Roboter als Assistenten in Pflege und Industrie

FH Münster beruft Prof. Dr. Tatsiana Malechka an den Fachbereich Elektrotechnik und Informatik


Münster/Steinfurt (4. Juni 2021). Ob Rasenmähroboter, die selbstständig den Rasen mähen, oder Saugroboter, die Böden per Zeitsteuerung von Staub und Fuseln befreien – sogenannte autonome Systeme finden sich mittlerweile in vielen Haushalten. Ihr Clou: Sie können sich fahrerlos bewegen und bis zu einem gewissen Grad eigene Entscheidungen treffen, zum Beispiel, wenn ein Hindernis ihren Weg kreuzt. Auch in der Industrie oder in der Medizin werden zunehmend Assistenz- oder Serviceroboter eingesetzt. Mit Prof. Dr. Tatsiana Malechka kann der Fachbereich Elektrotechnik und Informatik der FH Münster künftig seine Forschung und Lehre in diesem Bereich ausbauen. Die Ingenieurin wurde zum Sommersemester berufen und leitet das neu eingerichtete Labor für Autonome Systeme auf dem Steinfurter Campus.

Ihr Forschungsgebiet ist interdisziplinär aufgestellt: „Bei autonomen Systemen geht es um Systeme, die über eine Vielzahl von Sensoren verfügen, sowie um die Algorithmen, die diese Sensordaten auf Basis von Künstlicher Intelligenz verarbeiten. Hardware und Software zusammen bilden ein System, das in der Lage ist, Entscheidungen selbstständig, also autonom, zu treffen“, erklärt Malechka diese vergleichsweise junge technische Richtung. Sie kam nach ihrem Studium der Medizintechnik erstmals als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Automatisierungstechnik der Universität Bremen mit dem Themenfeld in Berührung. „Der Forschungsschwerpunkt lag dort auf der Assistenzrobotik“, berichtet sie. Konkret arbeitete sie an einem sogenannten Brain-Computer-Interface, also einer Schnittstelle zwischen dem menschlichen Gehirn und technischen Systemen. „Damit sind zum Beispiel Querschnittsgelähmte in der Lage, Prothesen über ihre Gedanken zu steuern. Assistenzrobotik kann Menschen in ihrem Alltag zu Hause oder in der Pflege enorm unterstützen.“

Mit der industriellen Anwendung dieser Technik beschäftigte sich Malechka zuletzt im Chemiekonzern Evonik. Die 40-Jährige nahm am Landesprogramm „Karrierewege FH-Professur“ teil und arbeitete zur einen Hälfte in dem Unternehmen und zur anderen Hälfte als Lehrkraft für besondere Aufgaben an der Technischen Hochschule Georg Agricola in Bochum. Bei Evonik lag ihr Schwerpunkt auf autonomen Systemen, die die Berufsgruppe der Anlagenläufer*innen unterstützt. „Diese Personen kontrollieren und bewerten regelmäßig den Zustand zum Beispiel von Chemieanlagen. Ein Robotersystem, das mit unterschiedlichen Sensoren wie einem Mikrofon, einer Kamera und einer Thermokamera ausgestattet ist, kann bei dieser Arbeit helfen, indem es genaue Daten sammelt und qualitativ auswertet“, erläutert Malechka. Das bedeute jedoch keinesfalls, den Menschen durch eine Maschine zu ersetzen. „Auch hier geht es primär um eine Arbeitserleichterung“, betont sie.

Als Professorin in Vollzeit freut sie sich jetzt insbesondere auf die Zusammenarbeit mit den Studierenden. „Es macht mir Freude, wenn ich sehe, wie Studierende lernen, Theorie in die Praxis umzusetzen, etwa in Projekten oder Abschlussarbeiten. Das Wichtigste ist für mich, Wissen weiterzugeben und nach außen zu transferieren“, sagt Malechka. Sie selbst sei im Studium maßgeblich von einer sehr guten und engagierten Professorin geprägt worden. „Damals hatte ich zum ersten Mal den Gedanken, dass ich vielleicht auch Hochschullehrerin werden könnte“, erinnert sie sich. Der Mutter einer Tochter ist es ein wichtiges Anliegen, insbesondere Mädchen schon früh für Technik zu begeistern und ihnen ein Vorbild zu sein. Ihr Rat an alle Studieninteressierten der ingenieur- und naturwissenschaftlichen Fächer: „Traut euch und fangt einfach an.“


Um unsere Webseite für Sie optimal zu gestalten und fortlaufend verbessern zu können, verwenden wir Cookies. Weitere Informationen und die Möglichkeit zum Widerruf finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.
Seite drucken