Sustainability und der AHA-Moment

Bildunterzeile: Nadine Müller in ihrer Funktion als Managerin für die Themen Corporate Responsibility / Diversity, Equity & Inclusion. (Foto: privat)
"Als ich 2012 im European Business Programme am Fachbereich Wirtschaft der FH Münster ins Studium gestartet bin, waren die Inhalte noch sehr BWL-lastig", berichtet die 29-Jährige. Aber es dauert nicht lange, bis sie an der Partnerhochschule in Portsmouth das erste Mal mit dem Thema Sustainability in Berührung gerät. "Das war für mich ein AHA-Moment, zu merken, es muss nicht immer um Profit gehen und dass man als BWLerin unterschiedliche Stakeholder im Blick haben muss." Zurück in Deutschland vertiefte sie am Fachbereich Wirtschaft, der Münster School of Business (MSB), jedoch zunächst den Bereich Marketing. "Am Anfang des persönlichen Weges weiß man eben manchmal noch nicht, wo die Reise hingeht." Das findet Nadine ganz normal und befürwortet es darum, dass man dies auch in Lebensläufen abbildet: "Es ist nicht immer die klar vorgezeichnete Spur, wo man von Anfang an weiß, wo es hingehen soll, wie es uns oft in den sozialen Netzwerken vermittelt wird." Aber Stopp: Erst einmal zurück zu dem Beginn von Nadines Reise und diese begann in Hagen.

Ab nach Münster

Mit ihrer Schule aus Hagen fährt Nadine 2011 zum Hochschultag in Münster, wo ihr das MSB-Team das European Business Programme (EBP) vorstellt. "Ein Doppelabschluss und ein 1,5-jähriger Aufenthalt in England, der Teil des Studiums ist, haben mich überzeugt. Ich hatte bereits in der Schule an einem Austausch in die USA teilgenommen. Internationalität hat mich immer schon gereizt." Auch das integrierte sechsmonatige Praxissemester und dass der Studiengang klein, persönlich und überschaubar ist, hätten für sie den Ausschlag gegeben, sich 2012 einzuschreiben, erinnert sich die Alumna zurück.

Hüte werfen mit der EBP-Family

"Das war für mich ein super Übergang von der Schule zum Studium." Schnell lernt sie neue Kommiliton*innen kennen und die "EBP-Family" wächst zusammen. Vor allem die Studierenden, mit denen sie später nach Portsmouth geht und eine WG bezieht, wachsen ihr ans Herz. "Erst war der Start in England etwas holprig, aber nachdem wir uns eingewöhnt hatten, genossen wir die schönen Seiten - wie am Meer zu wohnen und eine neue Kultur kennenzulernen." Inhaltlich merkt sie, neben dem erwachenden Interesse für Nachhaltigkeit, dass sie der volkswirtschaftliche Blick auf die Wirtschaft im Studium reizt. "Es war spannend in der VWL-Vorlesung zu analysieren, wie jeder einzelne Akteur einer Volkswirtschaft wirtschaftliche Entscheidungen trifft und mit anderen in Interaktion tritt. Besonders interessant finde ich hier den Blick aufs große Ganze - das reizt mich auch an meinem jetzigen Job, bei dem ich international und konzernweit arbeite und dabei verschiedene Interessen in Einklang bringen muss." Also eine Fähigkeit, die sie später auch als Managerin für DEI gut brauchen kann. Weitere Kompetenzen entwickelt sie in ihrem Praxissemester bei Douglas, wo sie zunächst ihren Marketing-Fokus weiter vertieft: Bei den internationalen Kampagnen arbeitet sie etwa an Change-Management-Themen und sammelt Erfahrungen darin, wie es gelingt, bei neuen Dingen alle ins Boot zu holen. Dann schließt sie ihr Studium an der MSB 2016 erfolgreich ab. Zu den Highlights aus der EBP-Studienzeit gehören für sie die Summer-Lounge in Münster und die Abschlussfeier in England, wo alle Talare trugen und auf den Stufen der historischen Portsmouth Guildhall ihre Hüte hochwarfen.
Bildunterzeile: Der Studienabschluss in Portsmouth bleibt für Nadine Müller ein unvergessenes Highlight. (Fotos: privat)

Was nun? Ein Master!

