Foto: Für seine Arbeit hält sich Hakan auf Messen auf dem aktuellen Stand (privat)

„Stillstand ist nichts für mich“: Hakan lernt für sein Leben gern

„Ich bin gelernter Gleisbauer, in diesem Beruf schaust du ständig nach unten“, sagt Hakan Yol. „Ich wollte aber den Kopf heben und endlich nach oben sehen!“ Sein Ziel: Die Gleisbauarbeiten nicht mehr nur ausführen, sondern das Ganze koordinieren und strategisch planen. Zwei Studiengänge unserer Hochschule plus viel Disziplin und Willenskraft ermöglichten ihm, sich diesen beruflichen Traum zu erfüllen.

„Stillstand ist nichts für mich“: Hakan lernt für sein Leben gern

„Ich bin gelernter Gleisbauer, in diesem Beruf schaust du ständig nach unten“, sagt Hakan Yol. „Ich wollte aber den Kopf heben und endlich nach oben sehen!“ Sein Ziel: Die Gleisbauarbeiten nicht mehr nur ausführen, sondern das Ganze koordinieren und strategisch planen. Zwei Studiengänge unserer Hochschule plus viel Disziplin und Willenskraft ermöglichten ihm, sich diesen beruflichen Traum zu erfüllen.

Bis dahin war es für den heute 43-Jährigen ein langer Weg, der mit dem Hauptschulabschluss begann. Es folgten die Höhere Handelsschule, eine Ausbildung zum Groß- und Außenhandelskaufmann, Wehrdienst, die Ausbildung zum Gleisbauer und schließlich das Studium an unserem Fachbereich Bauingenieurwesen. Während des Studiums hielt er sich als Fahrlehrer über Wasser, um für sich und seine Familie zu sorgen. Nach dem Pauken ging es direkt zur Arbeit, und das oft bis in die späten Abendstunden. Das Studium brach er aber nach vier Jahren ab: „Ich kam mit Mathe nicht klar!“ 

Hakan machte sich selbstständig mit einem Kurier- und Transportdienst. „Es lief richtig gut, aber mein Herz brannte nicht dafür!“ Ein Freund ermutigte ihn, sein Studium wiederaufzunehmen und sich seinem Angstfach zu stellen. „Plötzlich saß ich mit Mitte dreißig in der Schülerhilfe.“ Über ein Praktikum kam der Kontakt zu seinem heutigen Arbeitgeber zustande, einer Baugesellschaft für Eisenbahn-, Tief- und Ingenieurbau. Er blieb als Aushilfe und arbeitete sich immer weiter hoch: Nach dem Studium folgte eine Anstellung als Bauleiter und die Weiterbildung zum Schweißfachingenieur, die ihn dazu qualifizierte, im Unternehmen eine eigene Schienenschweißabteilung aufzubauen. 

Hakans Arbeit führt ihn oft zu Außeneinsätzen (privat)
Hakans Arbeit führt ihn oft zu Außeneinsätzen. Auf Messen (großes Bild) hält er sich auf dem aktuellen Stand der Technik. (Foto: Privat)

Doch Hakan wollte mehr und studierte schließlich den Master of Business Administration – ebenfalls bei uns. Denn mit dem MBA am Institut für Technische Betriebswirtschaft (ITB) des Münster Centrum für Interdisziplinarität (MCI) ergänzte er seine technische Ausbildung um die wirtschaftswissenschaftliche Komponente: „Die Kaufleute machen mir jetzt nichts mehr vor.“ Viel Fleiß und Disziplin habe das Studium erfordert. „Teilweise bin ich von der Vorlesung zur Baustelle gefahren und habe da noch eine Nachtschicht eingelegt. Aber wenn es Spaß macht, ist der Aufwand egal, und am Ende rentiert es sich so oder so.“ Heute leitet er in seiner Firma die Schienenschweißabteilung und ist gleichzeitig Projektleiter im Bereich Instandsetzung für Aufträge der Deutschen Bahn. 

Hakans Schweißertruppe im Unternehmen. (Foto: Privat)
Hakans Schweißertruppe im Unternehmen. (Foto: Privat)

Weiterbildung sei inzwischen eine Art Hobby für ihn. „Stillstand ist nichts für mich!“ Und Hakan möchte junge Leute dazu motivieren, nicht aufzugeben und ihre Ziele zu verfolgen. „Mir liegt viel daran, vor allem denen mit Migrationshintergrund zu zeigen, dass es auch anders geht.“ Inzwischen hat er bereits den dritten türkischstämmigen Jungingenieur ins Unternehmen gelockt und ist dort zu einer Art Vorbild geworden. „Sie nennen mich scherzhaft Sultan Hakan!“ Doch obwohl der zweifache Vater inzwischen mit den „Krawattenträgern“, wie er sagt, am Konferenztisch sitzt, ist er mit den Gleisbauern weiterhin per Du. „Ich hatte immer viel mit jungen Leuten zu tun, das hält mich jung.“ Und was sind seine Ziele für die Zukunft? „Mir fehlt noch die Eisenbahnbetriebsleiterausbildung, die ich im Sommer starte. Und wer weiß, vielleicht ergibt sich auch mal die Chance, als Gastdozent an die Fachhochschule zurückzukehren.“

Von Katharina Urbaniak


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