Münster, 1. Juli 2019 | "Seenotrettung ist kein Verbrechen." Mit diesen Worten kommentierte Petra Seyfferth die Festnahme der Kapitänin des Rettungsschiffes "Sea-Watch 3". In ihrem Grußwort der Stadt Münster zur 35. Praxisübung Humanitäre Hilfe hob die münstersche Ratsfrau und Mitarbeiterin der FH Münster die früher bundesweit beispielhafte Flüchtlingspolitik in Münster hervor. Die Zusage der Stadt Münster drei der von der "Sea-Watch 3" Geretteten freiwillig aufzunehmen, sei zwar sehr zu begrüßen, ersetze aber nicht Möglichkeit, sich zum "sicheren Hafen" zu erklären, wie es bereits 17 NRW-Städte getan hätten. Die Ratsmehrheit hatte diese Möglichkeit am 22. Mai abgelehnt.

 

Petra Seyfferth hielt das Grußwort bei der Praxisübung Humanitäre Hilfe.
Petra Seyfferth hielt das Grußwort bei der Praxisübung Humanitäre Hilfe. (Foto: Tobias Tyszak)

Die Situation der Zufluchtsuchenden in Europa war der Schwerpunkt der Praxisübung. Daneben standen allgemeine praktische Themen der internationalen Nothilfe wie Unterkunft, Verpflegung und Logistik auf dem Programm. Das Kompetenzzentrum Humanitäre Hilfe der FH Münster hatte die Übung gemeinsam mit dem AStA der FH Münster und dem DRK organisiert. Schauplatz war die ehemalige Oxford-Kaserne in Gievenbeck, die bis heute als kommunale Erstaufnahmestelle und als "Integration-Point" dient.

Für die mehr als 80 Teilnehmenden waren die hohen Temperaturen eine Herausforderung. Reichlich Mineralwasser und eine Suppe, die von der  Einsatzstaffel des DRK-Landesverbandes Westfalen-Lippe ausgegeben wurde, halfen über die Hitze hinweg. "In Darfur im Westsudan hatten wir einmal 57 Grad im Schatten", erzählte Prof. Dr. Joachim Gardemann. Der Hochschullehrer und Mediziner verfügt über eine mehr als 25-jährige Erfahrung als Krisenhelfer für das Rote Kreuz auf der ganzen Welt.

 

Die Teilnehmenden der Praxisübung haben selbst ein Zelthospital aufgebaut, das auch so in Krisengebieten zum Einsatz kommt.
Die Teilnehmenden der Praxisübung haben selbst ein Zelthospital aufgebaut, das auch so in Krisengebieten zum Einsatz kommt. (Foto: Tobias Tyszak)

In den selbst errichteten Zelten konnten die Teilnehmenden ihre Kenntnisse und Fertigkeiten unter Anleitung anwenden. Die Seebrücke Münster, der Verein AFAQ für kulturelle und gesellschaftliche Zusammenarbeit in Münster, die Gemeinnützige Gesellschaft zur Unterstützung Asylsuchender (GGUA), die Migrationsberatung für erwachsene Zuwanderer des DRK-Landesverbandes Westfalen-Lippe und Radio Kaktus Münster stellten ihre Arbeit vor und erläuterten, wie Studierende sich dort engagieren können.

"Münster liegt wirklich am Mittelmeer", fasste die studentische Einsatzleiterin Berit Paul am Ende der Übung zusammen. Die nächste Praxisübung wird voraussichtlich im Januar 2020 stattfinden.

 

Prof. Dr. Joachim Gardemann hat an einem Model die Grundlagen der humanitären Hilfe erläutert.
Prof. Dr. Joachim Gardemann hat an einem Model die Grundlagen der humanitären Hilfe erläutert. (Foto: Tobias Tyszak)
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