Eigentlich wollten sich die drei Ingenieure das System der Alexa Echo Show nur ein bisschen genauer angucken. „Um die Sprachsteuerung kommt man in der Gebäudeautomation nicht mehr herum. Da will man up to date sein“, sagt Florian. Aber dann unterhielten sich Steffen und Florian im Labor über Formel 1 – wie man das unter Kollegen schon mal tut – und auf einmal machte Alexa sich bemerkbar. „Plötzlich tauchte auf dem Display die Schlagzeile auf, dass Niki Lauda RTL verlässt“, erinnert sich Florian. Zufall? Oder hatte Alexa mitgehört, obwohl sie niemand angesprochen hatte? Sehr verdächtig. Also haben die drei den Datenverkehr ihrer Sprachassistentin genauer unter die Lupe genommen.
Florian: „Wir haben uns eine Timeline gebaut, nach der wir minutengenau vorgegangen sind. Wir haben uns normal unterhalten, Alexa ein Foto machen lassen, zwei Minuten einfach gar nichts gesagt oder Stichworte rund um Fußball in den Raum gerufen, ohne Alexa dabei anzusprechen.“ Dann die Stunde der Wahrheit: Die Auswertung zeigt, dass Alexa zugehört haben könnte. Denn sie hat Daten gesendet, auch, als sie nicht angesprochen wurde. Das Ganze haben die Ingenieure fünf Mal wiederholt und immer kam das gleiche Muster dabei heraus. „Vor allem als wir die Stichworte gerufen haben, hat Alexa Daten gesendet. Und prompt erschien eine Fußball-Schlagzeile auf dem Display. Kann Zufall sein, muss aber nicht“, sagt Thilo.
Wo die Daten von Alexa landen, verrät Amazon eigentlich nicht. Mithilfe der IP-Adressen haben die drei zumindest ihre Daten zurückverfolgen können. „Unsere liegen jetzt auf den Amazon-Servern in Dublin und Seattle, wahrscheinlich für immer“, sagt Thilo. Zum Schluss das Sahnehäubchen: Alexa schneidet alle Sprachbefehle mit und speichert sie – man kann sie sich immer und immer wieder anhören. Auch diese Daten bleiben für immer im Netz. Was Amazon damit anstellt, weiß niemand. „Viele Leute finden Alexa toll, weil sie Musik abspielt, das Licht im Haus steuert, und, und, und. Aber wir haben das alles ohne große Informatikkenntnisse und an einem Nachmittag rausgefunden. Jeder findige Drittanbieter oder Hacker könnte die Daten vermutlich für seine Zwecke nutzen. Ich fürchte, dass ist nicht allen Nutzern klar“, sagt Florian.
Von Maxi Krähling