Soziale und ökologische Probleme zusammen denken

Von Finnland nach Münster: Seit diesem Wintersemester lehrt und forscht Prof. Dr. Ingo Stamm am Fachbereich Sozialwesen der FH Münster. Seine internationalen Erfahrungen will er in den Austausch mit den Studierenden einbringen.

Fast zehn Jahre lebte Ingo Stamm im finnischen Kokkola, seit wenigen Wochen ist Münster seine neue Heimat. Zum Wintersemester wurde der promovierte Sozialwissenschaftler als Professor für Nachhaltigkeit in der Sozialen Arbeit an den Fachbereich Sozialwesen der FH Münster berufen. „Als die Professur ausgeschrieben wurde, war sie eine der ersten zu diesem Thema in Deutschland. Die Denomination passte inhaltlich genau zu meinen bisherigen Arbeitsschwerpunkten. Darüber hinaus hat mich überzeugt, dass an der Hochschule bereits viele Aktivitäten im Bereich Nachhaltigkeit laufen, in die ich mich einbringen kann“, sagt Stamm.

Besonders freut sich der 46-Jährige auf den Dialog mit den Studierenden: „Der Austausch mit den Studierenden und das wechselseitige Lernen sind für mich das A und O. Hierbei möchte ich auch meine internationale Perspektive einbringen und vermitteln, dass wir Teil einer globalen Profession und Disziplin sind, internationale Debatten also wichtig für die Soziale Arbeit sind.“

Der neuberufene Professor ist national und international bestens vernetzt. Nach seinem Studium der Sozialen Arbeit war er mehrere Jahre in München und Berlin in der Kinder- und Jugendhilfe tätig. Parallel schloss er einen Master in Sozialer Arbeit als Menschenrechtsprofession ab und promovierte anschließend an der Universität Siegen im Fach Soziologie. „Meine Promotion war eingebunden in ein europäisches Doktorand*innennetzwerk, an dem die finnische University of Jyväskylä beteiligt war. 2015 bekam ich das Angebot, am zweiten Campus der Universität in Kokkola als Postdoc in einem großen internationalen Forschungsprojekt zu ökosozialen Innovationen zu arbeiten. So bin ich das erste Mal mit den Schnittstellen zwischen Nachhaltigkeit und Sozialer Arbeit in Berührung gekommen.“

Wie eng nachhaltiges Handeln und Soziale Arbeit zusammenhängen, will Stamm seinen Studierenden sowohl theoretisch als auch an praktischen Beispielen vermitteln. „Wir müssen verstehen, dass ökologische Krisen auch Gerechtigkeitskrisen sind. Im Zuge des Nachhaltigkeitsdenkens wird immer deutlicher, dass soziale und ökologische Probleme zusammengehören und bestimmte soziale Gruppen heute schon stärker betroffen sind als andere, natürlich vor allem im Hinblick auf die Klimakrise. Dementsprechend sind Fragen der nachhaltigen Entwicklung sehr relevant für die Soziale Arbeit und ihre Adressat*innen.“ Darüber hinaus komme auch den sozialen Organisationen als gesellschaftliche Akteur*innen eine wichtige Rolle zu: „Das kann beispielsweise bedeuten, innerhalb der eigenen Einrichtung Konzepte für den sparsamen Umgang mit Ressourcen zu entwickeln. Zudem ist es stete Aufgabe der Sozialen Arbeit, gesellschaftliche Strukturen kritisch zu hinterfragen und den sozialen Wandel mitzugestalten.“

In Praxisprojekten will Stamm mit den Studierenden erproben, wie Nachhaltigkeitsmaßnahmen in der Sozialen Arbeit konkret umgesetzt werden können. „Natürlich sind die meisten Sozialarbeiter*innen keine Expert*innen für das Thema. Die Konzepte, die die Studierenden entwickeln, dürfen deshalb nicht überfordern. Zu ersten Einrichtungen in Münster, die an einer Zusammenarbeit interessiert sind, habe ich bereits Kontakt aufgebaut. Als Neuzugang in Münster freue ich mich darauf, die lokale Trägerlandschaft noch besser kennenzulernen und weitere Praxispartner für zukünftige Projekte zu gewinnen.“

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