Liebe als Motherboard – oder als Virus?

Mehr als 200 Zuhörer beim dritten Steinfurter Hörsaal Slam an der FH Münster


Münster/Steinfurt (11. April 2018). Liebe, Wut, Geflüchtete, Sozialstaat und natürlich die Roboterzukunft – der dritte Steinfurter Hörsaal Slam brachte die ganze Bandbreite der essenziellen Themen des Lebens auf die Bühne, besser gesagt vor die Vorlesetafel. Insgesamt sechs Slamerinnen und Slamer zeigten dem gut gelaunten Publikum, welche Themen sie gerade beschäftigten. Und die reichten vom Kinderkriegen über Asylverfahren des Mitbewohners bis hin zur Beatboxing-Imitation einer Trompete. Ein exquisiter Mix. Über 200 Studierende und Nicht-Studierende hörten am Dienstagabend auf dem Steinfurter Campus der FH Münster zu und bewerteten die Auftritte gleichzeitig als Jury, angeleitet von Moderator Jens Kotalla. Organisiert hatten den Slam der Allgemeine Studierendenausschuss (AStA) und der Gemeinsame Fachschaftsrat Steinfurt.

Slamerin Felicitas Friedrich aus Bochum legte vor mit einem herzensguten Text, der das ewige Sich-Vergleichen entspannt, wenn nicht sogar den Garaus macht: „Für mich bist du ein Edelstein“ und „beim Kuscheln gibt es kein Wertungssystem“. Eva Matz aus Bremen erzählte, sie sei im Leben zweimal aufgewacht. Ihr Mitbewohner erlebe die Qual des Wartens auf sein Asylverfahren – auf „ein Blatt Papier, es fällt vom Himmel der mächtigen Willkürlichkeit“. Dass ihr Papa nie aufgegeben hat zu kämpfen, davon berichtete Slamerin Miedya Mahmod aus Essen. Nach Pizzabäcker, Gärtner, DHL-Bote und einer durchschnittlichen 70-Stunden-Woche soll er jetzt Busfahrer werden. „Er ist müde!“

Gedanken übers Kinderkriegen hat sich der Bochumer Florian Stein gemacht. Er weiß: „Kinder sind die wandelnden Quizshows unter den Lebewesen“, aber wenn sie erst mal in der Pubertät sind, würde er ihre Freunde mit „Yolo, ihr Ottos“ begrüßen, damit es richtig schön peinlich wird. August Klar aus Paderborn kam mit einem außergewöhnlichen Talent daher: „Beatboxen hilft in allen Lebenslagen. Auf Partys werde ich eingeladen, wenn keiner eine Anlage organisiert hat.“ Und er zog ordentlich über Musiklehrer her, die auch Beatboxen können wollen. „Selbst ein Spiegelei macht beim Braten coolere Geräusche.“ Zum Schluss stieg Simeon Buß aus Bremen in den Ring. Der anfängliche Verschwörungstheorienmix – „Gehirn gewaschen und gespült, ist das neu oder Perwoll?“ – nahm immer mehr politische Konturen an. „Wir müssen vielleicht nicht aufwachen – aber aufhören zu schlafen!“

Nach der Halbfinal-Runde stellten sich letztendlich Simeon Buß und Florian Stein dem Wettkampf um den Titel „Master of WortSport“. Buß demonstrierte per iPoet 7, dem sprachgesteuerten Poeten der Zukunft, dass das Verhältnis von Kontrolle in unserem Alltag mitunter sehr verdreht sein kann: „Aktivieren Sie Ihren iPoet mit ,Oh mein König‘!“ Stein hingegen erzählte von zwei Robotern, die in der zukünftigeren Zukunft, Futur III, mit ihrem Wissensaustausch über Liebe für qualmende Getriebe sorgen. Ist die Liebe das Motherboard, das allen inne wohnt, und wenn Soft- und Hardware passen, zu einem Premium-Update führen? Oder ist die Liebe eher ein Virus? „Niemand der Menschen las die Nutzungsbedingungen …“ Dafür gab es zum Schluss die größte Applausrakete – und so ging der Titel des Abends dieses Mal nach Bochum.


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