Impulse zur Nachhaltigkeit

Prof. Dr. Jan Jarre vom Fachbereich Oecotrophologie - Facility Management geht in den wohlverdienten Ruhestand


Münster/Steinfurt (17. März 2014). „Mit Jan Jarre geht ein ‚Nachhaltigkeits-Pionier‘ der Fachhochschule Münster", sagte Dekan Prof. Dr. Fritz Titgemeyer vom Fachbereich Ocotrophologie - Facility Management. Schon im Januar 1988 habe er in seiner Antrittsvorlesung über die Bedeutung des Umweltsch(m)utzes aus ökonomischer Sicht referiert, ergänzte FH-Vizepräsident Prof. Dr. Richard Korff. In den 27 Jahren an der Fachhochschule habe er stets umweltpolitische Themen in das Lehrgebiet „Didaktik und Methodik der Verbraucherbildung und -beratung" einfließen lassen. Anlässlich seiner Verabschiedung hatte Prof. Dr. Jan Jarre die Tagung „Nachhaltigkeitsimpulse aus der Fachhochschule Münster" organisiert.

„Dies ist ein bescheidener Versuch, hier alle zusammen zu bringen, die sich mit Nachhaltigkeit beschäftigen, denn wir wissen gar nicht, wer alles in der Hochschule an diesem Thema arbeitet", sagte Jarre. In Kurzvorträgen referierten neun Professoren der FH Münster aus ihren jeweiligen Blickwinkeln über die Nachhaltigkeitsforschung.

Bei Prof. Marcus Herrenberger vom Fachbereich Design hieß es „Nachhaltig, aber Hallo! Nachhaltigkeit in ihrer Konsequenz und eine merkwürdige Wende". Herrenberger gab anhand einer Präsentation mit vielen Illustrationen seinen Zuhörern einen Eindruck über die nachhaltig negativen Konsequenzen, die durch Abholzungen von Wäldern oder Flussbegradigungen entstehen.

Inwieweit sich „Nachhaltigkeit nachhaltig lernen" lässt, beschrieb Prof. Dr. Irmhild Kettschau vom Institut für Berufliche Lehrerbildung. Am Beispiel von Tilly Smith, einer Britin, die als Zehnjährige während des Tsunami 2004 im indischen Ozean rund einhundert Menschen das Leben rettete, erklärte Kettschau die Bedeutung des nachhaltigen Lernens. Denn Tilly Smith hatte im Erdkundeunterricht gelernt, dass sich ein Tsunami ankündigt, wenn sich das Meer plötzlich zurückzieht.

Prof. Dr. Konrad Mertens vom Fachbereich Elektrotechnik und Informatik ging in seinem Vortrag der Frage nach, ob die Sonne eigentlich nachhaltig ist. Der Experte für Photovoltaik führte aus, dass eine Fläche von rund 800 Quadratkilometern mit Solarmodulen, zum Beispiel in der Sahara, ausreichen würde, um den Weltenergiebedarf zu decken.

Über die Grenzen für die natürliche Tragfähigkeit der Erde sprach Prof. Dr. Nina Michaelis vom Fachbereich Wirtschaft. Sie erklärte, warum die meisten Ökonomen denken, dass die Wirtschaft ewig weiter wachsen kann und warum technische Lösungen allein für eine nachhaltige Entwicklung nicht ausreichen.

Prof. Dr. Norbert Rath vom Fachbereich Sozialwesen beleuchtete die Nachhaltigkeit des Glücks und inwieweit sich das Streben nach Glück überhaupt mit Nachhaltigkeit vereinbaren lässt.

„Genuss und Nachhaltigkeit gehören zusammen", sagte Prof. Dr. Guido Ritter vom Fachbereich Oecotrophologie - Facility Management. Allerdings sei Genuss kein Zufall und brauche Zeit. In seinem Vortrag „Genuss.Pension meets Next Generation Food" verkosteten die Zuhörer eine preisgekrönte Schokoladensorte.

„Das Kostbarste kann das Billigste sein, wenn es Generationen überdauert", erklärte Prof. Dr. Carola Strassner vom Fachbereich Oecotrophologie - Facility Management in ihrem Vortrag über die Kunst des nachhaltigen Konsums. So seien goldene Essstäbchen, die immer wieder verwendet würden, billiger als Wegwerf-Essstäbchen.

Welches Potential in der nachhaltigen Verwendung von gebrauchten Teebeuteln steckt, beschrieb Prof. Dr. Christof Wetter vom Fachbereich Energie - Gebäude - Umwelt in seinen nicht ganz ernst gemeinten Ausführungen.

Über die Bildungsoffensive für eine nachhaltige Entwicklung sprach Prof. Dr. Nikolaus Wulff vom Fachbereich Elektrotechnik und Informatik. Wulff ist Gründer des hochschulweiten Arbeitskreises „Nachhaltigkeit und Ethik", dem auch Jarre angehört. „Wir haben ein Samenkorn gepflanzt und wollen, dass Studenten Dinge kritisch hinterfragen", so Wulff.

Abschließend machte sich Prof. Dr. Petra Teitscheid vom Fachbereich Oecotrophologie - Facility Management auf die „Suche nach dem guten Leben", beschrieb rückblickend die 20jährige Nachhaltigkeitsforschung an der FH Münster und gab einen Ausblick auf die Zukunft.

Dass sich die Impulse aus dem Studium auch auf die Nachhaltigkeitsarbeit im Beruf auswirken, zeigten die Vorträge von fünf Oecotrophologen. Agnes Diekmann von Urgewald, Claudia Klein‐Hitpass von Borneo Orangutan Survival Deutschland, Bernhard Oberle von der Verbraucherzentrale NRW, Heike Wübbeler von der Energie-Agentur NRW und Melanie Lukas vom Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie gaben einen Einblick in ihre praktische Arbeit.

Abschließend fasste Titgemeyer die wichtigsten Stationen seines scheidenden Kollegen in einer Laudatio zusammen. Jarre hatte 1987 seinen Ruf an die Fachhochschule Münster erhalten. Zunächst lehrte er Volkswirtschaftslehre und wechselte später in den Bereich Verbraucherbildung und -beratung. In dieser Zeit engagierte sich Jarre innerhalb der Hochschule in vielen Funktionen, beispielsweise als Dekan, Prodekan und Auslandsbeauftragter des Fachbereichs sowie als Gründungsprofessor des Bachelor- und Masterstudiengangs Facility Management. Zudem war er als Vorsitzender der Datenverarbeitungskommission, Leiter des Instituts für Praxisentwicklung und Evaluation, hochschuldidaktischer Mentor und Mitglied des Hochschulrates aktiv.
Sein Engagement innerhalb der Hochschule und auch darüber hinaus werde noch lange nachwirken und einen bleibenden „Abdruck" hinterlassen, ist sich Titgemeyer sicher.

„Wenn Sie nicht gewesen wären, hätte ich mir wahrscheinlich einen anderen Job gesucht", machte Gabi Welsch, langjährige wissenschaftliche Mitarbeiterin des Fachbereichs, dem Professor ein persönliches Kompliment zum Abschied.




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