Mobilität und Catering prägen CO2-Abdruck von Fußballspielen

Durchschnittlich 9.996 Zuschauer*innen pro Spiel verfolgten zwischen 2017 und 2020 den Auftritt des SC Paderborn 07. Wie viele CO2-Emissionen verursachten die Fans dabei? Dominik Meier, Student am Fachbereich Wirtschaft der FH Münster, der Münster School of Business (MSB), hat das im Rahmen seiner Bachelorarbeit untersucht.

„Die Schwierigkeit dabei war, dass der Verein in der Zeitspanne sowohl in der ersten, als auch in der zweiten und dritten Bundesliga gespielt hat. Davon war stark abhängig, wie viele Fans anwesend waren“, erklärt Meier. Die Gästefans blieben bei seinen Berechnungen unberücksichtigt. Für den SCP07 und Prof. Dr. Nina Michaelis nahm er die indirekten Fanemissionen wie Mobilität, Catering, Wasser oder Abfall unter Anwendung des „GHG Protocol Accounting and Reporting Standard“ (Greenhouse Gas Protocol zur Bilanzierung von Treibhausgasemissionen) unter die Lupe.

„Es ist noch in den Kinderschuhen, dass Vereine neben ihren direkten Emissionen wie Strom und Erdgas auch ihre indirekten Emissionen berechnen“, erklärt der BWLer. Das Thema Nachhaltigkeit habe ihn schon immer interessiert und seine private Leidenschaft ist Fußball – in seiner Abschlussarbeit konnte er beides gewinnbringend verknüpfen. Die wichtigste Erkenntnis seiner Arbeit: „Wenn man die indirekten Emissionen verbessern will, dann muss man sich die Bereiche Mobilität und Catering ansehen.“

82 Prozent der Fanemissionen kommen aus dem Bereich Mobilität und haben mit dem Anreiseverhalten der Fans zu tun. Die meisten reisen mit dem privaten PKW oder Motorrad an, gefolgt vom öffentlichen Nahverkehr oder dem Fahrrad. Meier: „Hier habe ich dem SCP07 empfohlen, den Ticketpreis des Fußballspiels als Angebot über den ÖPNV hinaus auch mit einer Zuganreise aus ganz NRW zu koppeln, mehr Anreize mit der Anreise per Rad zu setzen – wie Radparkplätze und zusätzlichen Service wie eine kostenlose Radwartung vor Ort – oder über die Vereins-App verstärkt Fahrgemeinschaften für private PKWs zu gründen.“ Letzter Punkt sei durch Corona wieder in den Hintergrund gerückt.

Das Catering mache weitere 15 Prozent der indirekten Emissionen aus. „Bei dem von mir konzipierten Standardspiel gingen beispielsweise über 2.700 Bratwürste und einiges an Pommes, Brezeln, Crêpes und Bier über die Theke.“ Auch der VIP-Bereich tritt mit indirekten Emissionen in Erscheinung: Um an dieser Stellschraube zu drehen, müsse man vom Buffet- auf Tellerservice umstellen, um eine geringere Verschwendung von Lebensmitteln zu erreichen, so Meier. „Hier habe ich vorgeschlagen, dass man übriggebliebene Lebensmittel zusätzlich der Tafel spenden könnte. So verringert man die Lebensmittelverschwendung.“

Die Bereiche Abfall, Wasserverbrauch oder die Berieselung des Rasens fallen im Hinblick auf den CO2 -Abdruck eines Fußballspiels weniger ins Gewicht. „Spannend fand ich an der Bachelorarbeit, dass ich diese praxisnah schreiben konnte und dass meine Erkenntnisse Anwendung finden und eine Verbesserung für die Umwelt bringen.“ Besonders gut habe ihm gefallen, dass er in Bezug auf die Daten neben den Ansprechpartner*innen im Verein mit verschiedenen Stellen wie dem städtischen Müllunternehmen oder dem externen Caterer zusammenarbeiten konnte. Auch seine Professorin Michaelis ist am Ende mit den Ergebnissen sehr zufrieden: „Herr Meier hat eine sehr interessante und exzellente Abschlussarbeit mit hohem Eigenanteil vorgelegt. Das ist die beste Abschlussarbeit, die ich in diesem Jahr betreut habe.“

Die Erkenntnisse seien allerdings standortgebunden und nicht auf jedes Stadion übertragbar, weiß Meier, der nun als Werkstudent beim VfL Bochum im Bereich Nachhaltigkeit und CSR mit daran arbeitet, dort die Fanemissionen zu ermitteln. Auch das Thema Nachhaltigkeit wird ihn wohl noch intensiv weiter begleiten. Nach dem erfolgreichen Bachelorabschluss an der FH Münster hat er sich nun in Bochum für ein Masterprogramm mit dem Fokus auf Nachhaltigkeit eingeschrieben.

Zum Thema: Der Schutz des globalen Klimas und der natürlichen Lebensgrundlagen stellt die Gesellschaft vor gravierende Herausforderungen. Neue wissenschaftliche Erkenntnisse und Prognosen etwa zur fortschreitenden Klimaveränderung und zur akuten Gefährdung der Biodiversität unterstreichen deren zunehmende Dringlichkeit. Erforderlich sind grundlegende Veränderungen der menschlichen Lebens- und Wirtschaftsweise hin zu einer nachhaltigen Entwicklung. Die FH Münster hat das Themenfeld Nachhaltigkeit daher in ihrem aktuellen Hochschulentwicklungsplan als zukünftige Herausforderung adressiert. Als Hochschule für angewandte Wissenschaften ist sie Wegbereiterin und Motor erforderlicher Veränderungen, indem sie das facettenreiche Konzept der Nachhaltigkeit in ihre Bildungsangebote und Projekte in allen Fachbereichen integriert. Themen und Entwicklungen betrachtet die Hochschule jeweils ganzheitlich hinsichtlich ihrer ökologischen, ökonomischen und sozialen Implikationen und hat dabei die Interessen gegenwärtiger und künftiger Generationen interdisziplinär im Blick. „Nachhaltig zusammen“ lautet deshalb auch das Jahresmotto der FH Münster. Vom 23. Mai bis 3. Juni stellt die Hochschule vielfältige Aktivitäten und Projekte in diesem Themenfeld vor.

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