Mpho Letsoalo (r.) bei der Gruppenarbeit mit Jugendlichen vor der Coronakrise. (Foto: Young Aspiring Thinkers)

Gibt es ein Projekt, was benachteiligten High-School-Schülern hilft, was innovative Ideen zutage fördert, und wovon auch noch die Umwelt profitiert? "Ja, das gibt es, und wir haben es uns ausgedacht", sagt Mpho Letsoalo, Studentin des Masterstudiengangs International Marketing and Sales der FH Münster. Sie ging kürzlich für ein Praktikum bei Google in ihre Heimat Südafrika zurück und nutzte die Zeit vor Ort auch, um ein innovatives Konzept zu entwickeln: Gemeinsam mit Prof. Dr. Bert Kiel von der Münster School of Business (MSB) stellte sie eine Summer School zum Thema "Social Entrepreneurship" für benachteiligte Schüler auf die Beine - Hilfe bei der Umsetzung bekamen sie von Dr. Moses Onyoin, Claudia Umanzor und Iulia Stroila von der MSB. Die Jugendlichen erhielten dabei die Aufgabe, jeweils ein Problem in ihrer Community mit einer innovativen Businessidee zu lösen, die der Gesellschaft und der Umwelt zugutekommen, und die sich auch finanziell rechnet.

"In einigen Regionen in Südafrika wachsen Studierende in Armut und ohne Zugang zum Internet auf. Aber die Jugendlichen haben einen wachen und schlauen Geist. Für sie wollten wir etwas tun", schildert die Südafrikanerin den Ausgangspunkt für das Projekt. "Wir haben dabei das Thema soziales Unternehmertum gewählt, um das Bewusstsein dafür zu schärfen, dass Rentabilität und ökologische Nachhaltigkeit koexistieren können. Wir brauchen mehr Menschen, die lernen, dass man ein Unternehmen gründen kann, das die Umwelt schützt und gleichzeitig Geld verdient." Bei dem Erstellen des Konzepts habe ihr geholfen, dass sie bereits in Berlin und in den Modulen des Masterstudiengangs mit dem Konzept des sozialen Unternehmertums in Berührung gekommen sei. Mit dem fertigen Entwurf wandte sie sich an die Organisation "Young Aspiring Thinkers", die mit Schülern der Olivienhoutbosch Secondary School arbeiten, und bot das Konzept zusammen mit ihnen online an.

Dabei sprach zunächst Prof. Kiel von der MSB per Videobotschaft zu den Schülern, um ihnen deutlich zu machen, was das Projekt beinhaltet, was die Bewertungskriterien sind, und warum es wichtig ist, dieses umzusetzen. Dabei brachte er die Problematik wie folgt auf den Punkt: "Unsere Welt verändert sich, und ein Teil davon geschieht, weil wir, die Menschheit, mit unserer Wirtschaft die Umwelt auf diesem Planeten verändern - leider nicht zum Besseren. Die Vorstellung davon, wie wir unsere Volkswirtschaften führen, hat sich im letzten Jahrhundert nicht viel verändert, und wir laufen in die falsche Richtung." Er findet, die Wirtschaft solle den Menschen zur Befriedigung ihrer Bedürfnisse dienen. Heute jedoch dienten die meisten Menschen den Unternehmen, die zu einer kleinen mächtigen Geldelite gehörten, die sich oftmals selbstsüchtig und jenseits aller Vorstellungskraft bereichern. Kiel: "Diese falsche Vorstellung wird mit sozialem Unternehmertum korrigiert werden. Ich freue mich, dass auch wir mit unserer Summer School in Südafrika einen kleinen Beitrag zur Gerechtigkeit leisten können." Nach dieser Einstimmung bildeten sich schnell online die Gruppen "Sewage Ops Inc", "Mission Green" und "Eco-Technologies Inc", um ihre Aufgabe zu lösen. Am Ende der Projektphase präsentierte jede Gruppe virtuell ihre Ergebnisse vor einer zehnköpfigen internationalen Jury aus Vertretern des Unternehmens Unilever und der MSB.

