Der Weg von Maryland, USA, nach Münster

Schon während seines Bachelors an der Frostburg State University in seinem Heimatstaat Maryland konnte Colby sich vorstellen, in Zukunft in einem anderen Land zu leben - konkrete Pläne hatte er jedoch keine. Dies änderte sich, als der Absolvent für seinen Master of Business Administration (MBA) an der West Virginia University an einem zweiwöchigen Trip in ein anderes Land teilnehmen musste, um das Studium erfolgreich zu absolvieren. "Ich hatte die Wahl zwischen China und Deutschland. Eigentlich wollte ich an dem Trip nicht teilnehmen, weil er viel zu teuer war, aber es führte kein Weg drum herum", so der 30-Jährige. Nach längerem Überlegen entschied er sich für Deutschland und flog zusammen mit weiteren Kommiliton*innen in sein "Wunschland". Aufgrund der Partnerschaft zwischen der FH Münster und der West Virginia University erkundete Colby die FH und konnte sich einen guten Eindruck vom Studierendenleben in Münster verschaffen. "Mir hat die Hochschule und die Stadt auf Anhieb gut gefallen und ich wusste, dass ich dort einen zweiten Master absolvieren möchte. IMS war perfekt, um mich weiter in Marketing und Sales zu spezialisieren und hatte den Vorteil, dass die Kurse vorrangig auf Englisch angeboten wurden", erklärt der gebürtige US-Amerikaner. Nach seiner Rückkehr in die USA packte Colby erneut seine Koffer und flog zwei Monate später zurück nach Deutschland. Die ersten sechs Monate verbrachte der Absolvent an einer Sprachschule in Münster, um das Sprachlevel B1 in Deutsch zu erreichen. "Ich hatte keinerlei Vorkenntnisse und musste innerhalb kürzester Zeit ein hohes Sprachniveau erreichen - das war eine intensive Zeit", erinnert sich Colby.
Die Zeit an der FH Münster

Obwohl es Ähnlichkeiten zwischen seinem MBA und dem IMS-Masterstudium gab, konnte der 30-Jährige auch Unterschiede feststellen. Die Kompetenz der Professor*innen und das Engagement der Kommiliton*innen sind ihm von Anfang an positiv aufgefallen. Einen großen Mehrwert zog Colby vor allem aus den Praxisprojekten und den Datenanalysekursen, wie etwa Data Mining, da er die erlernten Fähigkeiten auch heute noch in seinem Job anwendet. Obwohl der US-Amerikaner am Anfang oft an seine Grenzen gestoßen ist, wuchs er während des Studiums über sich hinaus und hat viele Softskills aus seiner Studentenzeit mitgenommen. "Ich bin nicht sehr extrovertiert und musste erst lernen, in Gruppenarbeiten aus mir herauszukommen. Heutzutage ist das kein Problem mehr", reflektiert Colby. Eine kleine Herausforderung stellte die Anwesenheitsregelung dar. Während in den USA typischerweise die Note bei unzureichender Anwesenheit runtergestuft wird, ist man in Deutschland größtenteils für seine eigene Anwesenheit zuständig ohne, dass die Note zwangsweise darunter leidet. "Man muss sich wirklich intrinsisch motivieren können, denn es zwingt hier niemanden zu seinem Glück", so der Absolvent. Das Klischee, dass Deutsche schwer zugänglich und nicht besonders offen sind, kann Colby nicht bestätigen. Im Gegenteil - er hat sich von Anfang gut aufgenommen und respektiert von seinen Kommiliton*innen gefühlt und einer von seinen ehemaligen Studienkollegen ist auch heute noch sein bester Freund.
Zweiter Masterabschluss - was nun?
Nachdem Colby 2018 erfolgreich seine Masterarbeit zusammen mit dem Unternehmen GEA bei Münster geschrieben hatte, stand für ihn fest, dass er weiterhin in Deutschland bleiben und bei der Firma tätig sein möchte. "In den USA ist die Denkweise der Menschen sehr fokussiert auf Geld. In Deutschland dreht sich nicht alles nur um den Job, sondern es zählen auch andere Sachen im Leben. Das hat mir von Tag eins an gefallen", erzählt der Absolvent. In seiner Einstiegsrolle als "Global Product Launch Manager" war Colby für die Produkteinführung weltweit mitverantwortlich. Seit drei Monaten besetzt er eine neue Rolle als "Product Owner for Digital Service Tools" und entwickelt ein Händlerportal, um die Interaktion vom Großkonzern zum Händler durch SAP-Integration zu vereinfachen. Mittlerweile lebt Colby mit seiner Freundin und zwei Hunden in einem Haus in Hiltrup, ist seit Jahren ein etablierter Fußballspieler im Fußballverein Albersloh und kann sich ein Leben in den USA nicht mehr vorstellen. "Meine Familie war von meiner Entscheidung in Deutschland zu bleiben nicht begeistert, aber ich fühle mich hier sehr wohl", berichtet er. In den letzten Jahren wurde er immer mehr "eingedeutscht", so der Absolvent. Zu seinem 25. Geburtstag bekam er einen Sockenkranz geschenkt und vor kurzem durfte er an seinem 30. Geburtstag Kronkorken fegen - Traditionen, die es in Maryland nicht gibt. Aber genau das macht diese Erfahrung und der interkulturelle Austausch für Colby so spannend und reizend.
Wir wünschen Colby weiterhin viel Erfolg bei seinen beruflichen Vorhaben und eine tolle Zeit in Deutschland.