Allerdings ist das „Stimmenwirrwarr“ einer Lehrveranstaltung für Cornelia äußerst anstrengend. „Ich ermüde schneller als Normalhörige. Von acht bis sechzehn Uhr am Stück Seminare besuchen geht einfach nicht.“ Deshalb und außerdem, weil sie zwei kleine Töchter hat, studiert die angehende Sozialarbeiterin in Teilzeit.
Dass sie es überhaupt an eine Hochschule geschafft hat, ist absolut keine Selbstverständlichkeit. „In meiner Kindheit galten Schwerhörige und Gehörlose noch häufig als minderbemittelt“, berichtet Cornelia, deren Zwillingsschwester seit Geburt sogar völlig taub ist. „Du kannst froh sein, wenn du eine Ausbildung schaffst“, war die vorherrschende Meinung in ihrem Umfeld. Trotzdem studiert sie heute bei uns und strebt für nächstes Jahr den Bachelorabschluss an.
Kleiner Helfer mit großer Wirkung: Cornelia Schwanemeier mit ihrem Hörgerät.
Mit ihrer Schwester oder anderen Hörgeschädigten verständigt sich Cornelia in der Gebärdensprache.
Danach möchte sie sich auf jeden Fall für Hörgeschädigte einsetzen. Entweder in der praktischen Sozialarbeit oder in der Forschung. Besonders die Gefahr der sozialen Isolation durch eingeschränkte Hörfähigkeit ist ihr ein Anliegen. „Nicht sehen trennt von den Dingen, nicht hören trennt von den Menschen“ – die Worte des Philosophen Immanuel Kant bringen für die Studentin das Problem der sozialen Isolation auf den Punkt. Darüber möchte sie aufklären und Betroffene ermutigen, sich frühzeitig Hörgeräte anpassen zu lassen und diese dann auch zu tragen.
Von Stefanie Gosejohann