Mpho Letsoalo (r.) engagiert sich für benachteiligte Jugendliche in Südafrika. (Foto: Young Aspiring Thinkers)

Als erstes startete die Gruppe "Sewage Ops Inc" (auf Deutsch Schutzwasserentsorgung). Sie hatte die Aufgabe, die Gemeinde Olivienhoutbosch mit sauberem Wasser und sanitären Einrichtungen zu versorgen. "Wir haben in unserer Gemeinde einen Abwasserüberlauf, der die Lebensgrundlagen der Gemeinde stark beeinträchtigt. Dies verursacht nicht nur Gesundheitsprobleme, sondern dieser Überlauf setzt auch Treibhausgase frei", erklärt Mandy Mojela. Aus diesem Grund hat das Team ein wasserbeständiges Gerät entwickelt, das erkennt, wann es zu einem Abwasserausbruch kommen wird. Um es zu implementieren, plant die Gruppe eine Partnerschaft mit dem Ministerium für Wasser und sanitäre Einrichtungen, das auch Finanzgeber sein soll.

Die zweite Gruppe "Mission Green" hatte sich zum Ziel gesetzt, die Umweltverschmutzung in der Gemeinde Olivienhoutbosch zu reduzieren. "Unsere Lösung besteht darin, dass wir ein dreirädriges Fahrrad mit Recycling-Behältern für Papier, Plastik und Glas entwickeln", berichtet Takudzwa Madyauta. Mit diesem sogenannten "Binny Bike" sollen Angestellte den Abfall in der Gemeinde aufsammeln, ihn aufteilen und zu Recyclingzentren bringen, so ihre Vorstellung. Finanzieren wollen sie das Ganze, in dem sie von Gemeindemitgliedern eine kleine Gebühr für die Sammlung des Abfalls verlangen.

Das Team "Green Mission" will die Verschmutzung vor Ort bekämpfen und präsentierte sein Konzept virtuell vor Vertretern der Jury - hier rechts unten im Bild ist Claudia Umanzor von der MSB zu sehen. (Foto: Mpho Letsoalo)

Das Team "Eco-Technologies Inc" hat sich ebenfalls mit dem Thema Abwasser beschäftigt. Ihr Motto lautet: Bessere Umwelt, bessere Zukunft. Ihre Aufgabe besteht auch darin, das Abwasser in ihrer Gemeinde zu beseitigen. "Wir haben uns einen Prototyp eines Ortungsgeräts mit Sensoren, GPS-Satelliten und mehr ausgedacht, das den Druck des Wassers erfasst und überwacht", sagt Phetolo Nkoana. Damit könne ein Abwasserüberlauf frühzeitig erkannt werden und die Gemeinde könne rechtzeitig eingreifen. Das Team strebt an, dies Gerät an die Gemeinden in Südafrika zu verkaufen.

Das Team "Eco-Technologies Inc" hat einen Prototyp eines Ortungsgeräts entwickelt und stellte seine Idee virtuell vor Vertretern der Jury vor - rechts (3.v.u.) ist wieder Claudia Umanzor von der MSB dabei. (Foto: Mpho Letsoalo)

Die zehnköpfige internationale Jury war sehr beeindruckt davon, was die Jugendlichen in so kurzer Zeit auf die Beine gestellt haben. Als Belohnung erhielten sie ein Teilnehmer-Zertifikat, eine finanzielle Unterstützung, um sich an einer Hochschule zu bewerben, was sich viele sonst nicht leisten könnten, und Bücher - so zum Beispiel die Biografie des Nike-Gründers mit dem Titel "Shoe Dog". "Die Schülerinnen und Schüler sind nun wieder dabei, Prüfungen zu schreiben und ihr Schuljahr zu beenden. Aber wenn wir den zweiten Teil dieses Programms durchführen, werden wir darüber nachdenken, wie sie auch den Unternehmen und der Regierung ihre Idee nahebringen können", sagt Letsoalo.
Die Initiatorin des Projekts freut sich über den Erfolg der Summer School: "Ich selbst habe während meiner gesamten Ausbildung viel Unterstützung durch Finanzmittel, Mentoren, Praktika und andere unglaubliche Möglichkeiten erhalten, und deshalb ist es mir wichtig, auch diejenigen, die zu mir kommen, zu fördern."

Die Veranstaltung wurde neben der FH Münster auch von Unilever und der Nichtregierungsorganisation Young Aspiring Thinkers aus Johannesburg gefördert.

Die Jugendlichen wachsen in diesen Seminaren oft über sich selbst hinaus: Die drei Teilnehmerinnen freuen sich über das Buchgeschenk und die Teilnehmerurkunde der FH Münster. (Foto: Young Aspiring Thinkers)


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