Hochschulforscherin analysiert Proben in Schweden

Tiefe Einblicke in die Struktur der Materie: Dr. Stephanie Möller vom Synchrotron MAX IV in Lund zurückgekehrt


Münster/Steinfurt (9. Oktober 2020). Ein wenig sieht es aus, als ob nördlich von Lund unweit von Malmö in Schweden ein UFO gelandet ist: Silbern schimmert das Gebäude des großen Beschleunigerrings am Synchrotron MAX IV in der Sonne. Darin kreisen – genau wie im unscheinbaren kleinen Ring nebenan – Elektronen mit annähernd Lichtgeschwindigkeit und verlieren Energie in Form von sehr energiereicher elektromagnetischer Strahlung. Diese erlaubt tiefe Einblicke in die Struktur der Materie und hilft Forscherinnen und Forschern aus aller Welt bei der Aufklärung wissenschaftlicher Fragen – und genau dort hat Dr. Stephanie Möller aus der Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Thomas Jüstel am Fachbereich Chemieingenieurwesen der FH Münster gerade einen Forschungsaufenthalt verbracht.

„Es ist ein großes Glück, dass es mit meinem Forschungsaufenthalt am MAX IV trotz der Corona-Pandemie geklappt hat“, berichtet sie nach ihrer Rückkehr aus Lund. Lange vor dem Ausbruch der Pandemie sei die Bewerbung um Messzeit gemeinsam mit Partnern von der Universität Tartu in Estland und der Russischen Akademie der Wissenschaften in Moskau eingereicht worden. Und groß war die Freude über die Zusage aus Schweden. Wegen der Pandemie musste jetzt das Präsidium der FH Münster entscheiden, ob es die Dienstreise nach Schweden genehmigt – und stimmte nach Prüfung aller Corona-Regeln zu.

Damit hatte die Wissenschaftlerin der FH Münster in der internationalen Forschergruppe die Chance, am Synchrotron – einem Schwedischen Nationalen Laboratorium als Teil der Universität Lund – eine Vielzahl von Proben zu analysieren, die in den Laboren der Arbeitsgruppe Tailored Optical Materials am Fachbereich Chemieingenieurwesen auf dem Steinfurter Campus hergestellt wurden. Im Gepäck hatte die Forscherin verschiedene Verbindungen, die energiereiche, unsichtbare UV-Strahlung aussenden können und somit für medizinische Zwecke genauso wie für die Desinfektion interessant sind. „Auch, wenn die Besetzung am Synchrotron mit nur einem weiteren Forscherkollegen eine zeitliche Herausforderung war, wollten wir so viele Daten und Resultate wie möglich aus der einen Woche an Messzeit herausholen“, beschreibt Möller den Alltag in der rund um die Uhr betriebenen Anlage in Schweden. „Messen, Essen und Schlafen – mehr ging nicht“, fasst sie augenzwinkernd zusammen.

Die Beamline – also der Ort der Arbeit – mit einer Länge von über 30 Metern zweigt vom Ring ab und hat an ihrem Ende einen Messaufbau, mit dem Proben auf ihre Leuchteigenschaften hin untersucht werden können. Der Name FinEstBeAMS (Finnish-Estonian Beamline for Atmospherical and Material Science) ist Programm, denn die Messstation wird maßgeblich von Wissenschaftlern aus Estland und Finnland gebaut, konzipiert und weiterentwickelt. Möllers Reise- und Aufenthaltskosten deckt ein Stipendium der Europäischen Union im Programm CALIPSOplus. „Für uns Forscher ist die europäische Kooperation ein großer Gewinn, denn nur so sind derartige Aufenthalte realisierbar“, umreißt Möller den organisatorischen Rahmen.

Nach einer Woche ist sie mit mehreren Dutzend Gigabyte an Messdaten in tausenden Dateien nach Steinfurt zurückgekehrt und wird zusammen mit den Kolleginnen und Kollegen in der Arbeitsgruppe und den europäischen Partnern noch Monate an der Auswertung der Daten arbeiten. Ziel ist es, die Resultate nicht nur gemeinsam zu publizieren, sondern auch die gewonnenen Erkenntnisse für weitere Forschungsarbeiten zu nutzen. „Jede beantwortete Frage wirft erfahrungsgemäß drei neue Fragen auf. Es gibt also viel zu tun“, blickt Möller optimistisch in die Zukunft.


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