Sportlernahrung auf Basis von Insekten
Kölner EXIST-Gründerstipendiaten feilen mit Unterstützung der FH Münster an ihrer Geschäftsidee
Im food lab muenster geht es in den nächsten Monaten immer wieder um Insekten (v.l.): Stipendiat Markus Oligslagers, FH-Vizepräsident Carsten Schröder, Prof. Dr. Guido Ritter vom Fachbereich Oecotrophologie – Facility Management mit Oligslagers Mitstreitern Charlotte Binder und Tim Dapprich. (Foto: FH Münster/Pressestelle)
Eine Geschäftsidee trifft auf Gründungskompetenz und ernährungswissenschaftliches Know-how (v.l.): Markus Oligslagers, Carsten Schröder, Gründungscoach Sandra Fuchs, Prof. Dr. Guido Ritter, Charlotte Binder und Tim Dapprich. (Foto: FH Münster/Pressestelle)
Insekten schmecken, dessen ist sich Prof. Dr. Guido Ritter schon seit Jahren sicher. (Foto: FH Münster/Pressestelle)
Münster (8. September 2017). Insekten als Lebensmittel, im Burger oder Riegel – warum eigentlich nicht? Was in manch anderen Ländern längst üblich ist, ist in Deutschland noch verboten. 2018 könnte sich das aber ändern. Und in diesen neuen Markt wollen Markus Oligslagers, Charlotte Binder und Tim Dapprich einsteigen. Die Kölner kreieren Sportlernahrung auf Basis von Insekten und haben dafür ein EXIST-Gründerstipendium an der FH Münster erhalten. Das umfasst nicht nur Geld, sondern auch Unterstützung durch die Fachexpertise von Ernährungswissenschaftler Prof. Dr. Guido Ritter und Gründungscoach Sandra Fuchs.
„Insekten enthalten sehr viel Eiweiß, wichtige Vitamine und wertvolle Mineralstoffe, sind aber deutlich ressourcenschonender als die konventionelle Tierhaltung“, erklärt Dapprich. Wer sie in seinen Speiseplan einbeziehe, ernähre sich deshalb sehr gesund. „Außerdem ist das Protein von Insekten dem des Menschen ziemlich ähnlich.“ Für Sportler sei das ein wesentlicher Aspekt, wie Dapprich aus eigener Erfahrung weiß. „Ich mache super gerne viel Sport, und eine proteinreiche Ernährung ist für mich unerlässlich. Aber die typischen Proteinpulver aus Molkeprotein bin ich leid, ich will eine gesündere und ökologische Alternative.“ Dass das Insekten sein können, lasen sie erstmals vor rund zwei Jahren. Nach vielen Gesprächen mit Freunden und potenziellen Kunden stand fest, dass ein Markt vorhanden ist. „Also haben wir eine Kurzfassung eines Businessplans erstellt und uns für das EXIST-Gründerstipendium beworben.“
Ihr Studium haben sie inzwischen beendet, die Nebenjobs gekündigt. Nun widmen sich die drei ein Jahr lang ihrem Projekt. Im food lab muenster der Hochschule arbeiten sie an der Produktentwicklung, testen die Konsistenz, feilen an Geschmack und Geruch. „Die Expertise von Prof. Ritter ist für uns unersetzbar“, sagt Binder. „Denn Tim und ich haben BWL studiert, Markus Wirtschaftsinformatik. Uns fehlt also ernährungswissenschaftliches Fachwissen.“ Und das bekommen sie an der FH Münster. „Genau dies ist unser Ansatz. Wir möchten Gründern gute Startbedingungen bieten“, sagt Carsten Schröder, Vizepräsident der FH Münster und Geschäftsführer der TAFH Münster GmbH. „Dieses Serviceversprechen gilt sowohl für Absolventen unserer und auch anderer Hochschulen. Es freut mich immer sehr, wenn sich junge Unternehmertalente bewusst für eine Startphase in unserer Region entscheiden.“
Dass Insekten ein wichtiger Eiweißlieferant der Zukunft werden könnten, davon ist Ritter überzeugt. „Wir Europäer empfinden eine große Abscheu bei dem Gedanken, Larven oder Heuschrecken zu essen.“ Weltweit aber ernähren sich mehr als zwei Milliarden Menschen von den Krabbeltieren. „Es ist nicht ekelig, Insekten zu essen, sondern vielmehr eine Frage der Gewohnheit.“
Ab 1. Januar 2018 gilt die überarbeitete Novel-Food-Verordnung, die das Einführen von Insekten als Lebensmittel im deutschen Markt aller Voraussicht nach möglich macht. „Damit wäre der Weg frei, eine Lizenz zu beantragen“, sagt Oligslagers. „Erhalten wir diese nach Prüfung aller gesundheitlichen Standards, dürfen wir unser Produkt verkaufen.“
Zum Thema:
Das EXIST-Gründerstipendium des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie richtet sich an Studierende, Hochschulabsolventen und Wissenschaftler, die ihre Gründungsidee realisieren und in einen Businessplan umsetzen möchten. Ein Jahr lang erhalten sie finanzielle Zuwendungen sowie Mittel für Sachausgaben und Coaching. Anträge einreichen können Hochschulen oder außeruniversitäre Forschungseinrichtungen.