Valentin Thurn im Webseminar
Der Regisseur und Autor Valentin Thurn hat ein Webseminar zum Thema Welternährung und Coronakrise gegeben. (Foto: FH Münster/OEF)

Münster, 5. Mai 2020 | Um die Ernährung der eigenen Bevölkerung zu sichern, haben Vietnam und Kambodscha ihre Reis-Exporte gestoppt. Weitere Länder überlegen, ihre Exporte einzustellen. Mehr als 90 Prozent unserer Lebensmittel im Einzelhandel kommen über Großhändler und Importeure, weniger als zehn Prozent stammen aus der Region. "Gerade jetzt zeigt sich, wie fragil internationale Lieferketten sind", erklärte der Regisseur und Autor Valentin Thurn vor insgesamt 130 Studierenden der FH Münster. Sie waren mit ihm über ein Webseminar verbunden, zu dem Prof. Dr. Guido Ritter vom Fachbereich Oecotrophologie · Facility Management sie eingeladen hatte.

Thurn, der mit Dokumentarfilmen wie "10 Milliarden - Wie werden wir alle satt?" und "Taste the Waste" bekannt geworden ist, ging in dem Online-Seminar der Frage nach, ob eine weitere Welternährungskrise durch Corona drohe. 2008 und 2011 habe es solche Krisen gegeben. Damals trieben Spekulationen an der Börse mit Agrarrohstoffen die Preise in die Höhe, mit weltweiten Auswirkungen, wie Thurn berichtete.

Führt die Krise zu einer anderen Ernährung?

Nach UN-Schätzungen wird die Weltbevölkerung im Jahr 2050 auf 10 Milliarden Menschen ansteigen. Gleichzeitig sinke aber die weltweit verfügbare Ackerfläche pro Kopf. Es sei nicht nachvollziehbar, dass auf den knappen Flächen nicht selten Monokulturen für Biogas angebaut werden, so Thurn. Der Klimawandel verstärke die Krise noch zusätzlich. "Mit jedem Grad Temperaturerhöhung wird die Ernte geringer ausfallen", sagte Thurn. Beim Weizen etwa sollen es nach weltweiten Schätzungen sechs Prozent weniger sein. Die Coronakrise, auch das machte Thurn deutlich, trifft besonders jene ländliche Weltbevölkerung mit aller Härte, die ohnehin schon stark durch Armut betroffen ist.

Bei der Frage nach den Lösungen für die Landwirtschaft gebe es zwei Lager, wie Thurn berichtete. "Die einen setzen auf nachhaltige Landwirtschaft, andere auf ihre Intensivierung." Ob sich unsere Art der Ernährung nach Corona verändern werde, war eine der Fragen, die aus dem virtuellen Hörsaal kam und den Regisseur über den Chat erreichte. "Ich denke", sagte Thurn, "eine Lehre dieser Krise muss sein, dass die Grundversorgung aus dem eigenen Land kommen sollte." Mit Grundversorgung seien etwa Getreide, Kartoffeln, Obst und Gemüse gemeint.

Mehr regionale Versorgung, die eine bessere Klimabilanz hätte, erheben auch die Ernährungsräte. Seit 2016 gründen sie sich in Deutschlands Städten. Thurn selbst gehört zu den Mitbegründern des Kölner Ernährungsrats. Auch in unserer Region, in Münster, hat sich inzwischen ein Ernährungsrat gebildet, in dem sich einige Studierende des Fachbereichs Oecotrophologie · Facility Management engagieren.

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