Annik Wittenborg und Nora Schoch im Labor
Annik Wittenborg (l.) und Nora Schoch haben in einer Projektarbeit im Masterstudiengang Ernährung und Gesundheit Kokoswasser analysiert.

Münster (10. Mai 2016). Die beiden Studentinnen Annik Wittenborg und Nora Schoch wollten es genauer wissen. "Den Kranken ging es etwas besser, wenn sie es tranken", erzählte ihnen Prof. Dr. Joachim Gardemann in einem Seminar. Der Arzt und Hochschullehrer vom Fachbereich Oecotrophologie · Facility Management der FH Münster hatte bei seinem letzten humanitären Hilfseinsatz im westafrikanischen Sierra Leone beobachtet, dass sich der Zustand von Ebolakranken verbesserte, wenn sie das Wasser aus Kokosnüssen tranken. Gardemann leitet auch das Kompetenzzentrum Humanitäre Hilfe an unserer Hochschule.

Das Thema für die Projektarbeit im Masterstudiengang Ernährung und Gesundheit war gefunden: In Natur- und Gewaltkatastrophen ist sauberes Trinkwasser knapp. In tropischen Gebieten, wo Kokosnüsse zuhauf wachsen, könnte doch das Wasser aus den Früchten eine Alternative sein? Ob es sich überhaupt mikrobiologisch und ernährungsphysiologisch eignet, wollten Wittenborg und Schoch untersuchen.

Aus der Kokosnuss in die Petrischale

"Wir wollten wissen, wie stark das Kokoswasser mit Keimen belastet ist. Das ist besonders dann wichtig, wenn man das Wasser intravenös anwenden will, wie es tatsächlich immer wieder aus tropischen Katastrophengebieten berichtet wird. Und ob der Gehalt an Elektrolyten, zum Beispiel Kalium und Natrium, ausreichend ist, um beispielsweise einen dehydrierten Verschütteten wieder aufzubauen", erläutert Annik Wittenborg.

Für die Versuchsreihen im Labor mussten Kokosnüsse her. Im Internet bestellten die Studentinnen unreife, grüne Früchte. Sie enthalten mehr Wasser. Reife, braune Kokosmüsse kauften sie im Supermarkt. "Kokoswasser ist nicht zu verwechseln mit Kokosmilch", erklärt Annik Wittenborg. Kokosmilch ist ein verarbeitetes Produkt aus Wasser und dem Fruchtfleisch reifer Früchte, während Kokoswasser naturbelassen ist.

Doch das Wasser in die Petrischale zu bekommen, war gar nicht so leicht. "Wir mussten aufpassen, dass wir nicht beim Öffnen Keime hereintragen", sagt Nora Schoch. Sie stachen mit Kanülen in die drei Einkerbungen, vorher hatten sie es mit Hammer und Nagel versucht. "Bei den grünen Früchten war es leichter, denn die sind weniger haarig", sagt Annik Wittenborg.

Schimmel in reifen Kokosnüssen

Das Ergebnis der mikrobiologischen Untersuchung: Die meisten der reifen Kokosnüsse neigten nach mehreren Stunden zu starker Schimmelbildung, während sich die grünen insgesamt als steril erwiesen. Das Wasser aus den grünen Kokosnüssen ist also aus mikrobiologischer Sicht auch für die intravenöse Gabe geeignet, so die erste Erkenntnis. Dass die reifen Früchte so stark belastet waren, führten die beiden Studentinnen darauf zurück, dass sie länger in den Supermärkten lagern und Sprünge in der Schale schneller zu Verunreinigungen führen.

Und die ernährungsphysiologischen Werte? Die beiden Studentinnen stellten fest, dass Kokoswasser zu viel Kalium und etwas zu wenig Natrium enthält, wenn es gegen Dehydration wirken soll. Das Verhältnis der Elektrolyte muss stimmen. "Dennoch ist das Kokoswasser geeignet, den Verlust dieser Mineralstoffe annähernd ausgleichen zu können", sagt Annik Wittenborg. Darüber hinaus enthalte es B-Vitamine und Vitamin C.

Und mit einem Augenzwinkern ergänzt die 24-jährige Masterstudentin: "Ob Kokoswasser auch ein 'Schönheitswunder' ist, können wir nicht sagen, das war nicht unser Thema." Um das Kokoswasser habe sich durch einige Prominente ein regelrechter Hype entwickelt.

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