„Die gesamte Erfahrung war ein großes Highlight“

Architektur-Professor Johannes Schilling verabschiedet sich von der FH Münster in den Ruhestand


Münster (1. September 2022). Nach 18 Jahren als Professor für Baukonstruktion an der Münster School of Architecture (MSA) der FH Münster geht Johannes Schilling in den Ruhestand. „Die gesamte Erfahrung war ein ganz großes Highlight für mich“, resümiert Schilling bei der Verleihung der Dankesurkunde, die ihm FH-Präsident Prof. Dr. Frank Dellmann überreichte. Zahlreiche Projekte mit Studierenden, Exkursionen in ganz Europa, Kooperationen mit Städten, Hochschulen und anderen Institutionen, sein Engagement in Gestaltungsbeiräten, Publikationen und Ausstellungen sowie sein Architekturbüro haben den Hochschullehrer seit dem Ruf an die Hochschule 2003 begleitet.

Als besonders spannend empfand es Schilling, wie unglaublich viele Persönlichkeiten er in diesem Beruf kennenlerne. Dazu gehören unter anderem die Kolleg*innen an der FH Münster, die er über die Jahre vielmehr als Freund*innen bezeichnen könne. Besonders wichtig in seiner Zeit an der MSA waren ihm die angehenden Architekt*innen. Diese sollten ihre zukünftige Arbeit nicht nur als Job begreifen. „Ich wollte mich nicht darauf beschränken, Studierende einfach nur mit Fähigkeiten zu versehen, die sie sozusagen praxistauglich machen. Vielmehr sollten wir sie in die Lage versetzen, ihr Wissen und Können für ihre eigenen Ziele einzusetzen. Eher selbst die richtigen Fragen zu stellen, anstatt die Fragen anderer erwartungsgemäß und regelkonform zu beantworten. So können sie die Praxis durch neue und bessere Kenntnisse und Perspektiven voranbringen“, so Schillings Leitidee in seiner Lehrtätigkeit.

So hatten Studierendenprojekte, oftmals in Zusammenarbeit mit der Stadt, und vor allem Exkursionen für Schilling einen hohen Stellenwert. „Wir waren in ganz Europa unterwegs, beispielsweise in Kopenhagen, Helsinki und Madrid, und haben dabei wahnsinnig viel erlebt.“ Meist ging es mit rund 50 Personen auf Erkundung. Das zu organisieren, sei sehr komplex gewesen. „Sagenhaft, wie engagiert Studierende sowie die Tutorinnen und Tutoren an allen Aktionen und Veranstaltungen mitgewirkt haben.“

Gemeinsam mit Ulrike Schilling hatte er 1984 das Architekturbüro „Schilling Architekten“ in Köln gegründet – zahlreiche namhafte Bauprojekte und Konstruktionen entstanden, vielfach mit Auszeichnungen und Preisen gewürdigt. Auch in städtischen Gestaltungsbeiräten war und ist Schilling über viele Jahre aktiv, darunter auch für die Stadt Münster. 2003 kam für Schilling mit der Professur an der MSA eine neue Berufung hinzu. In über 40 Jahren als Architekt und fast zwei Jahrzenten als Hochschullehrer habe sich viel gewandelt: „Der gesamte Beruf hat sich verändert. Beispielsweise digitale Werkzeuge haben sich wahnsinnig entwickelt, Studierende müssen heutzutage selbstverständlich lernen, damit umzugehen“, so Schilling. Als er an der MSA anfing, sei CAD – Modelle rechnergestützt zu erstellen und zu verändern – noch neu gewesen.

„Architektur ist politisch“, ist Schilling überzeugt. Das Material der Baukunst seien nicht nur die Steine, das Holz oder der Beton. Es seien die Bedingungen und Probleme der Menschen, unserer Gesellschaften, unserer Städte, unserer Umwelt, unserer Kulturen, für die wir in unserer täglichen Arbeit gemeinsam Lösungen finden müssen. „Genau dieses Gefühl, dass alle individuell und gemeinsam etwas bewirken wollen, hatte ich an der MSA immer sehr stark. Mit ihrem fortschrittlichen, effizienten, ganzheitlichen und vielseitigen Lehrprogramm ist sie eine der besten Architekturschulen überhaupt und ich bin ziemlich stolz darauf, dass ich etwas dazu beitragen konnte.“

Für das Foto zur Urkundenübergabe ging es auf die Terrasse der Hüfferstiftung mit Blick auf den neu entstehenden Hüffer-Campus. Für Schilling eine willkommene Szene: „Baustellen mag ich als Architekt natürlich irgendwie schon.“ Auch im neuen Lebensabschnitt werden sie ihn wohl begleiten, denn mit Schilling Architekten möchte er „bestimmt noch ein paar schöne Bauprojekte realisieren“. Auch kulturell möchte sich Schilling weiter engagieren, bei Ausstellungen mitwirken und weiterhin mit seiner Expertise Stadtentwicklungen unterstützen. Doch auch auf die frei gewordene Zeit freut sich der 66-Jährige, die er unter anderem beim Segeln in der Eifel verbringen möchte.


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