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Sabine Gebauer hat bei uns Soziale Arbeit studiert und erhielt mit 59 Jahren ihr Bachelorzeugnis.

Mit Mitte 50 nochmal studieren: Sabine auf dem Weg zum Traumjob

Andere in ihrem Alter werden gefragt: Wie lange musst du noch? Und meinen die Zeit bis zur Rente. Sabine Gebauer dagegen hörte oft die Frage: Warum machst du das noch? Die 59-Jährige hält nun ihr Bachelorzeugnis in den Händen und strahlt, denn sie hat die ganze Zeit gewusst, warum: Sie möchte in einem Hospiz arbeiten.

Mit Mitte 50 nochmal studieren: Sabine auf dem Weg zum Traumjob

Andere in ihrem Alter werden gefragt: Wie lange musst du noch? Und meinen die Zeit bis zur Rente. Sabine Gebauer dagegen hörte oft die Frage: Warum machst du das noch? Die 59-Jährige hält nun ihr Bachelorzeugnis in den Händen und strahlt, denn sie hat die ganze Zeit gewusst, warum: Sie möchte in einem Hospiz arbeiten.

Sabine hatte als Garten- und Landschaftsarchitektin im Umweltamt des Kreises Unna gearbeitet, bis vor 33 Jahren die Kinder kamen. Sie machte freiberuflich weiter – und stieg nebenbei 1998 ehrenamtlich in der Hospizhilfe ein. „Mit diesem Thema bin ich durch einen Todesfall in der Familie in Berührung gekommen. Dieses Ehrenamt hat mir sehr gefallen, die Bewohner fühlten sich bei mir gut aufgehoben, das Feedback war positiv.“ Nachdem sie dann eine zertifizierte zweijährige Trauerausbildung absolviert hatte, merkte sie erst recht: „Hier bin ich richtig! Denn das Gefühl, andere Menschen auf diesem letzten Weg zu begleiten, hat mich erfüllt und half mir, tiefere Zusammenhänge zu verstehen.“

»In meinem Alter eine völlig neue Arbeit zu suchen – damit bin ich ja eine Gegenbewegung, dafür gibt es keine Vorbilder!«Sabine Gebauer

So wuchs zwar einerseits der Wunsch, sich ganz der Arbeit im Hospiz zu widmen, aber andererseits spürte sie, wie sie an ihre fachlichen Grenzen kam. „Mir ist klargeworden: Um Menschen professioneller und mit fundiertem Wissen zu begleiten, muss ich noch einmal studieren. Lebenslanges Lernen ist mein Lebensmotto, und ich sagte mir, wenn ich einen Studienplatz bekomme, dann nehme ich ihn. Im Hospiz zu arbeiten macht noch einmal bewusst, dass das Leben endlich ist – wenn nicht jetzt noch einmal studieren, wann dann?“

Der Rückhalt in der Familie war groß – die Freude über den Bachelorabschluss ebenso. (Foto: privat)
Der Rückhalt in der Familie war groß – die Freude über den Bachelorabschluss ebenso. (Foto: privat)
Nur fürs Foto noch einmal in den Großen Hörsaal – hier hat Sabine Gebauer als Studentin gesessen, immer in der vierten Reihe rechts. (Foto: Anne Holtkötter)
Nur fürs Foto noch einmal in den Großen Hörsaal – hier hat Sabine Gebauer als Studentin gesessen, immer in der vierten Reihe rechts. Der Rückhalt in der Familie war groß – die Freude über den Bachelorabschluss ebenso.

Also schrieb sich Sabine für den Studiengang Soziale Arbeit an unserer Hochschule ein. Den Anspruch, nach sechs Semestern fertig zu sein, hatte sie nicht. Wichtiger war ihr, die Balance zu finden zwischen Studium und Alltag mit Familie, Haus und zwei Hunden. „Und es bedeutete mir viel, den Mut zu haben, etwas nur für mich zu tun.“

In der Abschlussrede lobte Sabine Gebauer das Modul „Stress und Stressbewältigung“: Es ist von Bedeutung für die Klienten und die eigene Selbstfürsorge. „Erkenntnisse, von denen ich auch in meinem Job profitiere“, sagt sie heute. (Foto: privat)
In der Abschlussrede lobte Sabine Gebauer das Modul „Stress und Stressbewältigung“: Es ist von Bedeutung für die Klienten und die eigene Selbstfürsorge. „Erkenntnisse, von denen ich auch in meinem Job profitiere“, sagt sie heute.

Ihr Alter mit all der Lebenserfahrung hat sie als Pluspunkt empfunden, noch einmal zu studieren als Geschenk. „Mit Auszeichnung bestanden“ steht nun auf dem Bachelorzeugnis. Auf der Akademischen Feier durfte sie stellvertretend für die Bachelorabsolventen die Rede halten, eine große Ehre für sie.

Der Abschluss sollte ihr die Tür für den neuen Beruf öffnen, aber sie wusste auch, dass die Stellen dort rar gesät sind. „Und in meinem Alter eine völlig neue Arbeit zu suchen – damit bin ich ja eine Gegenbewegung, dafür gibt es keine Vorbilder!“ Sie selbst ist nun eines: „Seit dem 1. Juli darf ich im Hospiz Mutter Teresa in Iserlohn die psychosoziale Betreuung der Gäste und Familienangehörigen mitgestalten. Das ist ein großer Erfolg für mich, und mein Wunschtraum ging damit in Erfüllung.“

Von Anne Holtkötter


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