Für die Flüchtlinge sei das Ganze ein wenig seltsam gewesen, sagt El-Mafaalani. „Sie fanden es nicht nur komisch, dass ihnen die Leute applaudierten – dass ihnen während ihrer Flucht überhaupt jemand hilft, ohne dafür Geld zu nehmen, das haben viele zum ersten Mal erlebt, als sie in Deutschland ankamen.“
Doch zeitgleich formierte sich vielerorts der Protest gegen die Fremden. Eine Diskrepanz, die El-Mafaalani genau beobachtete. „Es gibt zwei Arten, mit denen in Deutschland auf Flüchtlinge geschaut wird“, sagt der Soziologe, dessen Forschungsschwerpunkt unter anderem Migration und Integration ist. „Die einen sehen sie als bemitleidenswerte Opfer, denen geholfen werden muss. Der andere Blick ist der auf eine fremde und bedrohliche Masse.“ Dementsprechend gestalte sich die Situation: „Wir bewegten uns zwischen klatschen und Heime anzünden.“
Eine Skatehalle nahe des Dortmunder Hauptbahnhofes wurde zur Sammelstelle für Kleider-, Schuh- und andere Sachspenden für die Flüchtlinge. (Foto: El-Mafaalani)
Im Dortmunder Dietrich-Keuning-Haus wurden die Flüchtlinge nach ihrer Ankunft verpflegt. (Foto: El-Mafaalani)
Die Willkommensaktion in Dortmund war für El-Mafaalanis Forschungen gewinnbringend. „Ich habe mit den Flüchtlingen gesprochen und mir ihre Geschichten angehört.“ Wie die vom Jungen aus Syrien, der auf dem Mittelmeer Todesängste ausstehen musste. „Als er mir davon erzählt hat, hat man gemerkt, wer von den umstehenden Arabisch sprach und wer nicht“, sagt El-Mafaalani. „Jeder, der ihn verstanden hat, fing an zu weinen.“
Von Moritz Schäfer