Erfolgsfaktoren von Krisengewinnern

Prof. Dr. Ralf Ziegenbein führte mit seinen Studierenden Umfrage im Münsterland durch


Münster/Steinfurt (19. Februar 2021). Anfang letzten Jahres hat die Corona-Pandemie etliche Unternehmen aus der Bahn geworfen. Mit viel Energie und neuen Ansätzen versuchen sie die Krise zu bewältigen. Doch nicht alle gehen als Gewinner hervor. Welche Erfolgsfaktoren nötig sind, hat Prof. Dr. Ralf Ziegenbein vom Institut für Prozessmanagement und Digitale Transformation (IPD) der FH Münster gemeinsam mit seinen Studierenden entschlüsselt. Bei der digitalen Konferenz für Krisengewinner eNDA – das steht für Erfolgs-DNA – stellten sie die Ergebnisse vor.

„Krisengewinner bringen besondere Voraussetzungen mit, die sich von Wettbewerbern unterscheiden, und sie kommen deshalb besonders erfolgreich durch die Krise“, erklärte Ziegenbein. „Das nennen wir ‚Erfolgs-DNA‘ oder eben kurz ‚eDNA‘.“ Gemeint ist damit eine Anzahl von Erfolgsfaktoren, die in der Regel in Kombination auftreten – und diese hat das Team um Ziegenbein identifiziert. „Wir haben die Unternehmen in der Region befragt und 124 Rückmeldungen erhalten. Davon bezeichnen sich ein Viertel, also 32, als Krisengewinner. Diese haben wir uns genauer angeschaut“, so Ziegenbein. Zu den Erfolgsfaktoren zählen zum Beispiel organisatorische Rahmenbedingungen wie flache Hierarchien, agile Prozesse oder Freiraum für Eigeninitiative. Wichtig seien aber auch viele weitere Aspekte, so Ziegenbein. „Das Management etwa muss einen Rahmen schaffen, in dem es Leitplanken und Freiräume ausgestaltet. Zentral ist außerdem ein Netzwerk, um gemeinsam stark zu sein, und natürlich die Innovationskraft eines Unternehmens.“ Die Erfolgsfaktoren können vier Reifegrade erreichen: gewollt, gekonnt, gemacht und gelebt. Ist der vierte Reifegrad erreicht, ist der Erfolgsfaktor in der eDNA dauerhaft fest verankert und stabilisiert das Gewinnerpotenzial.

Doch die Kombination an Erfolgsfaktoren ist nicht für alle Unternehmen gleich. Tatsächlich habe jeder Krisengewinner ein individuelles Set an Erfolgsfaktoren, so der Hochschullehrer. „Es gibt also nicht den einen bestimmten Typ.“ Eine wichtige Voraussetzung für den Erfolg sei die persönliche Vernetzung. Und: Bei Krisengewinnern seien moderne Formen der Organisation deutlich stärker ausgeprägt. „Wichtig sind hier vor allem die interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen allen Bereichen und Abteilungen, die Kommunikation zwischen den Generationen sowie belastbare, flexible Vertriebsnetze.“

Ziegenbein hatte zu der Veranstaltung Birgit Neyer, Geschäftsführerin der Wirtschaftsförderungs- und Entwicklungsgesellschaft Steinfurt (WESt mbh), und Klaus Dickmänken, kaufmännischer Geschäftsführer der Möbelmanufaktur Dickmänken GmbH und von schrankwerk.de, eingeladen. „Die Corona-Pandemie trifft den Markt unterschiedlich stark“, sagte Neyer. Während einzelne einen regelrechten Schub bekommen hätten – darunter das Geschäft mit Fahrrädern und Grills – gehe im Bereich der Gastronomie alles zu Grunde. „Aber selbst Märkte mit guten Chancen tun sich nicht unbedingt als Krisengewinner hervor“, so die WESt-Geschäftsführerin. Wichtig sei es, sich auf potenzielle Chancen zu fokussieren und zu überlegen, wo genau sich Gelegenheiten ergeben – und „dann einfach mal machen“. „Ich appelliere an den Mut jeder und jedes Einzelnen, auch mit einer vielleicht noch nicht ganz perfekten Lösung zu handeln.“ Die Unternehmen im Münsterland hätten Erfahrung mit Veränderungsprozessen, so Neyer. „Und mit den Chancen, die sich jetzt ergeben, können sie sich weiterentwickeln.“ Gut nutzbar sei dabei der große Marktplatz direkt vor der Haustür: das Internet.

Wie gut das gelingen kann, erläuterte Dickmänken. „Wir sind 2008 mit unserem Onlineshop gestartet und verkaufen maßgefertigte Einbauschränke.“ Im Online-Handel seien zweistellige Wachstumsraten zu erwarten, und besonders im Bereich Möbel und Haushaltswaren sei viel Luft nach oben. „Die meisten Menschen kaufen Möbel noch am liebsten vor Ort im Laden. Hier sehen wir großes Potenzial.“ Der starke Fokus auf das Online-Geschäft habe auch Veränderungen in den Unternehmensstrukturen mit sich gebracht. „Wir haben zum Beispiel eine Marketing- und eine IT-Abteilung eingerichtet.“ Nach dem vorsichtigen Start sei die Nachfrage schnell gestiegen. „Mit der aktuellen Entwicklung sind wir sehr zufrieden. Und gerade jetzt in der Corona-Pandemie ist das Online-Geschäft für uns wichtig.“

Etwa 50 Teilnehmer*innen waren per Videokonferenz bei der Veranstaltung dabei und kamen miteinander ins Gespräch: Ziegenbein hatte digitale Räume eingerichtet, in denen man sich gruppenweise mit den Studierenden zu flachen Hierarchien, aktivem Chancen-Monitoring, Homeoffice, digitaler Kommunikation und digitalen Prozessen austauschen konnte. „eDNA – Die Konferenz für Krisengewinner“ fand im Rahmen der Veranstaltungsreihe „fhuture“ statt, organisiert in Kooperation von FH Münster, TAFH Münster GmbH, Gesellschaft der Freunde der FH Münster e.V. (gdf) und der Initiative TRAIN. Weitere Termine finden Interessierte unter fhms.eu/fhuture-termine. Informationen zur Erfolgs-DNA für Krisengewinner, darunter auch Best-Practice-Beispiele, sind unter fhms.eu/eDNA abrufbar.


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