Informatikstudierende mit viel Praxisbezug ausbilden

Neu an der FH Münster: Prof. Dr. Patrick Stalljohann lehrt Softwarearchitektur auf dem Steinfurter Campus


Münster/Steinfurt (12. Oktober 2020). Wohnhaus, Parkhaus oder ein Einkaufszentrum? Bevor Architektinnen und Architekten ein Gebäude entwerfen, müssen sie wissen, welchen Zweck es erfüllen soll. In der Informatik ist das Vorgehen ähnlich – ist zum Beispiel eine Smartphone-App oder ein Programm für ein Unternehmen gefragt? Welche technischen Komponenten müssen zusammen agieren? Mit der Entwicklung von Softwaresystemen kennt sich Prof. Dr. Patrick Stalljohann bestens aus. Die FH Münster hat ihn zum Wintersemester als Professor für Softwarearchitektur an den Fachbereich Elektrotechnik und Informatik berufen.

Seinen neuen Arbeitsplatz, den Steinfurter Campus, kennt der gebürtige Ibbenbürener noch aus Schulzeiten. „Beim FIT-Tag habe ich mich damals hier über die Studiengänge informiert. Die Gebäude kamen mir sogar noch bekannt vor“, erinnert sich der 38-Jährige und schmunzelt. Lange Zeit wollte er Lehrer in den Naturwissenschaften werden. Er entschied sich schließlich für ein Informatikstudium an der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen. Als Student begleitete er am hochschuleigenen Center for Innovative Learning Technologies (CiL) die Einrichtung einer Lehr- und Lernplattform, ähnlich wie das System „ILIAS“ an der FH Münster, und kam so erstmals mit dem Thema Softwarearchitektur in Berührung. Seine Doktorarbeit schrieb Stalljohann dann über serviceorientierte Architekturen im Kontext von E-Learning.

In dieser Zeit entdeckte Stalljohann auch seine Freude am Lehren und im Umgang mit Studierenden. „Ich habe insbesondere in den dualen Studiengängen Lehrveranstaltungen übernommen. Später in der freien Wirtschaft habe ich dann als Ausbilder die andere Seite des dualen Studiums kennengelernt. Diesen Ausbildungs- und Lehraspekt fand ich immer sehr spannend“, erklärt er. Durch seine Arbeit in Unternehmen habe er außerdem selbst miterlebt, dass der Informatiknachwuchs fehle. „Ich habe mich gefragt, wie ich nachhaltig zu einer Lösung des Problems beitragen kann. Indem ich selbst in die Lehre gehe, kann ich Studierende passgenau ausbilden, da ich den Bedarf aus der Industrie kenne“, beschreibt er seine Motivation als Hochschullehrer.

Diesen starken Praxisbezug sieht Stalljohann insbesondere als große Stärke von Hochschulen für angewandte Wissenschaften. An der FH Münster möchte er daher industrienahe Projekte umsetzen. „Ich finde es sehr wichtig, die Studierenden in aktuelle Themen und Probleme miteinzubeziehen“, betont er. Neben inhaltlichen hat Stalljohann auch methodische Ziele. „Es ist essenziell, dass die Studierenden einen Eigenantrieb entwickeln, sich explorativ und eigenständig mit Themen auseinanderzusetzen. Die Hochschule sehe ich dabei in der Rolle der Impulsgeberin. Wir können Funken versprühen, aber die Studierenden müssen ihr Feuer selbst zum Brennen bringen. Diese Fähigkeit ist sicherlich eine der höchsten Kompetenzen, die wir als Lehrende vermitteln können.“

In seiner Familie ist die Begeisterung für Technik und Computer bereits übergesprungen. „Meine Kinder sind davon fasziniert“, berichtet der dreifache Familienvater. „Kürzlich fragte mich meine Tochter, die die achte Klasse besucht, beim Mittagessen, was Kryptographie sei. Dann haben wir uns natürlich darüber unterhalten. Auch meine jüngeren Söhne lernen so quasi nebenbei mit.“ Der Kleinste besucht die Kita und freue sich, wenn dort mal ein Computer zu Anschauungszwecken auseinandergebaut wird. Dass sich Privat- und Berufsleben teilweise mischen, ist für Stalljohann kein Problem. „Um mich über aktuelle Entwicklungen in der Informatik auf dem Laufenden zu halten, informiere ich mich regelmäßig – das passiert dann auch schon mal in nächtlichen Sessions oder am Wochenende“, erklärt er. Schließlich schreite die technische Entwicklung unglaublich schnell voran: „Was vor fünf Jahren hochaktuell war, ist heute schon längst veraltet.“


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