Fremdkörper in Lebensmitteln digital erkennen

Prof. Dr. Jürgen te Vrugt von der FH Münster und die CLK GmbH gewinnen Seifriz-Preis


Münster/Steinfurt (16. Mai 2022). Kunststoffsplitter oder Metallteile haben in Lebensmitteln nichts zu suchen. Geraten sie dennoch hinein, müssen Hersteller nicht sichere Produkte zurücknehmen oder zurückrufen. Um Fremdkörper in der Lebensmittelverarbeitung frühzeitig zu entdecken, hat das Unternehmen CLK GmbH aus Altenberge mit Unterstützung von Prof. Dr. Jürgen te Vrugt vom Fachbereich Elektrotechnik und Informatik der FH Münster ein optisches System zur Detektion entwickelt, den „MultiCheck“. Diese erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen Handwerk und Wissenschaft wurde nun honoriert: te Vrugt und CLK-Geschäftsführer Dr. Carsten Cruse nahmen am vergangenen Freitag (13. Mai) den Seifriz-Preis entgegen. Bundesweit erhielten dieses Jahr drei Handwerksbetriebe und ihre Partner*innen aus der Wissenschaft die Auszeichnung. Darüber hinaus wurden drei Sonderpreise ausgelobt.

Die Idee für das Projekt kam über eine Anfrage aus der Lebensmittelindustrie zustande. Ein Kunde suchte nach einer Möglichkeit, Nahrungsmittel während des Portionierens auf Fremdkörper zu überprüfen. „Für das Portionieren werden für gewöhnlich sogenannte Mehrkopfwaagen verwendet“, erläuterte Cruse zum Hintergrund. „Das kreisförmige System ist in sich geschlossen und es ist nicht einfach, während des Wiegens im Schüttgut nach Fremdkörpern zu suchen.“ Metalldetektoren oder Röntgenstrahlen könnten beispielsweise Kunststoffteile nicht erkennen. Mit te Vrugt kooperiert Cruse bereits einige Jahre im Bereich Bildverarbeitung und Künstliche Intelligenz. Der Hochschullehrer und der CLK-Geschäftsführer haben ein wöchentliches „CLKLab-Meeting“ ins Leben gerufen, um gemeinsam mit Studierenden und Mitarbeiter*innen aktuelle Forschungsideen aufzugreifen und für den praktischen Einsatz zu testen. Für die Fremdkörpererkennung entstand so der Ansatz, mithilfe von Kameras in die Waage hineinzuschauen.

Ihre gemeinsam entwickelte Technologie funktioniert folgendermaßen: Sobald die Waage eine Produktmenge abwirft, erhält der MultiCheck ein Signal, das die Aufnahme einer Bildfolge auslöst. Mehrere Kameras machen gleichzeitig Bilder aus unterschiedlichen Positionen. Findet das System einen Fremdkörper aus Kunststoff und anderen Materialien anhand seiner Farbe im Produktstrom, erzeugt es ein Signal für den Stopp der Anlage oder optional den Auswurf der betroffenen Portionen. Inzwischen gibt es ein Patent auf dieses System. „In der Wissenschaft gib es eine Vielzahl von Bildverarbeitungsansätzen. Es ist schön, dass wir für dieses Projekt die geeigneten Ansätze identifizieren und in die Praxis übertragen konnten. Die Zusammenarbeit mit CLK ist für uns als Hochschule eine große Chance, Studierenden auf Höhe der Zeit Einblicke in die ingenieurwissenschaftliche Praxis zu geben“, betonte te Vrugt.

Carsten Schröder, Vizepräsident für Kooperation, Innovation und Marketing der FH Münster, lobte in seiner Laudatio die gelungene Innovationsleistung. „Diese enge Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft und Wissenschaft in der Region macht unsere Hochschule seit vielen Jahren aus. Die nächste Auszeichnung mit dem Seifriz-Preis ist ein großer Erfolg.“ An der feierlichen Preisverleihung in den Räumlichkeiten der CLK GmbH nahmen Vertreter*innen aus Wirtschaft und Politik teil, darunter Dorothee Feller, Regierungspräsidentin des Regierungsbezirks Münster, Hans Hund, Präsident der Handwerkskammer Münster, Birgit Neyer, Geschäftsführerin der Wirtschaftsförderungs- und Entwicklungsgesellschaft Steinfurt mbH (WESt) sowie Jurymitglieder des Seifriz-Preises.

Zum Thema: Der Wettbewerb zum Seifriz-Preis wird seit über 30 Jahren als Wettbewerb für Wissenstransfer unter der Federführung des Baden-Württembergischen Handwerkstages durch den Verein Technologietransfer Handwerk e.V. und in Zusammenarbeit mit der Wirtschaftszeitschrift „Handwerk Magazin“ veranstaltet. Der Preis würdigt bundesweit innovative Produkte und Leistungen, die durch Kooperationen zwischen Handwerksbetrieben und Hochschulen zur Marktreife gebracht wurden. Damit verbunden sind insgesamt 18.000 Euro Preisgeld.


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