Julia Heitsch an ihrem ersten Tag an der Xihua University in China. (Foto: privat)

"Mit 16 Jahren war ich ein Jahr lang in Indien. Danach dachte ich, mich kann nichts mehr schocken. Aber jedes Mal, wenn ich in ein neues Land komme, ist es anders. Ich lerne neue Dinge und mache Erfahrungen, die den Horizont erweitern", sagt Julia Heitsch, die sich schon immer für Internationalität begeistern konnte. Nach Indien folgte noch ein Aufenthalt in England, später dann noch in Kolumbien. Nach der Schule steht für die gebürtige Altenburgerin fest, dass es auch ein Studiengang mit internationaler Ausrichtung sein muss. Sie wird fündig und schreibt sich im European Business Programme (EBP) an der FH Münster für den neuen Studienzweig mit der Xihua University in Chengdu ein. "Das war etwas ganz Neues. Das hat mich einfach gereizt", berichtet sie. 2018 startete sie mit der ersten Kohorte von EBP-Studierenden auf in unbekannte Sphären.

Julia Heitsch unternahm im Winter eine Reise nach Tibet: Auf dem Bild sieht man sie in der Landschaft des Himalayas. Auf der Reise sah sie außerdem viele Klöster, die Residenz des Dalai-Lamas in Lasha und den Jokhang Tempel - das tibetische Heiligtum. (Foto: privat)

"Anfänge sind immer etwas holprig, aber wir als Gruppe waren total unvoreingenommen und die Vertreterinnen und Vertreter der Partnerhochschule in China haben wir auch als sehr offen erlebt." Diese Erfahrung habe dazu beigetragen, dass sowohl die Deutschen als auch die Chinesen daran gewachsen seien und dass beide Seiten sehr geduldig miteinander waren. "Ich habe mich aber auch gut vorbereitet gefühlt, da wir bereits ein Jahr vorher eine Spracheinführung und interkulturelle Trainings hatten", sagt die heute 24-Jährige. Viele Dinge funktionieren vor Ort anders: "Wir kamen ja aus der Fahrradstadt Münster, in China brauchten wir kein Rad zu kaufen. Über WeChat kostet das Bike-Sharing im Monat vier Euro, überall standen Fahrräder herum, mit denen wir von der U-Bahn bequem zum Campus fahren konnten." Auf dem Campus wohnen alle Studierenden zusammen - normalerweise leben vier bis sechs von ihnen in einem Zimmer zusammen. "Es gibt einfach viele Studierende und wenig Platz, aber wir hatten Glück und bekamen jeder unser eigenes Zimmer, welches eigentlich für Lehrpersonal vorgesehen war."

Julia Heitsch (2.v.r.) beim chinesischen Neujahrsfest mit der Familie ihrer besten Freundin. (Foto: privat)

Die kulturellen Unterscheide stellten für sie manchmal eine Hürde dar: "Unsere Werte bezogen auf Umwelt, Natur und den Umgang mit Menschen unterscheiden sich schon", findet Heitsch. Es sei schwieriger, mit Chinesen in engeren Kontakt zu kommen, Freunde zu finden, und die chinesische Sprache mache es nicht leichter. Das Lernen für die Uni stehe für chinesische Studierende immer an erster Stelle und - geprägt durch den sozialistischen Kollektivismus - hätten Chinesen manchmal andere Vorstellungen als die eher durch Individualismus geprägten deutschen Studierenden. Im ersten Semester ist Heitsch deshalb etwas enttäuscht, dass es so schwierig ist, Anschluss bei den Chinesen zu finden. Aber trotz all der Barrieren findet sie in China eine beste Freundin, die ihr Bräuche und Traditionen näherbringt: "Meine Freundin lud mich über die Feiertage zum chinesischen Neujahrsfest zu sich nach Hause ein. Sie fand es wichtig, dass ich diese besonderen Tage nicht alleine verbringe." Drei Tage lang feiert Heitsch auf dem Land mit der ganzen Familie der chinesischen Freundin: Sie spielen zusammen Spiele und sie bekommt auch Geschenke. "Zum Neujahrfest ist das in China immer ein roter Umschlag mit viel Geld. Das wollten wir auf keinen Fall annehmen, aber meine Freundin sagte, das zurückzuweisen wäre schlimmer. Also bin ich über meinen 'kulturellen' Schatten gesprungen und habe das Geschenk angekommen." Das Kartenspiel Mah-Jongg (ähnlich wie Rommé), das leckere Essen und das gigantische Feuerwerk wird der Studentin noch lange in Erinnerung bleiben. "Das war eine richtig tolle Erfahrung."

Lichterfest zum chinesischen Neujahr. Die Stadt wird mit bunten Lichtern und Figuren geschmückt. (Foto: privat)

Trotz der Startschwierigkeiten, die 24-Jährige würde wieder nach China gehen: "Ich bin mir sicher, der chinesische Markt wird immer relevanter werden und ich bin dankbar dafür, meine Erfahrungen aus diesem Land im Gepäck zu haben." Heitschs Fazit: "Ich finde, interkulturelle Kompetenzen machen zukunftsfähig - daher sage ich dem EBP auch weiterhin eine gute Zukunft als starkem internationalen Studiengang voraus. Vor allem Empathie - die Fähigkeit, sich in einen anderen Menschen einzufühlen zu können - stellt dabei für mich eine zentrale Rolle dar. " Nach dem EBP-Abschluss wird sich Heitsch für ein Masterprogramm mit Doppelabschluss in St. Petersburg einschreiben. Das nächste Abenteuer in einer neuen interkulturellen Welt wartet also schon: "Wenn man so viel rumkommt, kann man sich überall das Beste abgucken."

Julia Heitsch (r.) mit ihrer Freundin in einem traditionell chinesischen Teegarten. (Foto: privat)


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