Aquarelle geben Einblicke in die Realität humanitärer Hilfe

Kompetenzzentrum der FH Münster veröffentlicht Bildband mit Illustrationen aus Krisengebieten


Bildband „Wissen schafft Hilfe“
Der Bildband „Wissen schafft Hilfe“, herausgegeben von der Fachhochschule Münster und seinem Kompetenzzentrum Humanitäre Hilfe, zeigt insgesamt 55 Aquarelle, die Prof. Dr. Joachim Gardemann in zahlreichen Hilfseinsätzen als Arzt des Roten Kreuzes in Flüchtlingslagern und Notfallkrankenhäusern auf der ganzen Welt gemalt hat. Zudem stellt der Band die Arbeit des Kompetenzzentrums vor und beschreibt die Geschichte der humanitären Hilfe und ihre ethischen Grundlagen.
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Münster (16. August 2012). Naturkatastrophen und kriegerische Konflikte verursachen in vielen Teilen der Welt große Not und lassen die Zahl hilfsbedürftiger Menschen steigen. Daran erinnern die Vereinten Nationen am 19. August mit dem Welttag der Humanitären Hilfe. Sie widmen ihn vor allem denjenigen, die den Opfern in ihrer akuten Not beistehen: den freiwilligen Helfern von humanitären Hilfsorganisationen. Auf langjährige Erfahrung bei diesen anspruchsvollen Einsätzen in verschiedenen Regionen der Welt blickt Prof. Dr. Joachim Gardemann zurück, der seit über zehn Jahren das Kompetenzzentrum Humanitäre Hilfe der Fachhochschule Münster leitet.

Zahlreiche internationale Hilfseinsätze des Roten Kreuzes hat der Mediziner seit Mitte der 90er Jahre als Kinderarzt begleitet. Seine Eindrücke aus Flüchtlingslagern und mobilen Zeltkrankenhäusern in Afrika, im Nahen Osten, auf dem Balkan, in Asien und Mittelamerika hat er während der Einsätze künstlerisch verarbeitet: Seine vor Ort gemalten Aquarellbilder zeigen Momente zwischen Not, Hoffnung und Hilfe. Die von 1995 bis 2008 entstandenen Werke hat das Kompetenzzentrum nun in einem Bildband mit dem Titel „Wissen schafft Hilfe" veröffentlicht. Zusammen mit Texten zum Thema bietet der Band dem Leser eindrucksvolle Einblicke in die Realität humanitärer Hilfe.

Sie erzählen von Menschen aus unterschiedlichen Kulturen, die sich in den Zeltstädten und Flüchtlingscamps der Hilfsorganisationen in existenziellen Situationen der Not begegnen. „Das sind auch für die Helfer häufig sehr unmittelbare und intensive Erfahrungen, die man irgendwie verarbeiten muss", sagt Gardemann. Das sei für ihn ein Grund gewesen, nach der täglichen Arbeit im Krankenhaus zum Skizzenblock zu greifen und das Erlebte zu Papier zu bringen. Seine Bilder zeigen Hilfesuchende in Flüchtlingslagern, wartende Menschen vor den Zelten der mobilen Hospitäler, Mütter mit ihren kleinen Kindern auf dem Arm, die Zuflucht gefunden haben. Es sind Momentaufnahmen von Ausnahmesituationen, die gleichzeitig Alltag sind in den Camps der internationalen Soforthilfe.

Mindestens ebenso wichtig wie das Verarbeiten der Ereignisse sei jedoch vor allem, sich professionell auf die humanitären Einsätze fernab des gewohnten Umfelds vorzubereiten, erklärt Gardemann. Schon aus Respekt vor den Kompetenzen der betroffenen Bevölkerung verbiete es sich, unausgebildete Kräfte in ein Katastrophengebiet zu entsenden, denn die Realität der humanitären Soforthilfe sei sehr komplex und erfordere umfangreiches Wissen. Von den Delegierten der Nothilfeorganisationen werde daher neben fachlicher Eigenständigkeit ein hohes Maß an Organisations-, Führungs- und Improvisationsfähigkeit erwartet. Neben der Hauptaufgabe, Not zu lindern, gelte es immer auch, die verschiedenen Umstände zu berücksichtigen. „Umweltbedingungen, kulturelle Besonderheiten, die politische Situation - all das kann im humanitären Hilfseinsatz wichtig werden", sagt Gardemann, der sich deshalb für eine möglichst interdisziplinäre Ausbildung der Helfer stark macht. „Vor Ort sind nicht nur Mediziner gefragt", weiß der Hochschullehrer. Auch auf das Wissen von Pflegefachleuten, Ingenieuren, Politikwissenschaftlern, Ethnologen oder Kommunikationsexperten werde in diesem vielschichtigen Arbeitsfeld immer wieder zurückgegriffen.

Deshalb bringt das Kompetenzzentrum Humanitäre Hilfe der FH Münster auch die Expertise aus verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen zusammen. „In der Hochschulstadt Münster ist dieses umfangreiche Wissen bereits vorhanden - im Kompetenzzentrum vernetzen wir es und machen es im Sinne der Humanitären Hilfe nutzbar", fasst Gardemann die Aufgaben seiner Einrichtung zusammen. Einige Ergebnisse dieser hochschulübergreifenden Kooperationen finden sich auch im „Wissen schafft Hilfe"-Bildband: Eine Liste von wissenschaftlichen Abschlussarbeiten zum Thema, alle betreut vom Kompetenzzentrum, zeigt die große Bandbreite der Beiträge, die Münsters Hochschulen in den letzten Jahren zur humanitären Hilfe und Entwicklungszusammenarbeit geleistet haben. Zu beziehen ist das Buch über die FH-Bibliothek oder im Buchhandel über die untenstehende ISBN-Nummer. Ein Teil des Verkaufserlöses kommt der Arbeit des Kompetenzzentrums zugute. Für Interessierte, die selbst aktiv werden möchten, bietet zudem ein Praxisportal unter www.wissen-schafft-hilfe.de Gelegenheit, sich zu informieren und Kontakte zu Hilfsorganisationen aufzunehmen.

Fachhochschule Münster/Kompetenzzentrum Humanitäre Hilfe (Hrsg.): Wissen schafft Hilfe. Illustrationen: Joachim Gardemann. Text: Joachim Gardemann, Franziska Ohnheiser. Münster. 2012. ISBN 978-3-938137-26-0




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