Sicherheit durch Partnerschaft

Nastasia Lehmann befragte im Sommer 2022 rund 1.300 Studierende


Münster (22. März 2023). Corona-Pandemie, Russland-Ukraine-Krieg, Klimawandel – die Welt ist unsicherer geworden und das hat Folgen für das individuelle Sicherheitsgefühl. Wie es damit im Sommer 2022 bei rund 1.300 Studierenden stand, hat Nastasia Lehmann in ihrer Bachelorarbeit am Fachbereich Sozialwesen der FH Münster untersucht – und dabei den Schwerpunkt auf Partnerschaft und Partnerwahl gelegt. Ein zentrales Ergebnis: 86 Prozent der Befragten haben ein starkes Bedürfnis nach Sicherheit und versuchen dieses in zwischenmenschlichen Beziehungen zu finden.

„Einerseits sind Menschen soziale Wesen und brauchen Sicherheit“, erklärt Lehmann. „Andererseits streben immer mehr nach Individualität und Unabhängigkeit – und beides macht es schwer, sich auf monogame Beziehungen einzulassen. Doch genau solche Partnerschaften wurden für die Suche nach Sicherheit in der Pandemie genutzt.“ Doch potenzielle Partner*innen zu finden und neue soziale Kontakte zu knüpfen, ist während Corona gar nicht so einfach gewesen. Und so gaben 66 Prozent an, unter den zwischenmenschlichen Folgen gelitten zu haben – etwa, dass man sich während des Lockdowns nicht sehen durfte. 56 Prozent hatten mit psychischen Folgen zu kämpfen. Und viele machen sich Sorgen um die Zukunft: 79 Prozent befürchten die Folgen des Klimawandels, 67 Prozent die Schere zwischen Arm und Reich und 65 Prozent sorgen sich um die Wirtschaftslage. „Hier kann man deutlich sehen, dass sich mehrere Krisen überlappen, also zeitgleich auftreten. Wie Menschen damit umgehen, hängt stark von individuellen Ressourcen und Erfahrungen ab.“

Neben dem Sicherheitsgefühl hat sich auch das Bild von Partnerschaft verändert. „Partnerschaften waren lange Zeit klar geregelt: Man lernte sich kennen, heiratete, bekam womöglich Kinder und all das in meist patriarchalen Strukturen. Heute ist alles schnelllebiger. Es ist fast wie ein Spiel, bei dem man online durch Dating-Apps Kontakte sucht, sein Ego aufwertet oder Seitensprünge riskiert. Und das steht im krassen Widerspruch zum Sicherheitsbedürfnis.“

Für ihre Bachelorarbeit „Partnerschaft und Partnerwahl – Eine empirische Analyse zum Sicherheitsgefühl während der SARS-CoV-2-Pandemie am Beispiel von Studierenden“ hatte Lehmann 1.244 Studierende von FH Münster und Westfälischer Wilhelms-Universität (WWU) Münster per Online-Fragebogen befragt. Das Durchschnittsalter der Teilnehmer*innen betrug 25 Jahre. Mit dem Thema Online-Dating während Corona hatte sich die Studentin der Sozialen Arbeit und der Philosophie 2021 schon einmal befasst. Damals befragte sie 1.300 Studierende, um herauszufinden, wie sie in Zeiten von Social Distancing daten. 87 Prozent gaben an, dass die Pandemie in Bezug auf das Dating belastend sei. Die Hälfte der Befragten nutzte vermehrt Dating-Apps, persönliche Treffen wurden dagegen weniger, was besonders auf psychischer Ebene herausfordernd war. Mit dem Thema Partnerschaft und Dating will sich Lehmann auch zukünftig beschäftigen – am liebsten in Buchform, um so die Ambivalenz von Partnerschaft und Dating in der heutigen Zeit aufzuzeigen.


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