Spielerisch entdecken, wie Tiere auf ihre Umwelt reagieren

FH Münster beteiligt sich an LWL-Sonderausstellung zur ökologischen Nische


Münster/Steinfurt (16. April 2021). Ein Tippen auf den Bildschirm genügt und schon schnellt eine Froschzunge vom unteren Monitorrand nach oben – knapp daneben, der anvisierte Grashüpfer rettet sich mit einem Sprung zur Seite. Springt das nächste Insekt wieder nach rechts, um seinem Räuber zu entkommen? „Das müssen die Besucher*innen selbst herausfinden“, erklärt Prof. Tina Glückselig vom Fachbereich Design der FH Münster, der Münster School of Design. Gemeinsam mit ihrer FH-Kollegin Prof. Dr. Kathrin Ungru vom Fachbereich Elektrotechnik und Informatik sowie Biologin Dr. Ruth Jakobs von der Universität Bielefeld hat sie insgesamt drei studentische Spielprojekte zur ökologischen Nische betreut, die nun Teil der neuen Sonderausstellung „Tierisch individuell – Wie Tiere mit ihrer Umwelt umgehen“ im LWL-Museum für Naturkunde sind.

„Grashüpfer unterscheiden sich deutlich in ihren Strategien, um sich vor Feinden in Sicherheit zu bringen. Einige nutzen eine vorhersehbare Strategie, indem sie zum Beispiel bei Gefahr immer in eine bestimmte Richtung flüchten. Andere entkommen unvorhersehbar, also jedes Mal anders“, beschreibt Jakobs den wissenschaftlichen Hintergrund des Spiels, in dem Nutzer*innen in die Rolle eines Frosches auf Grashüpferjagd schlüpfen. Sie koordiniert die Ausstellung, die vom Transregio-Sonderforschungsbereich (SFB/TRR) 212 der Universitäten Bielefeld und Münster konzipiert wurde. Um die Ausstellung um eine interaktive und spielerische Komponente zu ergänzen, initiierte sie die Kooperation mit der FH Münster. „Ein Game-Seminar war sowieso geplant“, erklärt Glückselig. „Die Einbettung in eine Ausstellung war eine tolle Möglichkeit für die Designstudierenden, anwendungsnah Projekte zu entwickeln und einige davon in die Praxis umzusetzen.“ Auch für Ungru, die im April 2020 als Professorin für Visual Computing berufen wurde, kam die Anfrage im vergangenen Jahr thematisch wie gerufen. Sie hatte zuvor bereits als wissenschaftliche Mitarbeiterin des Labors für Künstliche Intelligenz Projekte an der Schnittstelle von Design und Informatik gemeinsam mit Glückselig betreut.

Jakobs gab die drei ökologischen Themen vor: Neben dem Fluchtverhalten von Grashüpfern sollten die Studierenden die Populationsentwicklung von Seebären und den Umgang einer weiteren Tierart mit äußeren Umwelteinflüssen anschaulich und leicht verständlich für Laien aufbereiten. Die jeweils überzeugendsten Spielkonzepte wurden in die Tat umgesetzt. „Die Designer*innen erarbeiteten von Projektbeginn an gemeinsam mit den Informatiker*innen, wie die Games am Ende funktionieren und aussehen sollen. Zum Schluss setzten sie die Medienstationen ebenfalls gemeinsam um“, beschreibt Ungru die Zusammenarbeit. Auf diese Weise entstanden das touchbasierte Grashüpferspiel von Philipp Bozdere und Vivien Verley mit technischer Unterstützung von Jan Pascal Rehm. Helen Ophei und Josefin Hemker entwickelten zusammen mit Philipp Pfaffenrot eine Medienwand rund um die Fruchtfliegen Hilde, Käthe und Gunda. Bei dem ebenfalls touchbasierten Seebärenspiel half Lisa Maria Paul den Designstudentinnen Silia Henningfeld, Pia Mennemeier und Lara Schepers bei der technischen Entwicklung. Tatkräftige Unterstützung erhielten die Studierenden von dem Auszubildenden Markus Pöpper und dem Systemelektroniker Marcel Wahlbring aus dem Zentralbereich Elektrotechnik (ZBE) der Hochschule sowie dessen Leiter Frank Müller.

Mit den Endergebnissen sind alle Beteiligten sehr zufrieden. „Es war spannend zu sehen, was die Designstudierenden aus den Themen machen. Sie mussten erst einmal selbst verstehen, worum es geht, ein Konzept entwickeln und für eine sehr heterogene Zielgruppe spielerisch umsetzen. Die Fähigkeit, sich immer wieder mit Freude in neue Themen einarbeiten zu können, macht Design und Entwicklung letztendlich aus“, betont Glückselig. „Aus Techniksicht gab es wenig Vorgaben, und die drei Informatikstudierenden hatten keine Vorerfahrung in der Spieleentwicklung. Das war eine gelungene und starke Einarbeitung, die sich aus den Designkonzepten heraus so entwickelt hat“, ergänzt Ungru anerkennend. Die Wissenschaftler*innen des Sonderforschungsbereichs planen bereits, die Grashüpfersimulation weiter für die Forschung zu verwenden. „Solche Szenarien können wir in der Realität nicht durchspielen“, sagt Jakobs.

Die Ausstellung ist vom 20. April bis zum 17. Oktober 2021 im LWL-Museum für Naturkunde zu sehen, sofern das Corona-Infektionsgeschehen einen Vor-Ort-Besuch zulässt. Im kommenden Jahr soll die Ausstellung auch in Bielefeld gezeigt werden.

 

Zum Thema: Die Ausstellung „Tierisch individuell – Wie Tiere mit ihrer Umwelt umgehen“ im LWL-Museum für Naturkunde wurde vom Transregio-Sonderforschungsbereich (SFB/TRR) 212 der Universität Bielefeld und der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster konzipiert. Forschende verschiedener Disziplinen untersuchen in dem Großprojekt, wie unterschiedlich Individuen innerhalb einer Tierart mit ihrer Umwelt umgehen. Die Forschung und Ausstellung wurden durch die Förderung der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) ermöglicht.

Die Ausbildung am Fachbereich Design der FH Münster, der Münster School of Design (MSD), schließt das gesamte Designspektrum durch die vier angebotenen Schwerpunkte Kommunikationsdesign, Illustration, Mediendesign und Produktdesign ein. Sie bietet den Studierenden ein ungewöhnlich offenes Feld für experimentelle Gestaltungen und zielbezogene Denkansätze, die optimal für den beruflichen Alltag vorbereiten. Neben dem Bachelorstudiengang Design bietet der Fachbereich den Masterstudiengang Design an.


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