Bildunterzeile: Nadine Müller mag die grünen Oasen im Münsterland - hier die Burg Hülshoff in Havixbeck. (Foto: privat)
Dass sie noch ein Masterstudium anschließen wollte, stand für Nadine bereits fest. "Ich wollte einfach eine Richtung noch weiter vertiefen, um das Passende für mich zu finden." Zudem möchte sie gerne noch in Münster bleiben, ihr Lieblingsort ist der Botanische Garten. "Ich liebe es, mir im Alltag Mini-Oasen zu suchen. Im Grünen, zwischen den alten Bäumen und am See fühle ich mich wohl." 2016 startete sie daher "um einmal das Modell Uni auszuprobieren" an der WWU in ein Masterprogramm mit dem Schwerpunkt Marketing. "Für mich war das optimal, denn im Masterstudium waren die Gruppen an der Uni Gott sei Dank übersichtlich - genau wie im EBP." Praxiserfahrung sammelt sie weiterhin: Als Praktikantin bei majorel in Gütersloh (vorher Arvato Bertelsmann) erhielt sie 2016 Einblicke in die Bereiche Customer Relationship Management, Strategie und Transformation. 2018 wird sie dort als Werkstudentin auf ein Praktikum in der Bertelsmann-Zentrale im Bereich Corporate Responsibility (CR) aufmerksam. "Erst dachte ich, mit meinem Marketing-Fokus muss ich mich erst gar nicht bewerben, da ich im CSR-Bereich keine Arbeitserfahrung vorweisen konnte."

Es klappt, wenn man es trotzdem probiert

Sie schiebt ihre Bedenken zur Seite, probiert es trotzdem und: Es klappt! "Ich habe mich so gefreut!" Schon in dem Praktikum merkt sie, das ist IHR Ding. Bestärkt darin, das Richtige gefunden zu haben, schreibt sie ihre Masterarbeit, zum Thema, wie unterschiedliche CSR-Kommunikationsstrategien auf Kunden wirken und schließt das Studium an der WWU erfolgreich ab. 2019 startet sie dann als Managerin Corporate Responsibility, Diversity, Equity & Inclusion in der Bertelsmann-Zentrale.

Eine Berufung, kein Beruf

"Mir sind Werte gegenüber Menschen und der Natur super wichtig. Manchmal fühlt sich mein Job deshalb gar nicht wie ein Job an. Ich mache das einfach sehr gerne." Dass diese ideellen Werte ihre Berufswahl so stark beeinflussen würden und dass sie mit ihren BWL-Kenntnissen helfen will, bestimmte Ziele umzusetzen, habe sie erst mit der Zeit gelernt. "Ich möchte meine Arbeitskraft und Leidenschaft dafür einsetzen, dass es Menschen und der Umwelt besser geht." Dabei ist ihre Hoffnung, dass sie im Unternehmen etwas bewirken können, das Vorbildcharakter für die Gesellschaft hat.

Awareness-Building ist der Anfang von allem

Ihr Alltag als Managerin ist bunt und fröhlich. Durch viele Projekte wird es nie langweilig. Dabei ist sie nah am Vorstand positioniert und erlebte beispielsweise hautnah mit, wie die Chefetage sich einheitlich mit einem Diversity Statement für das Thema stark machte. Aus dem Statement erarbeitete sie mit ihrem Team anschließend eine Richtlinie, in der festgehalten wird, wie bei Bertelsmann zusammengearbeitet wird. "Wir setzen auf Awareness-Building, zu einer Kultur der Zusammengehörigkeit und Inklusion kann jede*r etwas beitragen." Dazu hat sie auch kürzlich für internationale Kolleg*innen eine Schulung angeboten. Die guten Sprachkenntnisse aus dem EBP zahlen sich im Berufsalltag immer noch aus, findet die Alumna.

