FH Münster produziert Kopfhalterungen für Schutzvisiere aus dem 3D-Drucker

Acht Fachbereiche in Münster und Steinfurt arbeiten zusammen, um zu liefern, was so dringend benötigt wird


Münster/Steinfurt (15. April 2020). Schutzausrüstung ist Mangelware, wird aber dringend benötigt – auch beim Krisenstab Steinfurt und in Krankenhäusern. Es fehlen zum Beispiel Schutzvisiere für das Gesicht. Um die zu produzieren, sind viele helfende Hände und 3D-Drucker gefragt. Davon hat die FH Münster reichlich – und ist kurzerhand in die Produktion eingestiegen.

Seit Tagen laufen die 3D-Drucker in den Laboren und Werkstätten der Fachbereiche Chemieingenieurwesen, Elektrotechnik und Informatik, Energie – Gebäude – Umwelt, Maschinenbau, Physikingenieurwesen, Architektur, Bauingenieurwesen und Design auf Hochbetrieb. Am Projekt beteiligt sind außerdem die Datenverarbeitungszentrale (DVZ) und das Dezernat Gebäudemanagement mit seiner Zentralwerkstatt. Das Ziel in Münster und Steinfurt: möglichst viele Halterungen produzieren. Daran werden Folien befestigt, die das Saerbecker Unternehmen Fotowerbung Waisznor für den Krisenstab Steinfurt kostenlos zur Verfügung stellt, und fertig ist der Schutz. „Im Prinzip ist das wirklich ziemlich einfach“, sagt Maschinenbauinformatik-Student Ludger Wieneke. Er ist auch wissenschaftliche Hilfskraft im Labor von Prof. Dr. Hilmar Apmann – und hält dort den 3D-Drucker in Beschlag. „Wir speisen die digitale Vorlage der Halterung ein und starten den Druckprozess. Dann arbeitet die Maschine von ganz allein.“ Sieben bis acht Stunden dauere es insgesamt, dann seien zwei Bügel fertig. „Unser Drucker hier im Labor ist groß genug, sodass wir gleich mehrere Bügel nebeneinander drucken können“, sagt der 24-Jährige.

Und das passiert gerade nicht nur an den Fachbereichen, sondern auch zu Hause: Viele der Studierenden besitzen privat einen 3D-Drucker und werfen diesen bereitwillig an. „Die Hilfsbereitschaft ist riesig“, freut sich Petra Kraus-Brauckmann vom Arbeits-, Gesundheits- und Umweltschutz. Sie koordiniert die Aktion. Denn als die Anfrage des Krisenstabs Steinfurt kam, man möge doch bitte Kopfhalterungen für Visiere produzieren, handelte die Hochschule blitzschnell – und spannte nicht nur Professorinnen und Professoren, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, sondern auch Studierende ein. „Bei uns am Fachbereich haben wir einfach mal gefragt, wer mitmachen will“, sagt Prof. Dr. Eckhard Finke, Dekan des Fachbereichs Maschinenbau. Fast 35 Freiwillige meldeten sich sofort bei Ingenieur Stefan Averkamp, der seitdem den Überblick behält.

Ganz ähnlich ist die Lage an den anderen Fachbereichen. „Bei uns unterstützen vor allem Zlatko Kraljevic und Jan Breite tatkräftig die Aktion – bei uns in den Werkstätten oder sogar zu Hause am heimischen 3D-Drucker“, sagt Matthias Burhenne vom Fachbereich Design, der Münster School of Design (MSD). Kraljevic ist Diplom-Industriedesigner und Lehrbeauftragter für CAD/3D-Druck an der MSD, Breite studiert dort Produktdesign. „Sie haben sogar während der Osterfeiertage nach dem Rechten geschaut, das nenne ich Einsatz!“ Beeindruckt von der Tatsache, wie schnell sich die einzelnen Fachbereiche der FH Münster zusammengetan haben, ist Prof. Dr. Frank Heimbecher vom Fachbereich Bauingenieurwesen. „Das läuft hier wirklich wie am Schnürchen. Wir sind alle froh, helfen zu können!“ Heimbecher war mit seinem Team maßgeblich an der Produktion der ersten Prototypen für das Universitätsklinikum Münster (UKM) beteiligt – die sich von denen für den Krisenstab Steinfurt nur geringfügig unterscheiden: Der Bügel klemmt die Schutzfolie ein und schiebt sich nicht durch ausgestanzte Löcher. Vom UKM gibt es inzwischen Feedback: Man sei grundsätzlich sehr interessiert, schlage aber kleine Nachbesserungen vor. „Also machen wir alle weiter“, sagt Heimbecher.

Das Ziel, 500 Bügel bis Dienstabend für den Krisenstab Steinfurt hergestellt zu haben, erreichten die vielen Helferinnen und Helfer schnell – und hörten dann nicht auf: Die Teams produzierten insgesamt 1.300 Halterungen. Allein die Münster School of Architecture (MSA) meldete am Ostermontag 180 gefertigte Exemplare. Und weil das Produktionsmaterial bereits zu Neige geht, bestellten viele der Fachbereiche kurzerhand mehr davon. Polylactide oder Polyethylenterephthalat – als aufgerollte Stoffstränge – sind zwei der Materialsorten, die sie auch in Steinfurt einsetzen. Sorge, dass an Nachschub nicht mehr heranzukommen ist, hat dort niemand. „Klar, unsere Hochschule ist nicht die einzige, die druckt. Aber momentan haben wir noch genug Material“, sagt Dirk Schildwächter, Mitarbeiter in der Zentralwerkstatt auf dem Steinfurter Campus. „Ein Kilogramm sind auf einer Rolle, 200 Gramm benötigen wir pro Druck“, so Schildwächter.

Schneller zu werden, vielleicht sogar besser als die anderen – inzwischen ist regelrecht ein kleiner FH-interner Wettbewerb gestartet. „Uns allen macht das einfach viel Spaß, und wir versuchen ständig, den Druckprozess zu optimieren“, sagt Wieneke. „Außerdem ist es natürlich ein tolles Gefühl, in dieser Krise was Gutes zu tun!“



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