„Ich habe eine Lehre zum Zimmermann gemacht und dann zügig den Meister drangehängt“, erzählt Max. Da war er sogar Jahrgangsbester. Aber damals dachte er sich: „Das kann es ja jetzt nicht gewesen sein für den Rest des Berufslebens. Also bin ich für ein Jahr nach Kanada gegangen, um dort zu arbeiten.“ Nicht nur, weil Kanada wunderschön ist, sondern weil er damit die Chance auf ein Aufstiegsstipendium der beruflichen Bildung hatte. Denn Max wollte ein Studium draufsetzen: „Mit dem Meistertitel hätte ich auch so studieren können. Aber ich wollte das Stipendium haben, um finanziell unabhängiger zu sein und mich ganz auf das Studium konzentrieren zu können.“ Das hat geklappt: Max studierte Wirtschaftsingenieurwesen Gebäudetechnik an unserem Fachbereich Energie – Gebäude – Umwelt. „Als Zimmermann interessiert mich Gebäudetechnik natürlich, zum Beispiel was Raumluft- und Strömungstechnik angeht. Als ich dann in der ersten Mathevorlesung saß, bin ich aber fast panisch geworden. Das ist ein ordentliches Paket, das man jedes Semester zu lernen hat“, gibt Max ehrlich zu.
Mit zwei Kommilitonen hat er fleißig gelernt und sich durchgebissen. „Fächer wie Mathe, Chemie und Physik haben mir im Nachhinein wirklich Spaß gemacht.“ Ruckzuck hatte er den Bachelor und dann den Master in der Tasche – alles in Regelstudienzeit. Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Fachbereich EGU war er auch noch.
Aber: Das Holz rief nach ihm. „Während des Masters habe ich angefangen, Möbel zu bauen. Das kam so gut an, dass ich mich 2016 selbstständig gemacht habe“, so Max. Kawentsmann heißt sein Unternehmen. In seiner Möbelmanufaktur entwirft und baut Max moderne und individuelle Möbel ganz nach den Wünschen der Kunden – alles handmade im Münsterland. Heute führt er das Geschäft mit seiner Schwester Lisa, beschäftigt drei Gesellen, einen Azubi und einen Schlosser. Produziert wird in Nottuln, im stylischen Showroom in Münster empfängt Max seine Kunden.
2018 kam dann DMAX auf den Zimmermann zu. Die suchten für das Format „Männer(t)räume“ einen Handwerker, der in kurzer Zeit originelle Wohnwünsche umsetzen konnte, um damit Leute zu überraschen. „Ich hätte das nie gemacht. Aber die ganze Sendung wurde so auf uns zugeschnitten, dass ich nicht nein sagen konnte“, sagt Max. Jetzt baut er mit dem Metallkünstler Hasso unterschiedlichste Sachen: Bar, Werkstatt, eine Schwimminsel oder einen BVB-Fankeller – die beiden kriegen alles hin. Bald steht der Dreh für die zweite und dritte Staffel an. Der Betrieb bei Kawentsmann geht ganz normal weiter.
Häufig wird er gefragt, warum er überhaupt studiert hat, wenn er jetzt doch wieder etwas Handwerkliches macht. „Das Studium hat mir super viel gebracht – und nicht nur, um über den Tellerrand zu gucken. Man lernt, strukturiert zu arbeiten und sich in schneller Zeit auf unterschiedlichste Leute einzustellen. Das hilft auch bei der Arbeit mit dem Fernsehen. Und als Wirtschaftsingenieur lernt man viele betriebswirtschaftliche Dinge, die heute einfach hilfreich sind. Insgesamt war das Studium eine super coole Zeit.“
Von Maxi Krähling