Ziele der Zukunft

In ihrer jetzigen Position setzt sich Nadine dafür ein, dass Menschen nicht benachteiligt werden - beispielsweise aufgrund des Geschlechts. "Wir hatten uns zunächst eine Frauenquote von einem Drittel in Führungspositionen für die 145.000 Mitarbeitenden als Ziel gesetzt. Langfristig gesehen, sollte Gender Equity für Unternehmen das Ziel sein." Wichtig sei es dabei, alle in diese Change-Management-Prozesse einzubinden und beispielsweise ebenfalls Ängste der Männer ernst zu nehmen, die sich dadurch in gewisser Weise in ihrer Position bedroht sehen können. Zudem möchte sie für Eltern etwas tun, damit Männer und Frauen, die Elternzeit nehmen, dadurch keinen Karriereeinbruch erleben. Das Eltern-Kind-Büro oder Jobsharing-Modelle dienen hier als erste Ansatzpunkte.

Tipps für mehr Inklusion im Alltag

Die gute Nachricht: Wer etwas ändern möchte, kann sofort beginnen. Beispielsweise mit Nadines Inklusionstipp für die Besetzung von Jobs: "Wir beurteilen Menschen oft unbewusst aufgrund von unterschiedlichen Kriterien. Bei der Jobbesetzung sollte uns vorab kein Foto bei der Auswahl beeinflussen oder im Bewerbungsgespräch, ob der*die Bewerber*in auch BVB-Fan ist oder Ähnliches. Zählen sollte nur, wer objektiv die oder der Beste für den Job ist." Die Kolleg*innen aus den USA seien immer sehr befremdet, wenn Nadine erzählt, dass deutschen Bewerbungen ein Foto beiliegt.

Inklusion als Business Case

Bildunterzeile: Nadine Müller bei einer Aktion, die das LGBTIQ+ Mitarbeitenden-Netzwerk be.queer letztes Jahr zum Pride Month gemacht hat. (Foto: privat)
Am wichtigsten ist Nadine im Alltag der Spaß an der Zusammenarbeit mit unterschiedlichen Menschen und dass sie immer wieder Neues dazulernt. Vor Corona war sie mit der LGBTIQ-(Lesbian, Gay, Bi, Trans, Inter, Queer) Gemeinschaft auf der ColognePride-Parade. "Das war wunderbar. Die Ufa, eine Film- und Fernsehproduktion von Bertelsmann, hatte einen eigenen Wagen, auf dem wir zusammen gefeiert haben." Der Kontakt mit Menschen macht ihr einfach Freude. Social-Skills sind in ihrem Job das A und O. Sie möchte sich aber auch dafür stark machen, dass Unternehmen Inklusion und alles, was dazugehört, zukünftig noch mehr als Business Case begreifen. "Das ist kein Nice-to-have mehr. Eine produktive Kultur der Zusammengehörigkeit wirkt sich positiv auf die Motivation und die Kreativität der Mitarbeiter*innen aus und trägt dazu bei, dass Unternehmen nachhaltig wettbewerbsfähig bleiben. Keine Firma sollte es sich leisten, dieses Potenzial brach liegen zu lassen."

Work-Life-Balance

Da Nadine mit großer Motivation dabei ist, muss sie aufpassen, dass sie nicht zu viel arbeitet. "Wenn ich völlig platt bin, zwinge ich mich, nach Hause zu gehen. Denn ausgebrannt kann ich für meine Ziele nichts mehr erreichen." Oft gehe sie dann laufen und fühle sich nach der Bewegung fitter, als wenn sie auf dem Sofa versinkt und Netflix schaut. Wichtig findet sie es, am Wochenende abzuschalten. "Es gibt Unternehmen, da kann man am Wochenende keine Mails schreiben. Das finde ich gut." Ein guter Arbeitstag startet für die Alumna damit, sich neue Impulse und Anreize für ihren Job zu holen. "Deshalb war auch das EBP als Studiengang so passend für mich: Es hat mir immer wieder neue Türen geöffnet und Möglichkeiten geschenkt, unterschiedliche Wege auszuprobieren, bis ich von ganz alleine meine Richtung gefunden habe." Eine Erkenntnis noch zum Schluss für die jetzigen Studierenden: "Erfahrungen müssen nicht immer supertoll und spaßig sein, sondern lehrreich dafür, den eigenen Weg zu finden. Wenn man dann angekommen ist, spürt man das!"


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