Der Kinderarzt Prof. Dr. Joachim Gardemann war 2014 als Rotkreuzhelfer in einem Ebolazentrum in Sierra Leone im Einsatz.

24. Januar 2019 | Vor Kurzem hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) eine Liste der zehn bedeutendsten Gesundheitsgefahren für das Jahr 2019 veröffentlicht. Mit Prof. Dr. Joachim Gardemann haben wir über die Liste gesprochen. Der Kinderarzt und Leiter des Kompetenzzentrums Humanitäre Hilfe war in den vergangenen 25 Jahren wiederholt für das Deutsche Rote Kreuz in Krisen- und Naturkatastrophengebieten weltweit im Einsatz.

Herr Prof. Gardemann, welche zehn Gesundheitsgefahren sind das?

Bemerkenswert ist, dass die WHO in ihrem Bericht "Ten threats to global health in 2019" die Impfgegnerschaft in ihrer Gefährlichkeit mit den großen Gefahren wie Ebola, HIV und Denguefieber gleichsetzt.

Im Einzelnen sind das:

  • Luftverschmutzung und Klimawandel
  • Chronische nichtinfektiöse Erkrankungen
  • Influenza
  • Gefährdende und unsichere Lebensbedingungen
  • Antibiotikaresistenzen
  • Ebola und weitere hochkontagiöse Infektionen
  • Unzureichende Gesundheitsversorgung
  • Impfgegnerschaft
  • Denguefieber
  • HIV


Ebola in einer Reihe mit Impfgegnerschaft - lässt sich das mit Zahlen untermauern?

Während der Ebola-Epidemie in den Jahren 2014 und 2015 starben in Guinea, Liberia und Sierra Leone insgesamt 11.310 Menschen an Ebola. Ich selbst war 2014 Rotkreuzhelfer in Sierra Leone.

2017 starben 110.000 Menschen - ganz überwiegend Kleinkinder - weltweit alleine an den Masern, obwohl wirkungsvolle und sichere Impfstoffe zur Verfügung stehen. Ich habe viele Kinder an Masern, aber auch beispielsweise an Tetanus sterben sehen. Vor Einführung der Masernimpfung waren jährlich 30 Millionen klinische Fälle, davon zwei Millionen tödliche in jedem Jahr zu verzeichnen. Die Masern sind nur ein Beispiel für verheerende und dabei doch leicht vermeidbare Infektionskrankheiten.


Welche Gründe führen zur Impfskepsis gerade in den wohlhabenden Ländern?

In den ärmeren Ländern sind die Gesundheitsgefahren durch vermeidbare Infektionskrankheiten der Bevölkerung täglich vor Augen und dadurch sehr bewusst. Die Bedeutung von Impfungen als sicherer und wirksamer Gesundheitsschutz wird dort nicht angezweifelt.

Bei uns haben die empfohlenen Impfungen natürlich zu einem Erkrankungsrückgang geführt, so dass die Impfnotwendigkeit immer wieder mal angezweifelt wird. Die Argumentation ist vergleichbar mit einer Ablehnung der Gurtpflicht im Auto, da ja die Zahl der schweren Aufprallverletzungen stark abgenommen hat.

Gerade die Masernimpfung rettet in jedem Jahr das Leben von weit über einer Million Kindern weltweit, und das völlige Verschwinden der Masern durch Impfungen wäre sehr gut erreichbar.

Um unsere Webseite für Sie optimal zu gestalten und fortlaufend verbessern zu können, verwenden wir Cookies. Weitere Informationen und die Möglichkeit zum Widerruf finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.
Seite drucken