Visite per Video

Teilvorhaben von „münster.land.leben“ entwickelt Handlungsleitfaden für Krankenhausverbünde


Münster (28. Januar 2022). Der virtuelle Austausch per Videokonferenzsystem ist spätestens seit Corona vielerorts Standard. Auch in Krankenhausverbünden mit mehreren Standorten in größerer Distanz hat diese Technik Vorteile: Fachärzt*innen lernen Patient*innen frühzeitig kennen und können Medikation und Behandlungsziele mit ihren Kolleg*innen besprechen – ohne dabei ständig hin- und herfahren zu müssen. Beim Klinikum Westmünsterland sitzt die Unfallchirurgie in Ahaus, die Geriatrie in Vreden. Hier eine videogestützte Visite einzuführen, ist Ziel des Projekts „@vis“ – eines von 13 Teilvorhaben bei „münster.land.leben“ an der FH Münster. Es ist vor knapp einem Jahr unter wissenschaftlicher Leitung von Prof. Dr. Anke Menzel-Begemann gestartet – jetzt ziehen Johannes Isenbrandt und Rebecca Weiland, die „@vis“ koordinieren, ein Zwischenfazit.

„Es war die Idee, dass etwa ein Arzt in Ahaus seine Kollegin aus Vreden per Tablet zu schaltet, damit sie digital bei der wöchentlichen Visite dabei sein kann“, erklärt Isenbrandt. „Dadurch erfahren die Patientinnen und Patienten frühzeitig, welche Ärztin oder welcher Arzt sie weiterbehandelt.“ Schnell rekrutierte er gemeinsam mit Weiland Ärzt*innen. „Doch wir brauchten auch Unterstützung von der IT-Abteilung, und die war wegen Corona und einer Vielzahl von Digitalisierungsprojekten zeitlich sehr eingespannt. Wir haben das genutzt, um ein zertifiziertes Videokonferenzsystem einzukaufen und erste Personen zu schulen“, so Weiland. Schließlich konnten die sechs Tablets in die IT-Infrastruktur eingebettet und der erste Testlauf durchgeführt werden.

„Am Anfang war die Skepsis natürlich erst mal groß“, erinnert sich Isenbrandt. Doch inzwischen habe sich die Videovisite etabliert. „Jetzt ist es üblich, ganz selbstverständlich einmal pro Woche eine digitale Visite durchzuführen.“ Dabei haben die Häuser den ursprünglichen Plan des Projektteams optimiert: Die an der Videovisite beteiligen Personen treffen sich 30 Minuten früher – vor Ort in einem Haus sowie digital zugeschaltet – und gehen die Station ab, mit den Kolleg*innen auf dem Tablet. Gemeinsam besuchen sie jene Patient*innen, bei denen ein Austausch nötig ist. Danach steht die eigentliche Visite jeder Patient*innen der Ärzt*innen vor Ort auf dem Programm. Das ist sehr effizient und klappt prima. „Eine Ärztin hat uns geschildert, dass die Patientinnen und Patienten dadurch keine Blackbox vor der eigentlichen Verlegung mehr für sie sind. Es gelingt, Angst zu nehmen, den Behandlungserfolg zu steigern und die interdisziplinäre Zusammenarbeit zu stärken – für uns ist das ein sehr schöner Erfolg“, berichtet Weiland.

Im nächsten Schritt führt sie gemeinsam mit Isenbrandt die Datenerhebung durch. „Wir machen Interviews mit Ärztinnen, Ärzten, Patientinnen und Patienten, aber auch anderen Akteuren, die an der Umsetzung der Videovisite beteiligt sind wie zum Beispiel Mitarbeitende der IT-Abteilung. Unser Ziel ist es herauszufinden, wie gut die videogestützte Visite in der Versorgung ankommt und wie sich alle Beteiligten dabei fühlen.“ Ein Arzt habe ihnen schon jetzt geschildert, dass er keinesfalls mehr auf das Tablet verzichten wolle. „Die Videovisite hat definitiv großes Potenzial, so viel können wir schon mal sagen.“ Die Corona-Pandemie habe ihr Vorhaben zunächst verlangsamt. „Corona ist wie ein Sandsturm über unser Projekt gefegt“, sagt Isenbrandt. Gleichzeitig habe sich aber auch das Verständnis für Videokommunikation grundlegend verändert. „Unser Eindruck war, dass die Bereitschaft, bei uns mitzumachen, dadurch größer war.“ Noch bis Ende des Jahres arbeiten Isenbrandt und Weiland an „@vis“. Zum Abschluss soll ein Handlungsleitfaden für die Einführung von Videokonferenzsystemen in Krankenhausverbünden entstehen.

Wer bereits an einer Videovisite im Krankenhaus oder an einer Videosprechstunde teilgenommen hat, kann den Projektmitarbeitenden die Erfahrungen in Form eines kurzen Interviews schildern. Nähere Informationen dazu erhalten Interessierte unter fh.ms/video-visite.

Das hochschulweite Projekt „münster.land.leben“ an der FH Münster mit mehr als 75 Partner*innen aus Wirtschaft, Industrie und Gesellschaft hat die Stärkung von Gesundheitsversorgung, Teilhabe und Wohlbefinden im ländlichen Raum zum Ziel. Es wird von der Bund-Länder-Initiative „Innovative Hochschule“ gefördert. Einzelheiten zum Projekt und den Teilvorhaben finden Interessierte unter fh-muenster.de/muensterlandleben.


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