Studiendekanin Dr. Jutta Rach hat uns die Fragen aus dem Homeoffice beantwortet, von wo aus sie - wie auch ihre Kolleginnen und Kollegen - aktuell ihre Lehre unterrichtet. Sie vermutet, dass nach der Krise vermehrt eine Mischung aus Online- und Präsenzformaten eingesetzt wird. Auf die Präsenzlehre kann aber nicht verzichtet werden. (Foto: privat)

Leere Bibliotheken, geschlossene Hörsäle, Studium von zu Hause - so ist die aktuelle Situation an deutschen Hochschulen. Damit sich das Coronavirus nicht weiter ausbreitet, haben vor ein paar Wochen bundesweit alle Universitäten und Fachhochschulen die Präsenzlehre eingestellt. Wie gehen die Professoren und Dozenten der Münster School of Business (MSB) mit der Umstellung auf Lernvideos, virtuelle Chatrooms und Videosprechstunden um?

Frau Dr. Rach, welche Möglichkeiten des E-Learnings werden aktuell an der MSB angeboten? Welche Tools werden am häufigsten genutzt und warum?

Seit Einstellung der Präsenzlehre an der FH Münster werden in allen Studiengängen an der MSB digitale Lehrformate genutzt, damit der Lehrbetrieb weitergeführt werden kann. Die Lehrenden haben sehr schnell auf die neue Situation reagiert und die Digitalisierung ihrer Veranstaltungen in Angriff genommen. Hierzu war ein reger Austausch von Erfahrungen mit den unterschiedlichen Tools zu beobachten, was sicherlich sehr dazu beigetragen hat, dass wir jetzt nahezu flächendeckend in unseren Veranstaltungen Lehre digital anbieten können. Über eine Erhebung, die wir in der letzten Woche durchgeführt haben, zeigte sich nicht nur, dass fast alle Lehrveranstaltungen über E-Learning-Formate verfügen, sondern auch, welche Tools vorzugsweise genutzt werden. Ganz vorne stehen asynchrone Formate, bei denen die Studierenden zum Beispiel über ILIAS zeitlich flexibel auf Materialien wie Lehrvideos, Übungen oder weitere Selbstlernmaterialien zurückgreifen können.

Synchrone Formate, die eine zeitgleiche Kommunikation untereinander ermöglichen, werden nur in bis zu 35 Prozent der Lehrveranstaltungen eingesetzt. Meistens geschieht das in Veranstaltungen höherer Semester, einfach weil die Gruppen kleiner sind und Kommunikation dort über Konferenztools wie Zoom oder DFNconf auch sinnvoll gestaltet werden kann. In großen Gruppen ist das synchrone Arbeiten sehr viel schwieriger durchzuführen.

 

Wird es auch nach der Coronakrise vermehrt Online-Vorlesungen und E-Seminare geben? Wohin geht der Trend?

Prognosen abzugeben ist natürlich immer schwierig. Wir werden erst nach der Krise wissen, welche Auswirkungen diese auf die zukünftige Lehrlandschaft haben wird. Meine persönliche Einschätzung ist, dass bedingt durch den Druck, sich aktuell mit digitalen Lehrformaten zu beschäftigen, die Scheu vor dem Einsatz digitaler Tools sinken wird. Zu vermuten ist, dass Panopto, Zoom & Co. zukünftig vermehrt in einer Mischung aus Online- und Präsenzformaten eingesetzt werden. Ich denke aber, Präsenzlehre wird an der MSB auch weiterhin einen großen Stellenwert behalten.

 

Welche Vorteile hat die digitale Lehre?

Der größte Vorteil zeigt sich gerade sehr deutlich: Man kann zu jeder Zeit und an jedem Ort dank digitaler Medien studieren. Ohne digitale Medien würde der Studienbetrieb in der aktuellen Situation massiv eingeschränkt sein.

Die digitalen Lernformate bieten natürlich auch die Möglichkeit, sich mit neuen Techniken auseinanderzusetzen und andere Arbeitsformen zu erproben. Zum Beispiel wird man darin geübter virtuelle Konferenzen zu führen - eine Arbeitsweise, die auch in den Unternehmen vermutlich zunehmen wird und die eine andere Vorbereitung und Kommunikation als ein Treffen in Präsenz erfordert. Ein weiterer Trend ist das kollaborative Arbeiten über Tools, die Filesharing ermöglichen. Diese Arbeitsform kann in der Lehre dann eingesetzt werden, wenn gemeinsame Produkte entwickelt werden sollen und bereitet gleichzeitig auf die Anforderungen der modernen Arbeitswelt vor.

 

Was sind Herausforderungen und wie können sie gemeistert werden?

Zunächst gibt es Herausforderungen technischer Natur: Laufen die Systeme? Können alle Studierenden auf die digitalen Lehrangebote zugreifen? DVZ und Bibliothek haben in den letzten Wochen schnell reagiert, neue Lizenzen und E-Ressourcen erworben und Anleitungen zu den bereitgestellten Tools veröffentlicht.

Eine große Herausforderung für die Studierenden im Home-Seminar ist es die Motivation zu finden, sich mit den Lehrinhalten der verschiedenen Veranstaltungen zu beschäftigen. Im normalen Studienbetrieb verschaffen sich viele Studierende mit dem Besuch von Vorlesungen und Seminaren eine Struktur in ihrem Studienalltag. Diese Routine motiviert viele, genauso wie das regelmäßige Treffen mit anderen Studierenden, ob zum Lernen oder einfach zum privaten Austausch. Das fällt jetzt weg.

Auch wir Lehrenden stehen vor der Herausforderung, uns in die Systeme einzuarbeiten und aus einem Präsenz-Seminar ein Online-Seminar zu machen. Die Darstellung von Inhalten, Übungen und Arbeitsaufträgen muss gut durchdacht werden, da die schnelle Nachfrage und Antwort wie im Vorlesungssaal nicht mehr möglich sind. Wir müssen die Studierenden über E-Mail, Foren oder andere Kanäle begleiten, wenn Fragen auftauchen. Das kostet natürlich mehr Zeit.

 

Welche Tipps geben Sie Studierenden im Homestudium? Wie klappt das Lernen zu Hause noch besser?

Lernen ist ein sehr individueller Prozess, daher muss jeder auch seinen eigenen Weg finden, um mit der Herausforderung Homestudium umzugehen. Es gibt jedoch einige Punkte, die helfen können, sich regelmäßig mit dem Lernstoff zu beschäftigen:

  1. Entwickeln Sie eine Struktur, die Ihrem Tag einen Takt gibt. Dabei sollten sich Phasen der Arbeit und der Erholung abwechseln. Sie sollten selbst entscheiden, wie lang Ihre Arbeitsphasen sind, diese sollten jedoch zwei Stunden nicht überschreiten. Setzen Sie sich einen Zeitpunkt, an dem Sie mit dem Lernen starten und einen, an dem Sie aufhören zu lernen.
  2. Gönnen Sie sich Pausen und Belohnungen. Wenn Sie ein Etappenziel erreicht haben, gönnen Sie sich eine Runde Netflix oder andere Sachen, die Sie als Belohnung empfinden.
  3. Bewegen Sie sich mindestens einmal am Tag an der frischen Luft.
  4. Ganz wichtig: Halten Sie die Kommunikation mit Ihren Mitstudierenden aufrecht. Holen Sie sich Zuspruch, wenn Sie frustriert sind und binden Sie die sozialen Kontakte in Ihren Tagesplan ein.


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