftig jeden ersten und dritten Dienstag im Monat stattfindet. Los geht es um 18 Uhr im Café Gasolin, Aegidiistraße 45.


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